Bei seinem ersten Einsatz für den Bonner SC schoss er lediglich 14 Minuten nach seiner Einwechslung das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg gegen Eintracht Trier. „Das war natürlich ein toller Einstand“, freut sich der Routinier. „Kaum war ich eingewechselt, fiel der Ball mir genau auf die Birne.“ Vor dem Auftritt bei Rot-Weiss Essen am Samstag wiegelt der gebürtige Berliner allerdings ab: „Jetzt sollte man keine Überdinge von mir erwarten.“
Ohnehin war der Ex-Profi, der im Laufe seiner Karriere unter anderem für den MSV Duisburg, Rot-Weiß Oberhausen, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen auflief, dabei 40 Bundesliga- und 86 Zweitligaspiele (17 Tore) bestritt, bei den Bonnern gar nicht als Spieler vorgesehen. Nachdem sein Vertrag beim Wuppertaler SV am Ende der vergangenen Saison, in deren Verlauf er sich mit den verschiedensten Verletzungen herumplagte, ausgelaufen war, fand er kein neues Engagement und schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als den Weg zum Arbeitsamt zu suchen. „Ich hatte im letzten Jahr einfach die Scheiße am Fuß“, blickt Rietpietsch auf diese schwere Zeit zurück.
Inzwischen hat sich seine Gefühlswelt allerdings wieder gewandelt. Zwar wird er weiter vom Arbeitsamt bezahlt, um sich für einen neuen Arbeitgeber zu empfehlen darf er nebenbei allerdings 15 Stunden arbeiten. „Als Stand-By-Spieler trainiere ich natürlich nicht voll mit“, berichtet Rietpietsch, der zudem die Gelegenheit nutzt, um beim BSC ehrenamtlich in den Management-Bereich hereinzuschnuppern. „Das ist eine Richtung, in die ich gerne einmal gehen möchte“, erklärt Rietpietsch, der weiß, dass seine Laufbahn sich allmählich dem Ende zuneigt: „Wäre ich vier, fünf Jahre jünger, dann würde ich sicher nochmal versuchen, in die erste oder zweite Liga zu kommen. So muss ich mir aber langsam Gedanken machen, wie es weitergehen soll.
Gedanken macht sich Rieptpietsch natürlich auch über seine neue Mannschaft. „Wir haben eine richtig tolle Truppe“, berichtet er. Untermauert werden seine Worte von einem Blick auf die Statistik, die inzwischen sechs Spiele ohne Niederlage für die ehemaligen Bundeshauptstädter aufweist. Und von Qualität zeugt auch ein Blick auf die Bank. Dort nahmen neben Rietpietsch am letzten Wochenende etwa Toptorjäger Ercan Aydogmus und der ehemalige Wuppertaler Jan Hammes Platz. „So eine Bank hätten doch viele Regionalligisten gerne“, bemerkt Rietpietsch, der seiner neuen Truppe auch in Essen durchaus etwas zutraut. „Wir haben dort nichts zu verlieren und brauchen uns nicht zu verstecken, sondern können mit breiter Brust auflaufen. Wir dürfen uns nur nicht in die Hosen machen.“
Und wohin führt der Weg des Aufsteigers schließlich noch? Rietpietsch: „Wir müssen zusehen, dass wir schnell den Klassenerhalt schaffen und dann eine Mannschaft zusammenstellen, die in der nächsten Saison höhere Ziele anpeilen kann.“