Die DFB-Nachwuchsliga startet am kommenden Wochenende nach der Vorrunde in die Hauptrunde. Seit der laufenden Saison 24/25 läuft die ehemalige U19-Bundeliga sowie die U17-Bundesliga sowohl unter einem neuen Namen als auch unter einem neuen Modus. Ziel dieser Veränderung ist unter anderem die bessere Entwicklung der jungen Spieler. Ein halbes Jahr nach Start des neuen Modus haben wir mit Marcus Jahn, Trainer der U19 des MSV Duisburg, darüber gesprochen.
Marcus Jahn über…
… die Vorbereitung auf den Profibereich: "Wir haben in Deutschland eine so unfassbare Unterschiedlichkeit an den Standorten, dass viele Vereine keine zweite Mannschaft haben. Dadurch ist die höchste Ausbildungsmannschaft des Vereins automatisch die U19. Die Frage ist: Wie soll eine U19 im Sinne des sogenannten Ausbildungsgedankens die Spieler optimal auf den Übergang vorbereiten. Die meisten Spieler sind heutzutage spielerisch frühreif. Mit gerade mal 17 bis 18 Jahren werden diese in die Top-Klubs geschickt und feiern bereits ihre Bundesliga-Debüts. Egal ob in der ersten, zweiten oder dritten Liga, sie müssen maximal auf diese Konkurrenzfähigkeit und auf diese Wettbewerbshärte der ersten drei Profi-Ligen vorbereitet werden."
… den fehlenden Leistungsdruck: "Jeder Spieler will sich am Tabellentableau messen. Jeder will Erster werden, Pokalsieger werden, um die Deutsche Meisterschaft spielen und alles dafür tun, dass er mit seinem Verein, vielleicht besonders auch mit einem kleineren NLZ, in der Liga bleibt. Das sind alles Attribute, die man im Sinne der Widerstandsfähigkeit nicht nur mental, sondern auch physisch nicht unbedingt befeuert, wenn man einen Modus aufrechterhält, wo man in der Breite des Wettbewerbs, wie er sich darstellt, nicht absteigen kann. Ein gewisser Leistungsdruck ist wichtig. Wer keine Leistung bringt, wird leider Gottes dafür die Konsequenz tragen müssen, wie zum Beispiel durch einen Abstieg. Im Gegenzug: Wenn jemand entsprechend seine Leistung bringt, möchte er honoriert werden sowie um etwas spielen dürfen."
… die Umsetzung bei jüngeren Jahrgängen: "Wenn man die Ausbildungsliga vielleicht unterhalb der U19 oder unterhalb der U17 gemacht hätte, in den jungen Jahrgängen mit sensiblen Entwicklungsphasen sowohl motorisch als auch mental und psychologisch, dann hätte das glaube ich unfassbar viel Sinn gemacht. Aber bei der U17-Bundesliga sowie der U19-Bundesliga, wo uns ganz vielen Länder in Europa dafür beneidet haben, was wir für eine tolle Fußballsport-Struktur im Rahmen des deutschen Fußballbundes aufweisen, bin ich mir nicht sicher, ob das so der richtige Weg ist."
… den Blick in die Zukunft: "Man muss man zunächst abwarten, ob das neue System so funktioniert wie erhofft. Der Deutsche Fußball-Bund verspricht sich ja etwas davon. Innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre wird man wahrscheinlich wissen, was diese Entscheidung der Veränderung des Wettbewerbsformat am Ende aus- oder angerichtet hat. Jede Bewegung hat eine Gegenbewegung, also wird interessant sein, welchen Fokus wir durch dieses neue Wettbewerbsformat dann weniger in den Mittelpunkt gerückt haben und welche Schwachstelle wiederum nach fünf oder zehn Jahren auf einmal durch neue Entscheidungen ausgemerzt werden müssen."