Revierderby

Der große Präsidenten-Talk

… die aktuelle Aufstiegsregelung.

Welling: Alle Funktionäre sagen, dass die Aufstiegsregelung scheiße ist. Da kannst du mit jedem sprechen, alle sagen, dass es so nicht geht. Sommers: Irgendwann wird es in der vierten Liga relativ einfach. Da wirst du selbst als Traditionsklub auf Dauer nicht überleben können. Dann geht es immer weiter runter und irgendwann war es das. Vielleicht sollten wir eine eigene Liga aufmachen. Welling: Eigentlich ist das keine Option. Aber vielleicht müsste man mal darüber nachdenken. Sommers: Ich find‘s gut. Nicht die Bayern machen eine eigene Liga auf; die vierte Liga im Ruhrgebiet macht eine eigene Liga auf. Welling: Ich glaube, Vereine wie Union Berlin oder St. Pauli wären auch dabei. Sommers: Da läuft es ja auch nicht mehr so gut, gerade bei St. Pauli. Aber mal zurück zur Regionalliga: Wenn du zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Rückrunde keine Chance mehr hast, rechnerisch abzusteigen, aber auch keine realistische Chance hast, noch Erster zu werden, dann ist die Saison gelaufen. Wenn ich Geld sparen will, schmeiße ich dann alle raus. Wir könnten zwar spielen, aber wir kommen nicht zum Spiel. 2:0-Wertung für die Anderen. Ich schicke die zum Arbeitsamt und sag denen, „im Juli sehen wir uns wieder.“ Welling: August! Im Juli sind ja nur Vorbereitungsspiele. Sommers: Nee, ich brauche ja noch jemanden, der mit mir das Stadion fegt. Aber mal im Ernst: Das merkt ja auch der Zuschauer. Nach dem Motto: „Wenn ihr keine Chance mehr auf den Aufstieg habt, dann gebe ich für einen Stadionbesuch kein Geld aus.“

Welling: Dieses Thema „Spannungsabfall“ ist ja in unserer Liga in dieser Saison zum Glück nicht so da. Aber als Meister, wenn du diese Teilnahme an dieser komischen Aufstiegsrelegation sicher hast, spielst du an den letzten zehn Spieltagen gegen Vereine, für die es um nichts mehr geht. Dann kommt da auch keiner mehr. Sommers: Vielleicht ist das ja eine Idee von DFL oder DFB, dass man dieses „Event-Dasein“ schon mal in der vierten Liga übt, damit man später ganz oben großes Kino spielen kann. Frei nach dem Motto: Ist zehn Spieltage vor Schluss schon alles geklärt, muss man sich was Neues einfallen lassen. Die Bratwurst billiger machen, „Oben-ohne-Bedienungen“ oder so etwas. Damit es funktioniert. Der Binder (Thorsten, RWO-Sicherheitsbeauftragter und Vorstandsmitglied, Anm. d. Red.) freut sich auch immer, wenn ich bei ihm mit dem Thema „Cheerleader“ ankomme... Nein, mal im Ernst: Das gehört für mich nicht zum Fußball.

... gesunde Rivalität unterhalb der Fangruppen.

Welling: Da kann ich direkt ein schönes Beispiel von unserem Aachen-Spiel bringen. Unsere Ultras haben sich gesagt: „Zeigen wir den Polizisten doch mal, dass sie überflüssig sind.“ Auch den Kollegen aus Aachen wurde die Botschaft überbracht, dass wir „uns beschimpfen können, aufs Maul hauen ist aber nicht.“ Das sehen wir beide hier ja genauso. Wir wollen uns auch mal beschimpfen, einen dummen Spruch bringen oder auch sieben Tage lang nach dem Sieg sagen, wie toll wir sind. Aber auf alles Andere habe ich keinen Bock. Sommers: Mich hat das in Aachen sehr beeindruckt. Wir müssen ja auch mal betrachten, in welcher Liga wir spielen. Das ist nun einmal kein großes Fußballtennis, was die Zuschauer hier zu sehen bekommen. Im deutschen Bundesgebiet wirst du ja so kaum wahrgenommen. Wenn man sich dann noch gegenseitig fertigmacht und den Anderen schadet, indem man ihnen ein paar Scheiben einschmeißt, hilft das dem Ruhrgebiet nicht weiter. Da habe ich kein Verständnis für.

Auf Seite 3: Sommers und Wellings Ausblick auf die restliche Saison und das Spiel am Sonntag