RWE-Angreifer Alex Löbe erlebte am Freitag einen langen Regionalliga-Abend. Der Abpfiff erfolgte um 21.13 Uhr, um 22.15 Uhr durfte der Torjäger endlich unter die Dusche. Zuvor holte Löbe den Freistoß zum 1:0 heraus, das 2:0 wurde selber erzielt. Nach dem Ende ging es zwei Mal gemeinsam zu den Fans, die den ehemaligen Wattenscheider dann auch im Kabinentrakt belagerten, es wurde hitzig diskutiert und analysiert.
Der Routinier nahm dann auch gegenüber RS klar Stellung, speziell zu den heftigen Rufen gegen den Trainer: Wir haben gegen St. Pauli nicht gegen den Coach gespielt, am Freitag nicht für ihn. Wir haben alle gemeinsam nur ein Ziel, den Erfolg. Ich finde es daher sehr, sehr schade, wie die Fans reagiert haben, denn der Coach hat schließlich nicht über den Ball getreten. Der Zusatz: Dadurch wurde die Mannschaft noch mehr verunsichert, wir ganz besonders, da wir in den letzten Wochen eine Serie eklatanter Fehler hingelegt haben. So wurde uns sicherlich nicht geholfen, den Sieg nach Hause zu bringen.
Denn bis zur heiklen Schluss-Phase sah Löbe eine verbesserte RWE-Elf: Siebzig Minuten war das souverän, die Truppe hat sich richtig reingeworfen, wir haben dem Gegner kaum Luft gelassen. Wir konnten zeigen, wir wollten alle den Sieg, klasse wie sich alle in die Schüsse geworfen haben. Und man muss sehen, der HSV hatte eine gute Truppe, da waren vier Jungs dabei, die schon in der Bundesliga am Ball waren.
Was man besonders in den letzten Zeigerumdrehungen sah, Löbe erinnert sich an die heiße Phase und den Unmut der Zuschauer: Man bekommt das alles mit, das beschäftigt einen schon, keine Frage. Ich finde es sehr schade, besonders, da wir uns vorher mit einer guten Einstellung den Vorsprung erarbeitet haben. Der ehemalige Türkei-Legionär betont: Und dann können die Fans den Verlauf in der entscheidenden Phase beeinflussen, positiv und negativ. Man muss sagen, am Freitag haben sie das negativ gemacht, wir wurden noch unruhiger.
Der Offensiv-Kicker schaut nach vorne: Ich habe versucht, mich mit den Anhängern auseinanderzusetzen, auch unsere Sicht der Dinge rüber zu bringen. Klar ist auch, wir wollen in den kommenden Wochen mit Leistung überzeugen, dann kommt auch wieder der positive Schub, wenn es mal nicht läuft.
Der Schub ging gegen die Nordlichter auch vom Aushilfskapitän aus, der für den verletzten Ali Bilgin die Spielführerbinde trug und nicht, wie eigentlich angedacht, Michael Bemben. Löbe klärt auf: Das haben wir zusammen beschlossen. Michael hat ein sehr gutes Spiel gezeigt, vielleicht, weil er ohne die Binde befreiter war. Es ist einfach so, ich bin ein viel extrovertierterer Typ. Und dadurch kann ich vielleicht auf dem Feld die Leute eher ansprechen als Michael, der vom Wesen her etwas ruhiger ist als ich. So haben wir eine Regelung gefunden, die den jeweiligen Charakteren entgegen kommt. Wenn Ali ausfällt, wird es auch in Zukunft wohl so sein, dass ich Spielführer sein werde.