Wie Bruce Willis nach einem Wet-T-Shirt Contest: Schwer verdreckt, abgekämpft und bis auf die Knochen durchnässt stapften die Essener nach der Nullnummer im Herner Mondpalast in die Kabinen. Nur hatten sie weder die Welt gerettet, noch das Spiel gewonnen: Nach der Nullnummer mussten sich die Essener auch erstmal einig werden, wozu dieses 0:0 bei der Reserve des Erzrivalen vom FC Schalke 04 nun gut gewesen ist. Erst Kapitän Markus Heppke traute sich nachher und stellte klar: „Wie schon in Leverkusen. Das ist wieder eine gefühlte Niederlage.“
Der Platzverweis für Dennis Erdmann (69.) tat sein Übriges, um RWE mit dem Punktgewinn hadern zu lassen. Spätestens in Überzahl erspielten sich die Gäste zwar eine deutliche Feldüberlegenheit. Waldemar Wrobels schätze den Ballbesitz sogar auf „75 Prozent“. Doch obwohl das Resümee des Spitzenspiels aus Essener Sicht in weiten Teilen positiv ausfällt, bleibt ein fader Beigeschmack. „Wir müssen einfach geiler auf das Tor sein“, bemängelte Heppke. Wrobel missfiel vor allem die Qualität der zahlreichen Standardsituationen: „Gerade in den filigranen Positionen haben wir die Bälle zum Teil schlampig ausgespielt.“
Es scheint ganz so, als hätten sich die Probleme der Rot-Weissen verschoben. Zeichnete sich das Wrobel-Team zu Beginn der Saison durch lange unbekannte Effektivität aber auch eine wacklige Abwehr aus, scheint sich die Problemzone verlagert zu haben. Denn trotz phasenweise drückender Überlegenheit ging den Gästen vor dem Tor die Effektivität ab.
Darüber konnte sich gleichwohl auch S04-Coach Bernard Trares mit Recht beklagen. Julius Biala war in der schwächsten Essener Phasen nach Beginn der zweiten Halbzeit allein auf dem Weg, Königsblau in Führung zu schießen. „Er hat alle Möglichkeiten, kann den Torwart ausspielen“, bekrittelte Trares. Denn stattdessen entschloss sich Biada zu einem Lupfer – übers Tor. „Das wäre der Sudden Death gewesen. Wer hier das 1:0 erzielt hätte, hätte auch gewonnen“, glaubt Trares.
Da jedoch keine Mannschaft von dieser Option Gebrauch machte, konnten sich die beiden Trainer folgerichtig darauf einigen, dass die Punkteteilung in Ordnung geht. Darüber hinaus hat RWE durchaus Ansprüche auf einen Spitzenplatz ins Feld geführt. „Wir könnten mehr als nur mithalten“, betonte Heppke. Sein Trainer hat aber genauso Recht, wenn er sagt: „Wir haben gegen Fortuna Köln und Schalke II zweimal nicht gewonnen.“ Die Essener müssen eben noch beweisen, dass sie beides gleichzeitig können: Tore schießen und verteidigen. Denn Multitasking ist definitiv eine Aufgabe für Spitzenkräfte. Genug, um mit den Topteams mitzuhalten, war zu wenig für einen Sieg.