Wrobel hat schon recht. Die Hinrunde neigt sich dem Ende und Rot-Weiss Essen hat ganze 2 seiner 15 Partien verloren, ist zuhause noch ungeschlagen. Dennoch pendelte die Stimmungslage in dieser Saison schon allzu häufig zwischen den Extremen. Alltag, wenn man bei einem Verein mit einem Umfeld arbeitet, wie RWE es nun mal hat. „Dafür“, betont Wrobel, „sind wir auch alle sehr dankbar. Dass wir in so einem Umfeld arbeiten können, das seinesgleichen sucht.“
Wohl aber ist es mitunter nicht ganz einfach, wenn das Feedback für manchmal schwankende Leistungen auch die Mannschaft trifft. Ihn trieb wohl vor allem der Beschützerinstinkt, als der 42-Jährige nach dem Sieg in Mönchengladbach polterte: „Das kotzt mich alles an.“ Mit etwas Distanz räumt der Coach jedoch ein: „Das war authentisch, aber nicht unbedingt gut von mir. Ich hätte auch blumig formulieren können, dass ich mir einen etwas differenzierteren Umgang wünsche und eine Metapher nach der anderen wählen. Oder eben sagen, wie es ist.“ Gleichwohl legt Wrobel Wert auf die Feststellung, dass sein Ausbruch nur auf eine kleine Minderheit, konkret sogar nur auf eine seiner Meinung nach unsachliche Frage gezielt habe. Es bleibt festzuhalten, dass RWE insgesamt auf einem guten Weg ist. Betrachtet man die Formkurve der letzten acht Wochen, „dann sind wir die beste Mannschaft der Liga“, betont Wrobel. „Und dennoch sage ich: da geht noch mehr!“
Bei vier Punkten Rückstand auf Platz eins bleibt aber nicht mehr allzu viel Spielraum nach oben. Träumt also auch der Coach von Liga drei? „Natürlich. Das will jede Mannschaft und jeder Trainer in der Liga. Dass die Fans träumen, ist auch verständlich, die haben ja in den letzten Jahren genug auf die Fresse bekommen und wir werden alles dafür tun, um irgendwann auch zu liefern.“ Gleichwohl beziehe sich die Aussage jedoch nur auf RWE. „Wir haben ein junges Team und noch viel Potenzial. Bei allem Willen und bei allem Wunsch muss man aber auch die Konkurrenz im Auge behalten und das realistisch einordnen. Die anderen schlafen nicht und entwickeln sich auch weiter.“
Daher bleiben Wünsche vorerst Wünsche. Doch Wrobel kann auch blumig: „Ich habe als Kind auch viel auf den Wunschzettel geschrieben. Trotzdem lag nicht immer alles unter dem Weihnachtsbaum. Deshalb habe ich ihn aber nicht abgefackelt.“ Schließlich gab es ja immer noch ein nächstes Jahr.