Kistenschleppen! Genau diese Tätigkeit übt Krisztian Szollar in diesen Tagen aus. "Ich ziehe von der etwas lauten Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen nach Wattenscheid um, bin jetzt noch näher dran an der SG 09. Demnächst kaufe ich mir ein Fahrrad und radle zum Training", lacht der Wattenscheider Neuzugang, der in etwa 1.000 Metern Entfernung zu seiner Regionalliga-Arbeitsstelle wohnt.
Das spiel- und trainingsfreie Wochenende ist der optimale Veränderungs-Zeitpunkt für Krisztian und seine Frau Susanne, die Zeit bei den 09ern soll für die Szollars keine bloße Durchgangsstation sein. "Ich habe einen Zwei-Jahres-Vertrag", erklärt der Blondschopf, "möchte hier mit der SG etwas erreichen. Ich bin hier hin gewechselt, um zu spielen und um gut zu spielen."
Doch nach sechs Meisterschafts-Einsätzen und dem Pokal-Kracher gegen Werder Bremen (1:3) musste sich Szollar mit Bank-Präsenz begnügen. Undankbar. "Natürlich", nickt er, "für mich ist die Situation aber ein Ansporn, zu zeigen, dass ich da bin." Das 1:5-Debakel gegen Hertha BSC Berlin II, eine der spielstärksten Regionalliga-Truppen, bedeutete für den ehemaligen Schalker zunächst Endstation im Starter-Feld der Wattenscheider. "Mein Ziel kann es nicht sein, hier auf der Bank zu sitzen", sagt er selbstbewusst, "klar, dass ich momentan nicht zufrieden bin, aber so ist das nun Mal im Fußball."
Coach Georg Kreß wählte den richtigen Weg, machte seinem Schützling die neue Situation plausibel. Szollar: "Der Trainer hat es mir erklärt, dazu hat die Mannschaft gut gespielt, es gab also keinen Anlass, groß etwas zu ändern." Nach drei Niederlagen in Folge und der Spielpause werden die Karten im Hinblick auf das Derby gegen Essen wieder neu gemischt, auch wenn Kai Koitka auf der rechten Außenbahn, dort wo Szollar anfangs dicht machte, gute Kritiken verbuchen konnte.
Krisztian Szollar: "Ich habe vor vier Jahren bei RW Essen gespielt, das wird natürlich ein schönes Spiel, es kommen viele Zuschauer. Selbstverständlich möchte man da dabei sein." Doch der Kämpfer-Typ ist nicht auf eine Position fixiert. "Ich habe jahrelang in der Viererkette rechts gespielt oder bin als Verteidiger aufgelaufen. Jetzt in Wattenscheid kam ich rechts im Mittelfeld zum Einsatz, sollte auch nach vorne Aktionen bringen. Das ist erst ein Mal eine Umstellung, aber mit der Zeit kriegt man das hin."
Im Gegensatz zu Schalkes U23, deren Abstieg Szollar in der Regionalliga vor zwei Jahren mitmachte, sieht er bei den 09ern ganz andere Voraussetzungen. "Wir haben eine gut funktionierende Truppe, nicht nur junge Leute, sondern auch erfahrene Spieler im Kader. Bei Schalke war die Mannschaft unerfahren, hinzu kam, dass Akteure wie Varela, Rodriguez, Delura oder Vermant zwischendurch zu den Spielen abgestellt wurden, aber man sich untereinander nicht richtig kannte. Außerdem ist Wattenscheid eine erste Mannschaft, bei Schalke war es nur die Reserve, das ist schon ein Unterschied."
Was die Perspektiven angeht, schätzt Krisztian die Lage realistisch ein: "Von der Qualität her glaube ich nicht, dass es mit dem Klassenerhalt ganz eng wird. Ich denke schon, dass wir es schaffen, aber bei Verletzungen und Sperren, also Dingen, die du vorher noch nicht so abschätzen kannst, gerät man zwangsläufig in Schwierigkeiten." Doch gerade dann sind Kräfte gefragt, die ihre Vielseitigkeit als "Plus" nennen können. Einer davon ist Krisztian Szollar...