Nach einem Stotterstart in die Meisterrunde der Oberliga Westfalen blieb der SG Wattenscheid in den letzten Wochen nur die Rolle des Verfolgers. Doch pünktlich vor dem Saisonfinale ist die SGW aus dem Windschatten der Konkurrenz getreten. Die 09er nutzten am Sonntag den Patzer von Westfalia Rhynern, feierten selbst beim 2:1 in Erndtebrück den vierten Sieg in Serie und schoben sich auf den Aufstiegsplatz zwei.
"Insgesamt war es ein verdienter Sieg", freute sich Trainer Christian Britscho auf der Pressekonferenz in Erndtebrück. "Wir haben zuletzt unsere Hausaufgaben gemacht. Das müssen wir jetzt noch einmal machen, dann sieht es ganz gut aus."
Die Ausgangslage vor Saisonfinale
Platz 2: SG Wattenscheid, 58 Punkte, +21 Tore
Platz 3: SC Paderborn II, 57 Punkte, +47 Tore
Platz 4: Westfalia Rhynern, 56 Punkte, +40 Tore
Das Fernduell um den Aufstieg
SC Paderborn U21 - TuS Erndtebrück
SG Wattenscheid - Eintracht Rheine
Westfalia Rhynern - SV Schermbeck
Alle Spiele Montag, 15 Uhr
Denn vor dem Showdown am Pfingstmontag ergibt sich folgende Ausgangslage: Mit einem Sieg im Heimspiel gegen Eintracht Rheine ist Wattenscheid in jedem Fall durch. Bei etwaiger Schützenhilfe auf anderen Plätzen kann der Aufstieg kann aber auch gelingen, falls die SGW Punkte liegen lässt.
Die Rückkehr in die Regionalliga naht also. Emotionaler als Coach Britscho reagierten die Spieler. Dass die Schwarz-Weißen zwei Spieltage vor Schluss auf einen Aufstiegsplatz springen, "ist wie im Märchen", jubelte Timon Schmitz im Vereinsinterview. Der Doppelpack des Winterneuzugangs war es, der in Erndtebrück nach Rückstand den Sieg bescherte. "Wir haben alles in der eigenen Hand. Wir hoffen, dass der Zuschauer-Rekord am letzten Spieltag geknackt wird und wir alle zusammen aufsteigen." Die bisherige Saison-Bestmarke wurde vor einer Woche aufgestellt, beim Sieg gegen SF Siegen kamen 1609 Fans in die Lohrheide.
"Dass wir das Spiel drehen, zeigt den Charakter der Truppe. Wir stehen verdient auf dem zweiten Platz", lobte Berkant Canbulut seine Teamkollegen - und richtete den Blick auf die kommende Woche: "Das wird ein geiles Spiel. Jetzt geht es wirklich um mehr."
Wattenscheid-Aufstieg wäre Canbuluts "größter Traum"
Für den 30-jährigen Offensivmann wäre der Aufstieg mit der SGW etwas ganz besonderes. Er spielte schon früher viele Jahre an der Lohrheide, gehörte auch zu dem Team, das eine der dunkelsten Stunden beim Revierklub miterlebte: Die Pleite, die in dem Rückzug aus der Regionalliga Ende 2019 gipfelte. "Ich habe alles mit der SG Wattenscheid mitgemacht - die Insolvenz, dann bin ich zurückgekommen", erklärte Canbulut, der bereits 129 Regionalliga-Spiele für SGW absolvierte. Seit dieser Saison spielt er wieder für den Traditionsverein. "Mein größter Traum: Die Mannschaft dahin zu führen, wo ich schon mal mit ihr war."
Canbuluts Erfolgsrezept für das Saisonfinale? "Wir müssen nur an unsere Fähigkeiten glauben", erklärte die Nummer 10 voller Selbstvertrauen im Vereinsinterview. "Wenn wir unser Spiel durchziehen, dann hat es nichts mit dem Gegner zu tun."