2014 begann manierlich. Doch statt Tabelle und Gesamteindruck aufzuhübschen, ist Rot-Weiss Essen unversehens in die schlimmste Krise der Saison geschlittert. Die 2:3-Niederlage in Siegen war bereits die dritte in Serie. Überhaupt hat das Team von Waldemar Wrobel erst einen Punkt im neuen Pflichtjahr gewonnen.
Nachdem Alexander Hettich die Gastgeber dann am Dienstagabend im Siegener Leimbachstadion auch noch in Führung gebracht hatte (24.) schien die nächste Niederlage der Bergeborbecker programmiert. Der beinahe unzumutbare Untergrund war ein schweres Handicap, auf das sich die Siegener allerdings deutlich besser einließen. So fehlte es den Essener trotz erkennbaren Aufbäumens an einer Idee und dem passenden Rezept. Nach einem Eckball war immerhin der wiedergenesene Marcel Platzek unvermindert kaltschnäuzig zur Stelle (44.). Auch das veränderte die Kräfteverhältnisse nicht nachhaltig: Siegen agierte cleverer, zielstrebiger und druckvoller: Konstantin Möllering (53.) und Zouhair Bouadoud (79.) zerstörten die zarten Essener Hoffnungen ziemlich humorlos. Max Dombrowkas Treffer zum 2:3-Endstand (89.) war nurmehr Statistik.
Doch wer sollte sich auch gegen die Niederlage stemmen? Markus Heppke saß 60 Minuten lang auf der Bank und verweigerte nach dem Spiel ein Statement. Dabei wäre er als Kapitän gerade in dieser schwierigen Situation gefragt. Andere als Führungsspieler verpflichtete Kicker schwiegen nicht minder eisern und suchten das Weite, wie zuvor schon auf dem Platz viele Akteure nicht in der Lage schienen, das Heft in die Hand zu nehmen.
Waldemar Wrobel musste sich schließlich den Fragen stellen und gestand: "Natürlich sind das jetzt alles Floskeln, aber was bleibt uns übrig? Wir haben uns da gemeinsam rein gebracht, jetzt müssen wir uns gemeinsam wieder raus ziehen." So viel steht fest: Der 44-Jährige hat seine Mannschaft schon unter angenehmeren Begleitumständen auf ein Spiel vorbereitet, als im Vorfeld des Freitagabendspiels gegen Fortuna Düsseldorf II.
Der Vorstand schweigt sich derweil zur unüberhörbaren Trainerdiskussion beharrlich aus, auch wenn der Versuch zum Scheitern verurteilt ist. Zu einem ausdrücklichen Schulterschluss konnten sich die beiden Vorstandsmitglieder schließlich nicht durchringen - allein daraus mag jeder interpretieren, was er will. Mit dem Drei-Affen-Prinzip wird sich diese Krise nicht mehr aussitzen lassen, zumal seit Dienstagabend ein klarer Blick mehr denn je gefragt ist. Auch wenn die Tabelle derzeit noch Sicherheit verheißt, könnte sich dieser Eindruck als trügerisch enttarnen. Eine Mannschaft ohne erkennbare Hierarchie, die eigentlich viel zu gut für ihr derzeitiges Tabellenbild ist, viele Verletzte Schlüsselspieler, ein unruhiges Umfeld - im Hexenkessel Hafenstraße brodeln derzeit viele Zutaten, aus denen Absteiger gebacken sind.