Allerdings haben die Club-"Macher" die Strippen in der Hand. Wenn alles klappt, hat Berge schon "mehrere Ideen", wie die Kader-Lücken neben der Torhüterfrage geschlossen werden. "Ich warte auf die Ansage durch den Verein, welche Möglichkeiten wir haben." Eine Option könnte Bilal Lekesiz sein, der nach auskuriertem Kreuzbandriss schon mittrainierte, die ETB-Zusage hat, nach wiedererlangter Fitness einen Kontrakt zu erhalten. Wahre Leistungsfähigkeit gerade beim aktuellen Klima "zu überprüfen" ist schwierig genug, betont Berge.
Genau wie das Geschäft Fußball an sich, der Fußball-Lehrer tummelt sich aktuell in der NRW-Liga, war schon höherklassig tätig, behielt aber seine Job-Option im Öffentlichen Dienst. "Ich habe die richtige Entscheidung getroffen", legt sich der Familienvater fest. Er sieht Kollegen "durch die Welt ziehen."
Sein weitester Ausflug war Berlin, als er beim damaligen Zweitligisten Union kurzzeitig Manager wurde (2001). "Ich hatte eine Bankausbildung, war Fußballlehrer, hatte viele Fußball-Kontakte, das bot sich an", erinnert sich der 33-fache Bundesligaspieler. Letztendlich wurde es nicht der Weisheit letzter Schluss. "Das machte mir damals klar, ich will diese Tingelei nicht, die Familie steht im Vordergrund." Zeitgleiche Entwicklungen bekam er hautnah mit: "Mit Mirko Slomka bin ich bei der Ausbildung zum Fußball-Lehrer sechs Monate durch Köln gerannt." Der genau wie Berge (bei RWE) damals entlassen wurde (bei TB Berlin), nun weiter im Geschäft ist, allerdings fünf Ligen höher - auch finanziell.
Ein anderes Beispiel ist Rüdiger Abramczik: "Den habe ich kürzlich am Gelsenkirchener Busbahnhof getroffen." Der ehemalige "Flankengott", mit dem Berge in der Saison 1987/88 das königsblaue Trikot teilte, hatte länger nichts, war dann in Bulgarien (Lewski Sofia) und Österreich (FC Kärnten). Berge: "Jetzt ist er irgendwo, ich weiß gar nicht, wo ich das auf der Landkarte suchen soll."
Seit dem 3. August 2008 übernahm Abramczik den lettischen Vize-Meister Metalurgs Liepaja. Berge ist beim ETB, aktueller Tabellenneunter, verantwortlich. "Durch die Etappe Union wird man natürlich für die Branche auch undurchschaubar." Weil einem Trainer unterstellt wird, vielleicht im Club Manager werden zu wollen - und umgekehrt. Beim ETB kann Manager Toni Pointinger allerdings weiter ruhig schlafen. Berge: "Die Zeiten, in denen man in diesen Klassen zehn Mille verdienen konnte, sind vorbei. Das wird irgendwann Breitensport."
Der eine andere Tätigkeitsmotivation hat: "Letztendlich geht es um den Spaß, täglich mit Menschen zu tun zu haben, es bleiben immer wertvolle Eindrücke haften. Eine solche Nische zu finden, darüber mache ich mir zurzeit intensive Gedanken."