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Derby-Sensation
Krayer Wahnsinn 2.0 und "Triple-D"

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Essener Stadtderby: Krayer Wahnsinn 2.0
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Die Fußballstadt Essen steht schon wieder Kopf. Underdog FC Kray hat dem großen Rivalen Rot-Weiss Essen die zweite Vollblamage innerhalb eines halben Jahres zugefügt.

Knapp 9000 Augenzeugen kamen sich am Freitagabend vor wie in einem falschen Film. Ein Film, den sie in ähnlicher Form schon vor rund einem halben Jahr gesehen haben. Vor allem nach dem Schlusspfiff hatten alle Beteiligten ein Déjà-vu-Erlebnis. Auf der einen Seiten waren die rot-weissen Versager zu sehen, die sich nach der dritten Pleite in den letzten vier Spielen wüste Beschimpfungen der aufgebrachten RWE-Fans anhören mussten. Auf der anderen Seite die Feierabend-Kicker des FC Kray, die auf dem Rasen des Essener Fußball-Tempels erneut frenetisch jubeln durften. Natürlich wieder mit ihrem Präsidenten Günther Oberholz, der sich während der 90 Minuten wie eh und je aus dem Staub gemacht hatte. Untermalt wurde dieses skurrile Bild von energischen Fascher-Raus-Rufen und der vom Stadionsprecher bewusst bis zum Anschlag aufgedrehten Musikanlage.

Das Spiel an sich war bei weitem nicht so spektakulär wie das Hinspiel. Dem Underdog aus Kray, der zuvor nur eines von 16 Spielen (!) gewinnen konnte, reichten eine starke Defensivleistung sowie ein Geniestreich von Ömer Akman, um den Aufstiegsapiranten auf dessen eigenen Platz in die Schranken zu weisen. Über weite Strecken der Begegnung hatte der Aufsteiger nur wenig Mühe, das plan- und konzeptlose Spiel des Favoriten zu verteidigen. Mehr als Langholz hatte die Mannschaft von Trainer Marc Fascher mal wieder nicht zu bieten. Nichtsdestotrotz sollte das die Leistung des ehemaligen Landesligisten nicht schmälern. Das sah auch Trainer Michael Lorenz so. "Wir haben brutal gegen den Ball gearbeitet, das haben wir überragend gemacht. Das waren wieder die wahren Krayer Jungs."

Erst in der Schlussphase wurde es noch einmal richtig brenzlig für den FCK, als die Gastgeber per Brechstange zu einer Großchance durch Marwin Studtrucker kamen, die Kapitän Philipp Kunz mit einer Glanztat entschärfte (90.). "Wir werden häufig als Essener Filiale bezeichnet, da einige von uns hier gespielt haben. Es scheint so, als würden wir uns immer noch hier wohlfühlen", schmunzelte der FCK-Keeper, der im vergangenen Sommer zusammen mit Vincent Wagner von der Hafenstraße in die KrayArena wechselte.

Für Wagner, der an der Seite von Christian Mengert in der Innenverteidigung ein überragendes Spiel machte, war es erneut ein besonderes Gefühl, an seiner alten Wirkungsstätte im Krayer Trikot als Sieger vom Platz zu gehen. "Ich hasse es einfach, in meinem alten Wohnzimmer zu verlieren. Mich haben viele Kumpels aufgefordert, ein Eigentor zu fabrizieren. Aber den Gefallen konnte ich ihnen leider nicht tun", sagte Wagner, der den Hut vor seinen Kollegen zog: "Die Jungs haben hier über 93 Minuten alles gegeben und sich in jeden Ball geworfen. Am Ende war der Sieg mit Sicherheit glücklich, aber im Abstiegskampf kann uns das egal sein."

Präsident Günther Oberholz war mal wieder nicht zu halten und stürmte wenige Minuten nach dem Abpfiff auf den Rasen. Dort lief er emotional aufgewühlt zuerst auf seinen Manager Fabian Decker zu. Für diesen hatte er einige warme Worte übrig. "Diesen großartigen Erfolg haben wir einer tollen Mannschafts-Leistung zu verdanken. Aber Fabian Decker war es, der diese Truppe zusammen mit dem Trainerteam mit geringen finanziellen Mitteln aufgebaut hat. Er ist erst 25 Jahre halt, das ist in diesen jungen Jahren eine unglaubliche Leistung", sagte Oberholz, der gleich den neuen Spitznamen des Managers verriet. "Wir nenen ihn ab sofort Triple-D - 'Doppel-Derbysieger-Decker'. Das hat er sich absolut verdient."

Unter Umständen könnte Decker bald auch als "Triple-Derbysieger" bezeichnet werden, denn im Frühjahr wartet schließlich noch das Pokalhalbfinale gegen RWE. Die Krayer Supporter skandierten während des Spiels bereits "Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin". Der Respekt vor dem großen Bruder war nach zwei sensationellen Siegen nur noch bedingt spürbar. Sollte es auch im Pokal eine Sensation geben, wäre das wohl kein falscher Film mehr...

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