Deshalb läuft Oliver Kuhn heiß, ist sauer. Grund: Die Heimspiele gegen Rot-Weiß Oberhausen und Fortuna Düsseldorf II sind als Risikospiele der höchsten Kategorie vier eingestuft worden. „Deshalb müssen wir pro Begegnung 100 Ordner stellen, Schleusen errichten, die Fantrennung verschärfen, mehr Krankenwagen und Sanitäter ordern und ein Alkoholverbot verhängen“, schimpft der Erste Vorsitzende: „Das sind Unsummen für zwei völlig normale Partien. Selbst gegen RWE wurde von der Polizei nur die Stufe drei auserkoren. Das steht doch jetzt in keiner Relation.“
"Lieber unter Ausschluss der Öffentlichkeit"
Kuhn rechnet mit Zusatzkosten im fünfstelligen Bereich: „Dann kann ich lieber unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen, denn wer soll das bezahlen? Die ehrenamtliche Arbeit wird so jedenfalls mit Füßen getreten. Wenn gegen RWO 1.000 Zuschauer kommen, würde jeder zehnte Besucher einen Ordner haben. Gegen die Fortuna, wenn sogar nur 300 Fans sind, wird es dann richtig grotesk.“
Doch warum werden die beiden Duelle überhaupt so extrem eingestuft? Dafür hat Dieter Dersch, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr und Einsatz (GE), eine Antwort: „Der Verein hat die beiden Spiele von Samstag auf Sonntag verlegt.“
Samstags hätten die Spiele zeitgleich mit anderen Begegnungen stattgefunden, doch am Sonntag steige nun das Risiko. Denn die verfeindeten Gruppen aus beispielsweise Düsseldorf, Oberhausen, Wuppertal oder Essen könnten sich genau die Spiele der SSVg aussuchen, um ihrer erlebnisorientierten Freizeitgestaltung nachzukommen. Denn Velbert liege geographisch genau in der Mitte. Deshalb müsse die Polizei die Sicherheitsstufe erhöhen.
Polizei-Chef Dersch kann die Vorwürfe nicht verstehen
„Unsinn“, winkt Kuhn ab und vermutet: „Ich habe bei der Verlegung erst mit dem Gegner, dann mit dem Staffelleiter gesprochen. Die Polizei Mettmann fühlt sich einfach nur übergangen, weil ich nicht sie gefragt habe, sondern sie es durch den Staffelleiter, der sich die Freigabe erst von der übergeordneten ZIS einholte, erfahren hat. Das ist eine Retourkutsche.“
Dersch kann über diesen Vorwurf nur schmunzeln: „Wir als Polizei versuchen, für den Verein vieles möglich zu machen. Wir unterstützen ihn sogar in Bereichen, die eigentlich im Aufgabenfeld des Klubs liegen. Wenn Herr Kuhn es in dieser Gänze sehen würde, würde er sich nicht so äußern. Ich kann den Vorwurf jedenfalls nicht verstehen.“
Unverständlich ist auch, dass ein Verein wie die SSVg, der für sein friedfertiges Publikum bekannt ist, für mögliche Straftäter bluten muss, die den Fußball erneut als Bühne für ihre unsäglichen Gewaltexzesse nutzen könnten.