Denn es stellte sich die Frage, warum es der Mannschaft von Waldemar Wrobel nicht schon früher gelang, derartige Leistungen abzurufen. Wir sprachen mit Vincent Wagner über die Situation nach der Partie.
Vincent Wagner, wie war Ihre erste Gefühlslage nach dem Abpfiff? Natürlich sind wir zufrieden, dass wir so eine Serie von Lotte beenden konnten. Nach der Pause war das nicht mehr ganz so stark von uns. Es sind viele Komponenten, die dazu geführt haben, dass wir so eine Partie abliefern konnten. Zum einen ist es gegen Lotte ein ganz anderes Spiel als gegen viele andere Gegner der Liga. Lotte spielt hoch, Lotte spielt mit, da fahren wir zum 1:0 einen tollen Konter, das war herrlicher Fußball. Zudem haben wir zum ersten Mal seit Wochen mit derselben Viererkette gespielt und daher gab es eine neue Stabilität. Damit steht und fällt das Spiel jeder Fußballmannschaft. Wir lassen wenig zu, daraus entwickelt sich das gute Spiel nach vorne. Hinten werden Meisterschaften gewonnen. Jetzt haben wir eine Sicherheit, auch wenn es leider immer noch nicht gelungen ist zu Null zu spielen.
Auch läuferisch gab es am Freitag eine fantastische Leistung. Haben Sie das nach dem Spiel in den Knochen gespürt? Das ist eigentlich ganz einfach: Wenn man gewinnt, fühlt man sich gar nicht platt. Bei einer Niederlage täte alles weh, nach so einem Sieg hat man so viele Glückshormone in sich, da stört einen das alles nicht. Ich hätte noch weiterspielen können.
Vor allem die erste Halbzeit war beeindruckend, oder? Wenn es zur Pause 4:1 oder 5:1 steht, kann sich Lotte auch nicht beschweren. Nachher hatten sie viel Ballbesitz, aber kaum eine klare Torchance. Beim Gegentreffer standen wir nicht gut, normalerweise muss das Abseits sein, wenn beide Innenverteidiger so hoch stehen. Aber wir wollen die Spannung immer hochhalten (lacht). Wir sind leider noch nicht in der Lage, so ein Ding locker 2:0 gewinnen oder das dritte Tor nachzulegen. Trotzdem hatte ich keine Angst vor den letzten Minuten.
Wenn man sieht, zu was für einer Leistung das Team fähig ist, muss es doch auch den Ärger geben, was RWE alles schon hat liegen lassen in dieser Saison. Geht Ihnen das auch so? Ja. Ich freue mich über den Sieg, aber ich bin auch enttäuscht. Denn man hat klar gesehen, was wir leisten können und wo wir in der Tabelle stehen. Daher wollten wir vor allem den Zuschauern etwas zurück geben. Auf uns ist viel eingeprasselt mit den schlechten Spielen zu Beginn, dann das Stadion, das irgendwie verflucht scheint. Jetzt wieder ein Wasserschaden. Vielleicht war das die Wende, um den Fluch vom Stadion zu nehmen und bessere Zeiten einzuläuten. Aber natürlich müssen wir jetzt erstmal Gladbach II schlagen, denn ansonsten war das gegen Lotte alles für den Eimer.