Willst du Rot-Weiss oben sehn, musst du die Tabelle drehn! Der Anblick des Regionalliga-Klassements taugt im Lager des Regionalliga-Aufsteigers derzeit nicht als Wandschmuck. Vielleicht aber für den Kabinenspind, wären die Essener nicht ohnehin motiviert genug, dem Rest der Liga zu zeigen, dass sie nicht in den Tabellenkeller gehören.
RWE-Trainer Waldemar Wrobel lässt der Anblick jedoch vergleichsweise kalt. Auch wenn seine Mannschaft auf Platz 17, dem drittletzten, rangiert. Erstens „weil es in keinem Spiel so war, dass wir kein Land gesehen haben.“ Im Gegenteil. Gerade die Defensivleistung in den Spielen gegen die Sportfreunde Lotte, Hertha BSC und Eintracht Trier sei bemerkenswert gut, findet der 41-Jährige. „Aus dem Spiel heraus haben wir kaum etwas zugelassen.“ Und zweitens: „Weil ein Blick auf die Tabelle auch zeigt, dass alles noch relativ eng beieinander ist.“ In der Tat. Nur zehn Punkte trennen RWE von Bayer Leverkusens U23 auf Platz zehn. Zudem haben die Bergeborbecker erst ein Spiel weniger ausgetragen als ein Großteil der Konkurrenten.
Gleichwohl hat sich die Ausgangslage vor dem Spiel gegen den SC Wiedenbrück verändert. Ob nun Lotte, Hertha oder Trier, in die letzten Begegnungen durfte RWE wahlweise als Underdog oder krasser Außenseiter gehen. Die Erwartungshaltung vor dem Heimspiel gegen die Ostwestfalen ist ungleich höher. Dennoch findet Wrobel, Druck sei der falsche Begriff um die Gemütslage vor dem Spiel am Freitagabend (19.30 Uhr, Georg-Melches-Stadion) zu beschreiben. „Zumindest nicht im Sinne von Angst vor den Konsequenzen, wenn wir das Spiel verlieren sollten. Hier sind alle so klar und abgeklärt, dass sie sehen, dass sich die Mannschaft gut verkauft hat.“ Gleichwohl aber sei es langsam an der Zeit, ein wenig Tabellenkosmetik zu betreiben. „Wir spüren schon eine gewisse Anspannung in dem Sinne, dass wir uns wieder belohnen wollen und die Geilheit auf drei Punkte haben.“
Möglich sollte dies gegen das Team von Trainer Thomas Stratos von der Papierform her allemal sein: „Das ist ein anderes Kaliber als unsere letzten Gegner, auch wenn es natürlich gegen jeden Gegner schwer wird.“ Die Marschrichtung der letzten Partien – vor allem dem starken Auftritt beim 0:0 in Trier – möchte der Coach aber natürlich anknüpfen. „Wir wollen weiterhin defensiv so gut arbeiten, aber auch versuchen, mehr offensive Aktionen zu bekommen“, kündigt Wrobel an. Und legt damit den Finger in die Wunde. So sehr sich die Defensive auch stabilisiert hat: Seit dem 8. Oktober wartet Rot-Weiss Essen nun bereits auf einen Pflichtspieltreffer. In den letzten vier Spielen brachte RWE nicht ein Tor zustande. Essenziell sei es daher nun, sich zunächst wieder Chancen zu erarbeiten. „Und dann werden wir sehen, ob wir die Qualität haben, diese Chancen auch zu verwerten“, sagt Wrobel. Zumal mit dem SC Idar-Oberstein als nächste Aufgabe ein weiterer Gegner der Kategorie „lösbar“ wartet. Wenn es schon alles andere als ein goldener Oktober für RWE gewesen ist, könnte nun zumindest ein erfreulicher November anstehen.