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Westfalia Herne: Der Traditions-Klub im Vereins-Check
Wie kommt das Pferdchen ins Logo?

Westfalia Herne: Der Traditions-Klub im Vereins-Check
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In der neuen Serie „Vereins-Check“ nimmt RevierSport die Klubs im Pott genau unter die Lupe. Neben der Geschichte steht besonders die Struktur im Fokus. Auf was können sich die Fans bei einem Besuch freuen? Welchen Komfort kann man erwarten? Stimmt das Preisleistungsverhältnis? Welche kulinarischen Genüsse werden geboten? Und wie kommt eigentlich das Pferdchen ins Logo?

Wir starten mit einem Flaggschiff der Revier-Vereine: Westfalia Herne. In den 70er Jahren erlebte der SCW mit dem Hauptsponsor und Mineralölhändler Erhard Goldbach (Goldin-Tankstellen) seine Glanzzeit. Das ging so weit, dass 1977 der Vereinsname in SC Westfalia Goldin 04 Herne geändert wurde und zahlreiche Spieler ihrem Hauptberuf in dessen Unternehmen nachgingen. Doch die finanzielle Abhängigkeit von diesem Mäzen sorgte auch für den Untergang. Denn als diese Firma 1979 pleite ging, stand die Westfalia vor dem Ruin. Der DFB entzog Herne in der Saison 79/80 die Lizenz für die 2. Bundesliga und der tiefe Fall begann.

Der Sinkflug ist allerdings beendet und der Bergarbeiter-Klub und war in der Hinrunde sogar Regionalliga-Anwärter. Und auch der Verfall des Stadions ist gestoppt.

Infrastruktur Stadion Das „Schloss Strünkede“ gehört zu den traditionsreichsten Spielstätten des Reviers. 1932 wurde das weite Rund mit einem Fassungsvermögen von 32.000 Zuschauern erbaut. Doch mit dem sportlichen Abstieg des SCW begann auch der Verfall. Nach den Renovierungsmaßnahmen in den 70er Jahren geschah nicht mehr viel. Wegen fehlender Sicherheitsstandards hat die Kommune den Sportplatz jüngst auf 4.999 Zuschauer begrenzt. Das Flutlicht fehlt ebenso wie die Anzeigetafel. Doch das Stadion verfügt über ein altertümliches Flair, das jedes Spiel zu einem Erlebnis werden lässt und immer einen Besuch wert ist.

Tribüne Die Haupttribüne bietet 3.800 Zuschauern Platz und ist gepflegt. Neue Zugangstore, frischgestrichene Bänke und rotmarkierte Auf- und Abgänge haben mit dafür gesorgt, dass Herne bei der Abnahme des DFB sogar eine Auszeichnung erhielt. Optisch gelungen, doch die alten Holzbänke bieten wenig Komfort.

Kabinen Auf den müssen nicht nur die Zuschauer verzichten, auch die Spieler finden in den Kabinen keinen Luxus vor. Karge Fliesen und Bänke mit Kleiderhaken sind Zeitzeugen längst vergangener Tage. Doch immerhin sind die Wege kurz, denn der Massage-Raum sowie die Duschen sind gleich integriert. Auch ein Fernsehraum ist vorhanden.

An die erfolgreiche "Goldin-Zeit" erinnert am Schloss Strünkede" nichts mehr.

Vereinsheim Das Klubhaus, in dem auch die Pressekonferenz abgehalten wird, gleicht mit seiner rustikalen Holzvertäfelung dem eines Kleingärtnervereins. Weil die Westfalia den Bau selber finanzieren musste, wurde vor 20 Jahren gespart. Doch das wird sich in Zukunft ändern, denn das „alte“ Klubhaus am Haupteingang wird gerade renoviert und soll dann moderner und gemütlicher sein.

Sanitäre Anlagen Das Stadion verfügt über drei Toiletten-Anlagen sowie einen neuen Container. Alle Toiletten sind gerade erst wiederhergerichtet worden und erstrahlen in einem neuem Glanz.

Fanshop An jedem Spieltag ist der Fanshop mit zwei Ehrenamtlern besetzt und bietet eine reichhaltige Auswahl. Neben Schals, Trikots, Schlüsselanhängern, Mützen oder Fahnen ist alles vorhanden. So ein Angebot ist im Amateurbereich fast einzigartig und kann sich durchaus mit Vereinen in höheren Ligen messen.

Internet Ein professioneller Auftritt. Der 44-jährige Webmaster Michael Cibien hat es geschafft, dass die Herner Homepage sowie das Forum vereinsübergreifend genutzt wird. Der übersichtliche Aufbau ist mit vielen Zusatzinformationen garniert, so dass die Navigation auch für ungeübte User sehr einfach ist.

Geschichte Logo Das Logo zählt auch heute noch zu den innovativsten. Es handelt sich um das Emscherpferd. Das Wappen tauchte wohl erstmals offiziell 1929 auf der Festschrift 25 Jahre Sportclub Westfalia 04 auf. In der Festschrift fünf Jahre zuvor kommt es noch nicht vor. Als richtiges Wappen ist ein Sammelbild von 1930 bekannt. Ende der 1930er Jahre in der Gauliga wird das Emscherpferd zum Emblem auf Trikots der Westfalia auf und als Teil des offiziellen Briefkopfs benutzt.

Das Logo der Westfalia mit dem Emscherpferd.

Nostalgie Die Westfalia bemüht sich darum, mit Eintrittskarten und Plakaten einen nostalgischen Charme zu erzeugen. Eine ausführliche Geschichte des Vereins liegt als Buch vor und beleuchtet alle Facetten der turbulenten Herner Zeiten. Auch im Internet ist die Klub-Geschichte erfassbar. Ein Mangel ist aber, dass im Stadion selbst die Tradition kaum präsent ist. Schautafeln, Denkmäler oder andere Hinweise wären schön, findet man aber nicht.

Sport Trikot Das Leibchen vom Ausrichter „TeamSport Phillip“, der auch gleichzeitig Brustsponsor ist, leuchtet blau-weiß. Auswärts tritt die Westfalia in Rot an.

Spiel In der laufenden NRW-Liga-Saison zählt die Westfalia zu den Überraschungen. Der SCW ist der einzige herkömmliche Verein aus Westfalen, der mit den Zugpferden aus dem Nordrhein und den Reserve-Mannschaften der Bundesligisten mithalten kann. Schlebach setzt mit zwei Stürmern und drei offensiven Mittelfeldspielern voll auf die Attacke. Die Ausgeglichenheit des Kaders spiegelt sich auch im praktizierten Rotationsprinzip wider.

Kulinarisches Der Verkaufsschlager sind natürlich die Bratwurst und das Bier. Dafür muss man als Zuschauer allerdings kein Vermögen ausgeben. Für zwei Euro (0,33 Liter) pro Bier sowie für die Wurst oder auch die Currywurst kann man schon schlemmen. Aber die Angebotspalette ist noch weitreichender. Pommes (1,50 Euro inklusive Majo und Ketchup), Frikadellen (2), Steaks (3), Kaffee, Kuchen sowie Süßigkeiten sind immer vorhanden.

Preis/ Leistungsverhältnis Ein Stehplatz kostet im „Schloss Strünkede“ sechs Euro, ermäßigte Tickets sind bereits für vier Euro zu haben. Auf der überdachten Tribüne sind dann aber alle gleich und müssen neun Euro berappen. Damit liegt der SCW im Ligavergleich im Mittelfeld. Eine Sitzplatzkarte ist damit so teuer oder günstig wie ein ermäßigter Stehplatz auf Schalke.

Unterhaltung Gute Laune und Stimmung pur. Ein Besuch bei der Westfalia ist ein unvergessliches Erlebnis. Und dafür ist hauptsächlich Klaus Wissing verantwortlich. Der Stadionsprecher sorgt immer für Begeisterung auf den Rängen. Mit seiner Stimme und Musikauswahl schafft er Kurzweil und ist auch immer für einen Anfeuerungsruf zu haben. Wissing zählt in Herne mit seiner unnacharmlichen Art zu den Kultfiguren. Doch damit nicht genug. Besondere Spiele wie beispielsweise der Westfalenpokal-Auftritt gegen die Sportfreunde aus Lotte werden in Herne immer gesondert gepowert. Dafür ist dann stets Bernd Faust verantwortlich. Der Marketingexperte stellt neben der obligatorischen Tombola auch immer Musik- oder andere Showeinlagen auf die Beine, so dass sich Herne in den letzten Jahren zu einer wahren Wundertüte mit Eventcharakter entwickelt hat.

Fazit Nicht nur der geschichtliche Hintergrund der Westfalia macht den Verein interessant. Der sportliche Erfolg ist vorhanden und ein Besuch an der altehrwürdigen Spielstätte ist für jeden Fan auf jeden Fall ein Erlebnis. Das „Schloss Strünkede“ ist in die Jahre gekommen und zählt nicht zu den Augenweiden im deutschen Fußball, aber die Verantwortlichen haben es geschafft, mit bescheidenen Mitteln einen passenden Rahmen zu schaffen, der an die alte Tradition erinnert. Während in den Fußballtempeln Schalke oder Dortmund das Gefühl für den Sport verloren geht, wird er in Herne gelebt. Und zwar mit allen Vor- und Nachteilen.

Was der Webmaster Michael Cibien zum gelungenen Internet-Auftritt sagt, lesen Sie auf der zweiten Seite!

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