Nun sind sie wieder vereint und leben gemeinsam in ihrer kleinen Wohnung. Samira ist nicht nur seine große Liebe, sondern gelegentlich auch eine wichtige Dolmetscherin. Tiko Messinas Deutsch ist doch ein wenig eingerostet nach der Zeit in der Ferne, zumal er davor lediglich zweieinhalb Jahre in Deutschland lebte.
Dass er überhaupt nach Deutschland kam, hatte er einem Berater zu verdanken, dem er in der U17-Nationalmannschaft Kameruns aufgefallen war. Zuvor verbrachte Tiko Messina einige Monate in Frankreich bei seinen älteren Geschwistern, fern von seinen Eltern in Afrika, aber in der Hoffnung auf ein besseres Leben, das ihm der Fußball ermöglichen sollte.
Dieser Traum ist noch lange nicht ausgeträumt für den rechten Offensivmann. In einer Phase, in der sich andere verrückt machen würden, weil sie noch ohne neuen Klub dastehen, bleibt Tiko Messina optimistisch. Er weiß ja, was er kann. Das belegt doch schon sein persönlicher Ausrüstervertrag mit Puma, der noch anderthalb Jahre läuft.
Aber er weiß auch, dass er die große Chance auf den Karrieresprung knapp verpasst hat. In der Olympia-Qualifikation scheiterte er mit Kameruns U23-Auswahl erst im Elfmeterschießen am Senegal. Somit blieb ihm die Reise nach London versagt, die ein willkommenes Schaufenster für ihn gewesen wäre. Doch der Techniker mag nicht mit dem Schicksal hadern. Er weiß schließlich, dass es wesentlich tragischere Schicksale als das seine gibt.
Und so hat er sich seit seiner Ankunft in Essen vor drei Wochen einen Alltag eingerichtet, der aus Laufeinheiten, Fitnessstudio und Mannschaftstraining besteht. „Ich bin in guter Form“, sagt er mit einem Selbstbewusstsein, das vielleicht auch ein Selbstschutz ist. Zweifel kann er sich in seiner jetzigen Situation nicht erlauben. Tiko Messina ist schließlich gut, vermutlich gut genug für die Zweite Liga, ganz sicher aber für Rot-Weiss Essen. Wenn er selbst daran nicht mehr glaubt, wer sollte es denn sonst tun?