Dass Krays Trainer Dirk Wißel ein Auge für Talente hat, ist schon längst kein Geheimnis mehr. In der Sommervorbereitung erschien ein 18-jähriger Südkoreaner zum Probetraining, den in Essen zuvor niemand kannte. Mun Jong Hyun überzeugte den Trainerstab auf Anhieb und wurde zur Belohnung für die laufende Regionalliga-Saison unter Vertrag genommen. Der flinke Außenstürmer zahlte das Vertrauen zurück und trug sich in seinem ersten Ligaspiel beim MSV Duisburg II in die Torschützenliste ein.
Eine Hürde, die Hyun noch überwinden muss, sind die fehlenden Sprachkenntnisse. Mit Hilfe eines Dolmetschers unterhielten wir uns mit dem Krayer Neuzugang über seine sportliche Perspektive, das Leben in Deutschland, den FC Kray und das Spezialrezept seiner Tante.
Mun Jong Hyun, seit wann leben Sie schon in Deutschland? Ich bin in Südkorea aufgewachsen und vor sechs Monaten nach Deutschland gekommen. Zunächst habe ich ein Probetraining beim FC Augsburg II absolviert, was aber nicht geklappt hat. Anschließend habe ich bei Freunden in Kassel gewohnt und dort drei Monate in der A-Jugend des SV Hessen Kassel gespielt. Seit Ende Juni lebe ich bei meiner Tante und bei meinem Onkel in Essen.
Wie ist Ihr erster Eindruck von Deutschland? Fühlen Sie sich hier wohl? Es gefällt mir richtig gut. Ich fühle mich sehr frei. Ich bummel gerne durch die Straßen und schaue mich um. Alles ist so anders hier, allerdings total positiv. Die Leute sind ebenfalls sehr nett. Bisher kann ich nichts negatives sagen.
Warum sind Sie nach Deutschland gekommen? Ich möchte mir hier meinen Traum vom Profifußballer erfüllen. Es ist mein großer Wunsch, mal in der Bundesliga zu spielen - am liebsten beim BVB. Das ist in meiner Heimat ein sehr bekannter Verein. Das Größte wäre es jedoch für mich, wenn ich irgendwann in der Premier League spielen würde. Das ist bei uns zuhause die bekannteste Liga der Welt. Aber zunächst möchte ich versuchen, mich in Deutschland durchzusetzen.
Das ist schon ein sehr ehrgeiziges Vorhaben. Dafür mache ich auch alles. Jeden Morgen stehe ich zwischen sieben und halb acht auf und mache eine Stunde Gymnastik. Außerdem achte ich genau auf meine Ernährung. Meine Tante hat ein koreanisches Spezialrezept, das mir viel Kraft gibt. Es ist eine Suppe, die aus Ochsenknochen zubereitet wird. Seit ich in Essen bin, habe ich schon vier Kilo zugenommen. Das war sehr wichtig, denn vorher war ich etwas zu dünn.
"Am besten schmeckt mir Bratwurst mit Ketchup"
Haben Sie auch schon etwas von der deutschen Küche ausprobiert? Ja, sehr viel sogar. Am besten schmeckt mir Bratwurst mit Ketchup. Das könnte ich jeden Tag essen, aber das ist nicht so gut für mich. Schnitzel sind auch lecker.
Mittlerweile haben Sie vier Spiele für den FC Kray in der Regionalliga absolviert. Wie ist Ihr Eindruck von der Spielklasse und was sind die Unterschiede zum Fußball in Ihrer Heimat? Es ist eine gute Liga mit vielen starken Spielern. Ich kann mithalten, muss aber noch sehr viel machen. Es ist für mich ein Lernprozess und eine gute Möglichkeit, besser zu werden. Ich denke, dass die Regionalliga mit der dritthöchsten Klasse in meiner Heimat zu vergleichen ist. Dort wird inzwischen auch sehr guter Fußball gespielt, weil alle hart arbeiten. Disziplin ist ganz wichtig. Es läuft bei den Mannschaften wie beim Militär ab. Die Spieler wohnen zusammen und gehen gemeinsam zum Spiel oder den Trainingseinheiten. Früher wurden einige sogar geschlagen, wenn nicht das gemacht wurde, was die Trainer verlangten. Das ist heute zum Glück nicht mehr so, dennoch geht es immer noch sehr streng zu.
Sind Sie mit Ihren bisherigen Leistungen auf dem Platz zufrieden? Nein, überhaupt nicht. Ich muss noch viel besser werden. In Bochum habe ich ganz schlecht gespielt und wurde in der Halbzeit von meinem Trainer ausgewechselt. Ich habe mich für meine Leistung so sehr geschämt, dass ich nicht aus der Kabine kommen wollte. Deshalb werde ich noch mehr trainieren, damit der FC Kray mit mir zufrieden ist. Wie kam im Sommer der Kontakt mit dem FC Kray zustande? Ich habe zuerst beim Vogelheimer SV trainiert, aber das war mir nicht gut genug. In dieser Zeit hat meine Tante im Radio häufiger etwas über den FC Kray gehört. Es hat dort immer Herr Oberholz gesprochen. Also hat Sie seine Nummer gesucht und ihn angerufen. Dann wurde ich zum Probetraining eingeladen und es hat geklappt.
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