Drehbuch ignoriert! Genau das hat RWE in der erste Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten Energie Cottbus. Nach 120 Minuten und folgendem Elfmeterschießen war Schicht für Essen vor 10500 Zuschauern: 6:7 (2:2, 2:2, 1:0). Dabei schrieb der zum Aufstieg verdammte Regionalligist den Fahrplan selbst, führte während des Matches 2:0, Keeper André Maczkowiak parierte den ersten Strafstoß - trotzdem Frust. "Wenn man von einem echten Pokalspiel sprechen will, das war eines", definierte Energie-Coach Petrik Sander und wurde von RWE-Trainer Uwe Neuhaus bestätigt: "Ein fantastisches Match." In dem "wir glücklich weiter kamen, es war ein vorbildlicher Kampf", bekannte Sander. Dass Sander dann per Mikro gegen das "extreme Publikum" schoss, von einer "neuen Qualität" der Diffamierung "unter der Gürtellinie" säuerte, war überflüssig und bedenklich, auch wenn die Anhänger-Reaktion gegen den Ex-Essener Francis Kioyo ohne Zweifel über das Ziel hinaus schoss, Sander auf dem Weg zur Pressekonferenz verbal maltretiert wurde. Die RWE-Verantwortlichen reagierten nicht öffentlich, sondern stellten Sander nach der "PK" zur Rede. Stichwort: Lausitzer Glashaus! Neuhaus reagierte geschickt, sprach sofort vom "Dank an die Kulisse, die uns ständig nach vorne peitschte, das war wichtig in einem Spiel, das wie eine Achterbahn war." Und dem Fußball-Lehrer wieder etliche Argumente lieferte, mit seinen Spielern lobend und tadelnd zu diskutieren. Neuhaus sah keinen Anlass, aus seinen Notizen ein Geheimnis zu machen. "Viel zu viele lange Bälle." So dass sogar die "Halbzeitpause herbeigesehnt" wurde. Nicht nur in dieser wird Neuhaus passende Kommentare gegeben haben, auch vor dem anstehenden Derby beim Wuppertaler SV Borussia am Mittwoch, 24.August (19.30 h, Zoo-Stadion) wird es entlarvende Formulierungen geben. Beispiel gefällig: "Nach unserem 2:0 haben wir geschlafen, vielleicht haben einige noch gejubelt." Alles passierte folgerichtig, zweimal stand die eigentlich ansonsten überzeugende Innenverteidigung mit Stefan Lorenz und dem Debütanten Victor-Hugo Lorenzón neben den Schuhen. Neuhaus: "Die Ordnung wurde gesucht, dabei hatten wir auf Konter gehofft." Was bei den Bergischen unter der Woche weiterhin nicht passieren darf, schickte Neuhaus auch hinterher: "Zu viele Risikobälle durch die Mitte." Von denen etliche verlustig gingen. Folge: Konter. Insgesamt zog Neuhaus aber bewusst - und berechtigt - ein ansprechendes Fazit: "Wir hatten einen Zweitligisten am Rand einer Niederlage, zweimal war die Entscheidung in unseren Händen." Seine Ankündigung: "Es gilt, jedes Körnchen zu investieren, damit wir bis Mittwoch regenerieren. Ein psychologisches Problem wird die Niederlage gegen Energie nicht hinterlassen."
RWE: Maczkowiak - Bemben, Lorenzón, S.Lorenz, Kiskanc - Wehlage (116.Horz), M.Lorenz, Bilgin (61.Larsen), Haeldermans - Löbe (53.Boskovic), Younga-Mouhani. Energie: Piplica - Schöckel, da Silva, McKenna, Sidney, Szelesi (55.Sahin), Rost, Schuppan (58.Jungnickel) - Kioyo, Radu, Bandrowski Tore: 1:0 Bemben (11., Foulelfmeter), 2:0 Boskovic (55.), 2:1 Kioyo (57.), 2:2 Radu (60.). Elfmeterschießen: 3:2 Lorenzón, Sidney scheitert, 4:2 Boskovic, 4:3 Radu, 5:3 Younga-Mouhani, 5:4 Schöckel, 6:4 Bemben, 6:5 Jungnickel, Haeldermans scheitert, 6:6 Sahin, Larsen scheitert, 6:7 Piplica Zuschauer: 10.500 Schiedsrichter: Fandel (Kyllburg) Rote Karte: Rost wegen groben Foulspiels (74.) Gelbe Karten: Larsen, Wehlage - Piplica, Schuppan, Radu, da Silva