In der öffentlichen Pressekonferenz machte Dietmar Schacht das, was seine Mannschaft zuvor beim 1:5 gegen die Fortuna nicht getan hatte, er punktete. „Ich hätte mich gefreut, wenn heute nach 30 Sekunden abgepfiffen worden wäre“, trat der Trainer als Entertainer auf. In Richtung seines Trainerkollegen sagte er keck: „Puh, 1:5 habe ich in Bergisch Gladbach noch nie verloren. Uwe, deshalb kannst Du auch trotz der lieben Worte so schnell nicht mein bester Freund werden. Einfach nur mein Freund, nicht mein bester.“
Letztendlich gab „Didi“ Schacht dann aber doch noch einen halbwegs ernst geäußerten Einblick in sein Inneres. „In mir selber sieht es aus, seien sie froh, dass das Zelt noch steht. Gemeinsam sind wir stark. Jetzt sind die Tugenden gefragt, die im Abstiegskampf gefordert werden und der Trainer als Psychologe nicht als harter Hund. Es ist traurig, es ist schlecht für meine Frau, dass wir 1:5 verloren haben, aber deshalb geht die Welt nicht unter.“
Dreiners Fehler warf alles über den Haufen Es war bemerkenswert, wie Unterhaltungskünstler Schacht mit dieser Klatsche umging. Mit einem groben Stellungsfehler trat Andreas Dreiner nach zirka 30 Sekunden eine Lawine los, die den SV 09 weitere 89 Minuten und 30 Sekunden lang überrollte. Nach einer Minute stand es bereits 1:0 für Fortuna durch den von Silvio Pagano verwandelten Elfmeter. Zuvor hatte Torwart Sven Forsbach noch vergeblich versucht gegen Pagano den Patzer seines Innenverteidigers auszubügeln und sah dafür Rot wegen einer Notbremse.
30 Minuten lang gab die Fortuna nun in Überzahl richtig Vollgas, das die Schuhe qualmten. Pagano hatte spürbar Lust zu kicken und spielte den bemitleidenswerten Dreiner auf der linken Abwehrseite bis zu seiner Auswechslung in der Pause schwindlig. Eine Kopfballvorlage von Steffen Moritz verwertete Thomas Kraus zum 2:0. Lässig umkurvte der Stürmer Ersatzkeeper Michael Cebulla und schoss zum 2:0 ein (16.). Ein fulminanter Schuss von Ozan Yilmaz in die kurze Ecke brachte nach 26 Minuten schon die Entscheidung _ 3:0. Auf der anderen Seite schlief Yilmaz, vielleicht noch von seinem Tor berauscht, einmal. Kölns Rechtsverteidiger kam am langen Pfosten nach einer Flanke gegen Norman Wermes einen Tick zu spät, es stand nur noch 1:3 (34.).
Heinen verletzt sich schwer an der Schulter „Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Es stand in erheblichem Maße unter dem Einfluss der ersten Minute, keine Frage Wir wollten den Gegner früh unter Druck setzen, aber dass das in der Form gelingt, ist natürlich schon außergewöhnlich. Für Bergisch Gladbach kam heute alle Sch… zusammen, die zusammen kommen kann“, betonte Uwe Koschinat, der seine Startelf deutlich verändert hatte mit der Hereinnahme einer komplett neuen Innenverteidigung, zwei notwendigen Wechseln im Sturm sowie auf der linken Abwehrseite sowie einer Änderung auf der linken Mittelfeldseite. „Diese Entscheidungen sind auf sportlicher Basis vielleicht gar nicht mal so nachvollziehbar, wenn man mal das Beispiel Daniel Flottmann nimmt. Aber ich hatte den Eindruck, dass ich mal neue Reizpunkte setzen muss.“
Die Geschichte der zweiten Halbzeit war ebenfalls schnell erzählt. Bis in die letzten zehn Minuten kontrollierte Fortuna den Ball ohne besonders gefährlich zu werden. Das Ergebnis wurde verwaltet. Dann verletzte sich Fabian Heinen schwer an der Schulter und Bergisch Gladbach musste die Partie mit acht Feldspielern zu Ende führen. Fortuna nutzte dies zu einem Doppelschlag durch Thomas Kraus (82.) und Massimo Cannizzaro (83.) zum 5:1.
Das launige Schlusswort gebührte abermals Dietmar Schacht, dem Sieger der Herzen: „Jetzt fahren wir nächstes Wochenende zum Pokalspiel zur Viktoria. Und da sind wir nach dem Ergebnis aus dem Vorjahr natürlich Favorit.“ Damals gewann der SV 09 in der ersten Runde auf Mittelrhein-Ebene mit 2:0 in Höhenberg…