Noch nicht mal ein Jahr ist vergangen seit Insolvenz und Zwangsabstieg von Rot-Weiss Essen. Seitdem ist eine Menge passiert, was die Mitgliederversammlung am Sonntag abschließend eindrucksvoll dokumentierte. Selten war eine Veranstaltung dieser Reihe bei den Bergeborbeckern so von Harmonie geprägt wie die dreieinhalbstündige Abhaltung am Sonntag.
Die Einlassung eines Anwesenden, der nur das Titelblatt der Einladung gelesen hatte, bereits um 9.30 aufgeschlagen und sich daher um eine Stunde seiner Nachtruhe betrogen sah, war bereits einer der kritischsten Beiträge. Allerdings hatten sich 369 stimmberechtigten Mitglieder ja nicht der bloßen Lobhudelei allein im Essener Cinemaxx eingefunden. Neben den üblichen Jahresberichten und dem Ausblick auf die kommende Saison stand unter anderem auch eine Satzungsändernung auf dem Plan. Mehr als viele kleine Korrekturen (unter anderem wurde sogar die Kommastellung bestimmter Artikel korrigiert) war vor allem die Besetzung und Kompetenz des Vorstands von Interesse. Man sei noch auf der Suche nach geeignetem Personal, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Hülsmann. Künftig besagt die Satzung, dass der Vorstand aus bis zu vier Personen bestehen soll. Zunächst wird jedoch ein weiterer Kandidat gesucht. Im Gegenzug muss sich der bislang nur aus Michael Welling bestehende Vorstand in vielen Punkten wie Spielerverträgen und größeren Ausgaben mit dem Aufsichtsrat, respektive dem Vorsitzenden des Gremiums abstimmen.
Die Bilanzen lasen sich erwartungsgemäß positiv. Einzig der Abstieg der U23 und der verpasste Aufstieg der U19 trübte die entwaffnend gute Serie, die die 1. Mannschaft hingelegt hat. Auch der Ausblick auf die kommende Spielzeit ist vielversprechend. 50 Prozent mehr Werbeeinnahmen konnte der Verein bereits jetzt seinen Partnern abgewinnen. Das Ende des Insolvenzverfahrens zum 1. Juli setzt auf dem Gebiet der Sponsorenakquise also ganz offensichtlich spürbare Effekte frei. Gleichwohl vermochte Welling aufzuzeigen, dass der Verein in Zukunft noch immer sehr bescheiden haushalten muss. Gegenüber rund 1,9 Millionen Euro, die in der letzten Regionalliga-Saison 2009/10 den Lizenzspieleretat stehen in der kommenden Serie 741.000 Euro. Im Erfolgsfall, also mögliche Prämien bereit mit eingerechnet. Selbst diese Summe wird erst durch den Einzug in den DFB-Pokal gewährleistet. Die Rahmenbedingungen müssen sich also Stück für Stück erst regenerieren. Daher laufen die sportlichen Ziele der Regionalligasaison auch ins Ungefähre. „In der Regionalliga ankommen, Spaß haben und den Abschied aus Ruinen feiern“, stand auf der Powerpoint-Point-Folie, die die sportlichen Ziele in der kommenden Spielzeit umriss. Bereichert durch Wellings Kommentar: „Ein Platz neun wäre ein tolles Ergebnis.“
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