Für den ehrgeizigen Coach Michael Boris ist dieses Highlight ein ganz besonders. Denn das Revier-Kind ist eingefleischter Rot-Weiss Essen-Fan und darf jetzt gegen den Erzrivalen antreten. RS sprach mit dem ehemaligen Homberger über die Chancen und seine bekannten Motivations-Tricks.
Herr Boris, nach dem Sieg im Mittelrhein-Pokal über den Bonner SC haben Sie gesagt, dass der 1. FC Köln ein Traumlos, Schalke oder Dortmund okay wären. Hat sich Ihre Meinung geändert?
Ja, die Königsblauen sind das absolute Traumlos. Es gibt nichts besseres für uns, denn wenn wir Köln bekommen hätten, hätten wir kein Stadion gehabt. So haben wir eine absolute Spitzenmannschaft und können in der Domstadt spielen. Das ist perfekt.
Wie viele Karten sind im Vorkauf bisher abgesetzt worden?
11.000 Tickets sind bereits über die Theke gegangen. Wir werden aber mit Sicherheit ein finanzielles Plus einfahren. Der Cup wird sich lohnen.
Welche Chancen rechnen Sie sich aus?
Gar keine. Wir machen aber auf jeden Fall eine riesige Party. Auch wenn wir zweistellig abgeschossen werden, feiern wir. Wir haben den „Zwölften Mann“ im Stadion angemietet und werden dort mit 600 Gästen den größten Erfolg der Vereinsgeschichte begießen.
Wissen Sie, was Ihre Mannschaft erwarten wird?
Natürlich. Ich habe Schalke beim T-Home-Cup gegen Stuttgart und Bayern gesehen. Zudem bin ich am Samstag nach Berlin gefahren und habe mir das Spiel gegen die Union angeschaut. Unser Sportlicher Leiter Ingo Haselbach fährt zudem am Mittwoch nach Saarbrücken. Dann haben wir die vier Mal unter die Lupe genommen.
Hat es was genutzt?
Ja. Ich würde nicht in den Schlaf kommen, wenn wir durch eine Standardsituation knapp verlieren würden. Deshalb schauen wir sie uns an. Wir kennen das System und halten mit unserer Oberliga-Erfahrung dagegen. Es gibt ja schließlich Sachen, wie die Standards, die man beeinflussen kann. Wenn man weiß, wo die Bälle hinkommen könnten, ist es einfacher. Dennoch sind die Schalker fitter, schneller und besser. Das ist doch klar. Es wird schwierig, aber wir sind vorbereitet.
Sie sind dafür bekannt, vor einem Spiel ganz tief in die Motivationskiste zu greifen. Beispielsweise zeigen Sie Filmausschnitte von Rocky. Was machen sie vor dem Knaller gegen Schalke?
Wenn ich da noch ein Mittel ziehen muss, frage ich mich, ob jemand dieses Spektakel noch nicht kapiert hat. Wir haben 100 Zuschauer beim Training. So viele kommen manchmal nicht mal zu einem Heimspiel. Ich werde zwar noch einmal in meine Trickkiste greifen und eine Geschichte auspacken, aber das wird nicht Rocky sein, denn das wäre zu hart. Ich denke eher an so etwas wie David gegen Goliath.
Also haben Sie doch eine Chance.
Eine kleine, denn schließlich fangen wir mit einem 0:0 an. Ich werde aber nicht nur Beton anrühren, denn so etwas geht immer nach hinten los. Vielleicht schaffen wir es ja mit einem Remis in die Halbzeit. Das wäre schon ein Erfolg.
Sind alle Mann an Bord?
Ja. Ich muss von 23 Mann fünf Leute sogar auf die Tribüne schicken. Das tut weh, denn es wird Härtefälle geben. Aber eins muss den Jungs klar sein: Nach dem Schlager geht es erst richtig los. Denn sechs Tage danach steht der Auftakt in Siegen auf dem Plan. Und der hat für uns absolute Priorität.
Im zweiten NRW-Liga-Jahr präsentiert sich die Klasse ausgeglichener als zuletzt. Wo sehen Sie am Ende Ihre Germanen?
Wir hoffen, uns im Mittelfeld platzieren zu können. Ich rechne damit, dass Velbert und Schwarz-Weiß Essen das Aufstiegsrennen machen werden. Aber auch die ganzen Zweitvertretungen darf man nicht aus dem Auge verlieren. Zudem verfügt der SC Wiedenbrück über eine sehr gute Truppe. Wenn wir uns dahinter eingruppieren können, wäre ich zufrieden.
Sie werden von einige Konkurrenten aber als Geheimfavorit gehandelt.
Das ist schön und es ehrt uns. Wir haben auch eine gute Mannschaft, aber daran verschwenden wir keine Gedanken.