Es herrschte ein wenig Langeweile in der Wattenscheider Lohrheide, zumindest eine Halbzeit lang. Der VfL Bochum II und der FC Kray lieferten sich im ersten Durchgang einen Abnutzungskampf auf solidem Niveau, wie es eben häufig der Fall ist, wenn der Tabellensiebte den Neunten empfängt. Selbst Schiedsrichter Jonas Höhn dürfte dieser mittelmäßige Kick nicht besonders gut gefallen haben, denn der Mann in Schwarz fasste offenbar den Entschluss, etwas Farbe in dieses von Taktik und Schmuddelwetter geprägte Spiel zu bekommen.
In der 52. Minute sah Krays Linksverteidiger Georgios Ketsatis nach einem harten Einsteigen auf Höhe der Mitellinie zur allgemeinen Verwunderung die Rote Karte. "Georgios hat sich in dieser Szene schon sehr ungeschickt verhalten", hielt FCK-Coach Dirk Wißel dennoch fest. Gleichwohl bemerkte er, dass der Unparteiische bis dato einen anderen Kurs gefahren hatte. "Selim Gündüz lacht sich wohl immer noch kaputt, dass er bis zu seiner Auswechslung auf dem Platz stehen durfte. Da stimmte das Verhältnis einfach nicht.“ Der Bochumer sorgte kurz vor dem Halbzeitpfiff für einen Aufreger, als er gegen den am Boden liegenden Krayer Torhüter Omar Allouche nachstocherte. Nur zwei Minuten vor dem Platzverweis von Ketsatis beging Gündüz mit Gelb vorbelastet ein hartes Foul an Kevin Barra und erhielt eine letzte mündliche Verwarnung.
Der VfL-Nachwuchs nutzte die Überzahl und kam in der 69. Minute zum entscheidenden Treffer durch Daniel Engelbrecht. Omar Allouche konnte einen harten aber unplatzierten Schuss von Bochums Fabian Götze nur in die Mitte klären, wo der Neuzugang aus Aachen goldrichtig stand und mühelos zur Führung einschob. Die Elf von Trainer Iraklis Metaxas kam bis zum Schlusspfiff nicht mehr ernsthaft in Gefahr und brachte den Sieg routiniert nach Hause. Metaxas resümierte zufrieden: "Wir haben Kray im Vorfeld beobachtet und wussten, dass es eine schwere Aufgabe werden würde. Positiv war, dass wir die gefährlichen Pässe in die Tiefe vermeiden konnten. Das haben wir im Training trainiert. Ich denke, dass der Sieg insgesamt in Ordung geht."
"So behandelt man keinen Regionalligisten"
Dementieren wollte Wißel diese Einschätzung nicht. Auch der Krayer Linienchef sah "aufgrund der Spielanteile keinen unverdienten Sieg der Bochumer." Dennoch hinterließen die Entscheidungen des Schiedsrichters beim Aufsteiger einen faden Beigeschmack. Zu allem Überfluss sah auch Kevin Barra in der 90. Minute die Rote Karte und wird den Essenern in den kommenden Wochen wohl fehlen. Der Mittelfeldmotor konnte seine Herausstellung überhaupt nicht verstehen. "Ich habe den Linienrichter gefragt, was das an diesem Tag für ein Schiedsrichtergespann sei. Dafür gibt man doch keine Rote Karte. Dieses Spiel war ein einziger Skandal." Auch Klub-Boss Günther Oberholz verstand die Welt nicht mehr. "So behandelt man keinen Regionalligisten. Das war ein absoluter Witz."
Das Schlusswort hatte jedoch der Trainer der Krayer. "Eigentlich stand auf meinem Zettel, dass ich die Schiedsrichterleistung nicht kommentieren werde", sagte Wißel. In die Tat umsetzen konnte er sein Vorhaben nicht. Ganz im Gegenteil. "Der Großteil der anwesenden Zuschauer wird aus der Leistung nicht geschlossen haben, dass der Schiedsrichter unparteiisch war. Aus unserer Sicht war der Schiri einfach scheiße."