An einen theoretischen Abstieg denken niemand mehr. Und das wurde alles ausgerechnet gegen die Sportfreunde Lotte eingetütet. Der Spitzenreiter aus dem Tecklenburger Land reiste ins Stadion Niederrhein mit einer Wahnsinns-Serie an. In den letzten 24 Spielen kassierten die Blau-Weißen keine einzige Niederlage oder anders ausgedrückt: Das letzte verlorene Spiel der Lotter datiert vom 6. Oktober 2012 (1:3 bei Viktoria Köln). Das war alles vor dem Anpfiff an der Lindnerstraße.
Als der bundesligaerfahrene Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer die Partie um Punkt 21.19 Uhr beendete, kannten die RWO-Spieler und die Fans der Rot-Weißen kein Halten mehr. Patrick Bauder (89.) hatte nämlich Oberhausen auf die Siegerstraße gebracht und die 2235 Zuschauern - darunter knapp 100 Fans aus Lotte - feierten, soweit sie es mit dem Kleeblatt hielten, den Sieg, Klassenerhalt und das Ende der Lotter Serie. Die nach 214 (!) Tagen ausgerechnet in Oberhausen reißen sollte.
Dass dies der Truppe von Peter Kunkel gelang, war kein Zufall, kein Glück, sondern ein hart erkämpfter, verdienter Erfolg. "Die Mannschaft hat ein Riesenherz und viel Leidenschaft gezeigt und sich das alles verdient. Was die Jungs in den letzten Wochen geleistet haben, ist einfach nur klasse. Wenn ich einen Hut hätte, würde ich diesen vor der Truppe ziehen", lobte Kunkel. In der Vergangenheit ging Kunkel nicht immer so sanft mit seinen Schützlingen um. Auch er fand mal härtere Worte. Vor allem das Hinspiel in Lotte blieb Kunkel in Erinnerung und die Kritik, die auf seine Mannschaft gefallen war, ärgerte ihn noch am Abend des Triumphs: "Im Hinspiel wurden wir erst auf dem Rasen vorgeführt und dann von der Presse auseinander genommen. Das war ein Stahlbad."
Der Mittwochabend, 8. Mai, war aber kein Zeitpunkt zur Abrechnung. So ein Charakter ist der 57-jährige RWO-Trainer auch nicht. Er war viel mehr erleichtert, erfreut, ein wenig stolz, was seine Mannschaft geboten hatte. Das durfte der ehemalige Profi auch sein. Von Beginn an zeigten die Oberhausener dem Tabellenführer, wer der Herr im Haus ist. Immer wieder schaltete Marcel Landers seinen Turbo und ließ einen der besten Linksverteidiger der Liga, Michael Hohnstedt, ganz alt aussehen. Landers (7.) war es auch, der an der ersten gute RWO-Chance vorbeisegelte, nach dem Pascale Talarski eine gute Flanke in den Strafraum schlug. Zwei Minuten vor dem Seitenwechsel war es dann Talarski, der mit einem Schuss nur knapp das Ziel verfehlte. "Das war ein enges Spiel, das meiner Meinung nach ein Unentschieden verdient gehabt hätte. In Durchgang eins hatte RWO einige Kontersituationen, in Halbzeit zwei hatten wir zwei dicke Torchancen", analysierte Lottes Coach Maik Walpurgis.
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Der frischgebackene Fußballlehrer hatte da vor allem Amir Shapourzadehs Freistoß (58.), der von Thorben Krol aus dem Giebel gefischt wurde, und Roman Prokophs (68.) Einschussmöglichkeit, die der Ex Bochumer zu überhastet abschloss, auf dem Notizzettel. Doch auch RWO hatte durch Landers' Schussversuche (70., 80.), die David Buchholz parierte, gute Möglichkeiten. Letztendlich war es Bauder, der eine kongeniale Aktion von Christoph Caspari und Landers zum Siegtor vollstreckte. "Beim 0:1 haben wir schlecht verteidigt. Auch wenn wir das Gefühl eines verlorenen Spiels nicht mehr kennen, müssen und können wir damit leben. Wir haben gegen Rot-weiß Oberhausen verloren, das eine fantastische Rückrunde spielt", kommentierte Walpurgis. Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.