In seinen Augen ist es ungeheuerlich, dass der DFB keinerlei Rücksicht nimmt und sich ausschließlich um die Profis kümmert. Nicht nur die Tatsache, dass er am Samstag mit seinem MSV bereits um 13 Uhr in St. Pauli antreten muss (siehe Bericht Seite 14) stört den Fußballlehrer. Viel mehr ärgert ihn, dass „der Basis sowie dem Jugendfußball die Grundlage entzogen wird. Denn diese Vereine sind auf jeden Cent, den sie durch die Zuschauer-Einnahmen bekommen könnten, angewiesen.“
Wenn, wie am vergangenen Wochenende geschehen, Schalke gegen Bochum an einem Sonntag um 17.30 Uhr spielt, sind alle Amateurklassen in der Umgebung betroffen. „Über 60.000 Zuschauer gehen ins Stadion und der Rest schaut sich die Fernsehübertragung an. Da bleibt keine Zeit mehr für die kleinen Vereine“, mahnt Neururer an. Selbst eine Verschiebung bringt nicht den nötigen Erfolg. So hat Westfalia Herne vor vier Tagen das Heimspiel gegen Aachen II extra um 14 Uhr angepfiffen, um den Anhängern die Möglichkeit einzuräumen, danach auch noch zum FC Schalke zu gehen, doch gebracht hat es nichts. „In Zeiten der Wirtschaftskrise ist das doch wohl auch ganz klar“, meint Neururer.
Speldorfs Coach Dirk Wißel stimmt Peter Neururer zu.
Samstag um 13 Uhr kollidieren die Profis zudem mit dem Nachwuchs. „Das ist nicht nur aus physiologischer Sicht für uns ein Unsinn, um diese Zeit anzustoßen“, winkt der 54-Jährige ab. „Es kann doch nicht sein, dass die Herrschaften beim Verband den Kontakt zum Boden völlig verloren haben. Nur weil sie kurzfristig Geld verdienen wollen, zerstören sie das Fundament langfristig.“
Der Fußballlehrer gibt auch gleich ein passendes Beispiel. „Früher, wenn ich mit meinem Heimatverein, der Spielvereinigung Marl, gegen den TSV Marl-Hüls gespielt habe, waren 10.000 Zuschauer da. Jetzt würden vielleicht 120 Leute kommen. Daran kann man sehen, was bereits angerichtet worden ist.“
Seine Hoffnung ist, dass die Verantwortlichen des DFB ihre Vorstöße doch noch einmal ändern werden: „Der Profi-Fußball findet Samstags um 15.30 Uhr statt. Der Sonntag und die anderen Zeiten gehören den Amateuren und dem Nachwuchs. Fertig!“
Mit seinem flammenden Appell erntet er bei den „Kleinen“ natürlich Dank. „Ich habe immer gesagt, dass Peter einfach Ahnung hat“, lacht Speldorfs Coach Dirk Wißel, der am Samstag mit seinem VfB bei der Duisburger Reserve zu Gast sein wird. „Ich kann ihm nur beipflichten. Es ist gerade für strukturschwache Regionen, die auf jeden Euro angewiesen sind, schade, dass die Bundesliga ihnen die Chance nimmt, Zuschauer zu generieren. Für uns alle wäre es von enormer Bedeutung, mehr Fans begrüßen zu können.“
Die Amateure wettern seit je her gegen die Verbands-Politik. Aber jetzt erhalten sie erstmals Unterstützung von oben. Und wer weiß, vielleicht zeigen sich die Verbands-Funktionäre ja doch noch einmal einsichtig und revidieren ihre Entscheidung. Schließlich hat ja auch niemand damit gerechnet, dass dem VfB Speldorf nachträglich doch noch die Lizenz erteilt wurde. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.