Dabei begannen die Hausherren ohne ihren etatmäßigen Kapitän Stefan Lorenz (Oberschenkelprobleme) vor 1589 Besuchern im Stadion Am Zoo sehr verheißungsvoll. Rachid El-Hammouchi (2.) hämmerte das Leder aus 20 Metern auf das Mainzer Gehäuse und hatte Pech, dass Mainz-Keeper Yannik Dauth noch die Fingerspitzen hinter das Leder bekam. Doch wer dachte, dass der WSV weiter so offensiv und attraktiv agieren würde, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Bis zur 44. Spielminute (!), als Christian Knappmann mit einer doppelten Schusschance an Dauth scheiterte, war von den in blau gekleideten Wuppertalern nichts zu sehen: Viel Engagement, aber ideen- und erfolglos, so sah das Spiel der Hutwelker-Elf aus - eines selbsternannten Aufstiegsfavoriten nicht würdig! "Wir haben gut angefangen und sind schnell ins Spiel gekommen. Wir wählen aber weiter die falschen Waffen. Laufbereitschaft, Leidenschaft waren da, es war keiner, der nicht alles gegeben hat. Unzufrieden war ich mit der Passauswahl", kommentierte WSV-Coach Karsten Hutwelker die erste Halbzeit.
In Durchgang zwei sollte dies nicht besser werden. Zwar hatten Jörn Zimmermann (51.) und Christian Knappmann (52.) gute Gelegenheiten, nach den ersten ordentlichen Flanken des Spiels von Tom Moosmayer und Benjamin Baltes, aber echte Torgefahr sieht anders aus. Gefahr pur hingegen im Strafraum des WSV, als Erik Durm gekonnt freigespielt wurde und erst mit dem Fuß und dann mit dem Kopf am sicheren Sascha Samulewicz, der wieder den Vorzug vor Bastian Sube erhielt, scheiterte. "Bei den zwei Kontern hatten wir viel Glück und einen guten 'Samu' im Tor", pustete Hutwelker durch. Dass Knappmann (67.) nach einer Baltes-Hereingabe das 1:0 erzielte und nach 249 Minuten den ersten WSV-Saisontreffer erzielte, wurde an diesem Samstag fast zur Nebensache. Denn postwendend egalisierte Durm nach einem dicken Patzer von Marcel Landers das Ergebnis und sorgte für den 1:1-Endstand. Hutwelkers ernüchternder und enttäuschter Kommentar: "Ich muss den Jungs leider sagen, dass sie immer noch zu wenig investieren. Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, dass wir in Durchgang eins nur mit langen Bällen auf die Außen spielen und keine ordentliche Flanke herein bringen. Das Trainerteam macht sich unter der Woche viele Gedanken und wir trainieren auch mehr als gut. Doch am Spieltag scheinen die Jungs alles vergessen zu haben und spielen so, wie wir es noch nie trainiert haben."
"Es war ein unglaubliches Stück Arbeit. Wir hatten nur zwölf Feldspieler, dann fiel uns noch einer mit Schnappatmung aus. Wir haben gekämpft, bis die Zunge am Boden war. Wir hatten sieben A-Jugendliche auf dem Feld. Ich möchte diesem jungen Team ein Kompliment machen, auch wenn wir nicht so gut waren wie sonst. Die anderen Gegner lassen uns allerdings sonst mehr Raum. Wenn man mit einem Punkt nach Hause fährt, kann man zufrieden sein", resümierte der Mainzer Coach Martin Schmidt.
Neue Medienpolitik ist eine Farce
Viel interessanter als der müde Sommerkick war es nach dem Spiel in den Katakomben. Die "Wuppertaler Medienlandschaft", wie Sportvorstand Jörg Albracht die über den WSV berichtenden Medien beschrieben hatte, um Radio Wuppertal, Rundschau, WZ und den RevierSport warteten vergeblich auf Statements der Spieler - Grund: Albracht verpasste den Akteuren einen Maulkorb. Erst nach mehrmaligem Nachfragen durften schließlich Thomas Schlieter und Christian Knappmann vor die Journalisten. Ein Sascha Samulewicz beispielsweise, der sich auf RS-Anfrage gerne zum Spiel geäußert hätte, wurde kurzerhand von Albracht in den Fahrstuhl gebeten und ließ uns mit den Worten, "Tut mir echt leid, aber wir dürfen nichts sagen", zurück.
Sportlich hat sich in Wuppertal im Vergleich zur letzten Saison nichts verändert. Anscheinend versucht das Management des Viertligisten nun aber, die schlechten Leistungen auf dem Rasen mit einer neuen Medienpolitik in der Regionalliga zu überspielen.