Dennoch, der Coach backt kleine Brötchen und spricht auch nach der emotionalen Derby-Achterbahnfahrt vom Klassenerhalt. „Wir haben in der ersten Halbzeit kapitale Fehler in der Rückwärtsbewegung gemacht und können froh sein, dass Westfalia das nicht bestraft hat.“
Bei näherer Betrachtung des Spielverlaufs wird deutlich, dass diese Analyse des Ex-Profis durchaus zutreffend ist. Westfalia machte das Spiel, Wattenscheid die Tore. Schon nach sieben Spielminuten verpasste Westfalia-Angreifer Martin Setzke die große Chance, seine Mannschaft in Führung zu bringen. Der genesene 09-Kapitän Jascha Keller strauchelte, Setzke verfehlt das Gehäuse. Sein Sturm-Kollege René Lewejohann machte es nicht besser, scheiterte entweder an der energischen Abwehrarbeit von Emre Köksal (25.), oder am glänzend aufgelegten Schlussmann Philipp Kunz (29.).
So kam es, wie es kommen musste. Ozan Yilmaz besorgte in der 34. Minute das überraschende 1:0. Der türkische U21-Nationalspieler düpierte seine Gegenspieler mit dynamischem Antritt und traf mit einem platzierten Schuss aus 25 Metern. Keine echte Torchance in Halbzeit Eins, dennoch die Führung für die 09er. Westfalia-Coach Christoph Schlebach war bedient: „Das ist die gerechte Strafe, wenn man es nicht schafft, die Dominanz in Tore umzumünzen.“
Auch im zweiten Durchgang hakte es in der Offensivabteilung der Herner. Angriffe wurden nicht konsequent abgeschlossen, die Strafe folgte auf dem Fuß. Daniel Diaz sorgte nach einem Sololauf und schöner Vorarbeit von Farat Toku für das 2:0, die Vorentscheidung im Kampf um die Ligaspitze (80.). Der Vorbereiter selbst markierte den 3:0-Endstand in der Nachspielzeit und streute damit Salz in die Wunde der strauchelnden Liga-Favoriten.
Westfalia-Kapitän Mirko Mustroph war der Frust nach den 90 Minuten anzusehen: „Wir wussten, dass man es hier ganz schwer hat, wenn man hinten liegt. Die Wattenscheider haben eine brutale Chancenverwertung, machen aus zwei Chancen drei Tore. Wir tun uns damit schwer. Aber ich denke wir haben zumindest angedeutet, was wir können.“
Die Taktik, die sich Lohrheide-Coach Helmig zurecht gelegt hat, ist vollkommen aufgegangen, Schlebach hingegen hadert auch nach dem Abpfiff mit der Verwertung der Einschussmöglichkeiten. „Den Schuh müssen wir uns selber anziehen. Vor allem in der ersten Halbzeit müssen wir in Führung gehen, dann macht Wattenscheid aus dem Nichts das 1:0. Aber unsere Mannschaft hat starken Fußball gezeigt, diese Niederlage wird uns nicht umwerfen.“
Auf Seite 2: Nachgefragt bei 09-Kapitän Jascha Keller