"Gefangene" werden nicht gemacht! Ganz klar, Essen kennt keine Kompromisse mehr, am 8.Juni soll feststehen, im Revier gibt es einen weiteren Zweitliga-Club. Auch die 90 Knaller-Minuten gegen Tabellenführer VfL Osnabrück am Freitag-Flutlicht-Abend (Georg Melches-Stadion, 19 h) sollen daran nichts ändern. "Ich sehe die Entschlossenheit in den Augen der Jungs", prescht Heinz Koch, RWE-Vorstandsmitglied und Sportlicher Leiter, gewohnt vor. Für den Unternehmer ("Carat") steht eindeutig fest: "Die Aufstiegsposition werden wir nicht mehr abgeben, die Hütte wird am Freitag voll sein, wir wollen den Sieg und werden ihn auch einfahren." Kochs Fazit: "Die Marschroute ist also klar, es gibt keine Unklarheiten mehr."
Coach Harry Pleß stellt sich verbal an die Koch-Seite. "Das Team strotzt nur so vor Selbstvertrauen, die Jungs spüren unser Vertrauen." Auch der ehemalige Lüneburger ist sich sicher: "Wir haben die Chance und wir werden sie nutzen."
Osnabrück ist für Pleß kein Buch mit sieben Siegeln, der Fußball-Lehrer blättert hörbar in seinen Notizen. "Gegen Osnabrück habe ich in den letzten Jahren sehr häufig gespielt. Schon mit Lüneburg wusste ich, wie ich den VfL reizen konnte." Genau das soll auch am Freitag vor einer tendenziell pickepacke vollen "Bude" erfolgen. "18000 Zuschauer sind schon sicher", reibt sich Nico Schäfer, Essens Geschäftsführer, in Gedanken an die klingelnde Kasse schon die Hände.
Und die Mehrheit der Fans soll den Triumph feiern, den Tabellenführer RW Essen. Pleß kämpferisch: "Die drei Zähler wollen wir sichern, wir wollen den Aufstiegsplatz am 8.Juni." Ein Sieg und alle Trümpfe lägen bei RWE, ein Remis und Erzgebirge Aue könnte durch einen Erfolg bei den Hamburger Amateuren vorbei ziehen. Pleß interessiert das nicht - sein Versprechen: "Wir geben dieses Ziel nicht aus der Hand, wir holen alles aus uns raus."
Alternativen sind da. Ali Bilgin arbeitete sich unter der Woche heran, schon der Kurzeinsatz beim 3:0 in Leverkusen machte Hoffnung. Auch Borislav Tomoski meldete sich zurück bei der Teamarbeit, selbst bei Ronny Ernst besteht noch Hoffnung, dass er am Freitag wenigstens auf der Bank sitzt. Pleß: "Es sind noch einige Stunden bis zum Anpfiff des Matches, die werden wir nutzen." Auf der Bank werden Sascha Wolf, Mark Komade für die Abteilung Attacke und "Otto" Zimmermann für die Defensive sitzen. Pleß haut auf den Tisch: "Es gibt jetzt keine Ausreden mehr, wir stehen personell besser da, als vor den Matches gegen Aue und Leverkusen."
Der 45-Jährige sieht, seine Vorgaben wurden bestätigt. "Ich habe angekündigt, dass wir uns die zwei verlorenen Punkte aus dem Match gegen den Dresdner SC auswärts wiederholen." Das enttäuschende 2:2 wurde durch das 3:0 bei Bayer ausgemerzt. Der Coach forderte Erfolge gegen die direkten Aufstiegsrivalen, das Team befolgte die Order. "Auch das erste Heimspiel gegen Aue haben wir gewonnen." Exakt: 1:0. Dementsprechend lautet auch das vielversprechende Fazit von Pleß: "Physisch und auch psychisch stimmt es bei meinen Jungs."
Das Zahlenspiel soll greifen. "Noch zwei Siege und zwei Remis, dann läuft es", kündigt Pleß an. Umgerechnet wären das 62 Punkte. "Wir haben doch alles selbst in der Hand, das ist doch im Vergleich zur letzten Spielzeit ein riesiger Vorteil." Damals musste Essen alles gewinnen, tat das. Die Konkurrenz spielte bis zur 90 Minute des Matches Braunschweig gegen Wattenscheid auch mit, Essen war eigentlich aufgestiegen. "Aber nur bis zur 90. Minute", knurrt Pleß, "nach 93 Minuten war Braunschweig oben." Die Eintracht gewann mit 3:2 gegen die SGW. Pleß sieht die Logik: "Wenn wir jetzt alles holen, ist uns der Rest egal."