Bei Vereinswechseln greifen oft dieselben Floskeln. Das gilt auch im Amateurfußball. Eine neue Mannschaft, eine neue Anlage, eine neue Kabine. Eingewöhnungszeit ist hier das Stichwort. Bei Daniel Bertram ist das ein wenig anders. Der Defensivspieler hat im Sommer zwar auch den Verein gewechselt. Allerdings ist seine neue Kabine nur eine Tür weiter.
Bis zur vergangenen Saison kickte Daniel Bertram bei YEG Hassel in der Westfalenliga, am Lüttinghof. Doch dann stand der andere Fußballverein aus Hassel, der SC, vor einem großen Umbruch. Der Oberligist brauchte dringend eine neue Mannschaft und fragte auch bei Daniel Bertram an, ob er sich einen Wechsel vorstellen kann. Der 31-Jährige sagte zu und läuft nun für den SC auf – immer noch am Lüttinghof.
Der Grund für den Vereinswechsel ist so simpel wie verständlich. „Der SC Hassel hat mir einfach die Möglichkeit gegeben, noch einmal ein Jahr Oberliga zu spielen“, erklärt Bertram: „Und warum sollte ich diese Chance dann nicht nutzen?“ Sein Abschied von YEG habe auf keinen Fall mit dem Westfalenligisten zu tun. „Wir sind in Freundschaft auseinandergegangen, ich telefoniere sogar noch täglich mit den alten Kollegen“, erzählt Bertram.
Ein kleiner Faktor, warum der Defensivspieler gewechselt ist, war sicherlich auch der FC Schalke. Denn die U23 ist im Sommer abgestiegen, spielt nun in der Oberliga. Und somit auch gegen den SC Hassel mit S04-Fan Daniel Bertram. „Wenn man aus Gelsenkirchen kommt, hier geboren ist, dann wird man mit dem Parkstadion groß. Und dann kommt das eben“, erklärt Bertram. Und auch seinen Sohn hat das königsblaue Fieber längst gepackt. Als Bertram nach der Partie gegen die Schalker U23 vom Platz ging, hatte er seinen Spross an der Hand. Und der trug die Farben des Gegners.
In einem Schalke-Pullover trug Bertrams Sohn die Schienbeinschoner seines Papas. „Er hat das von seinem Opa. Nachdem der Kleine das erste Mal in der Arena war, gab es bei dem nur noch Schalke, Schalke, Schalke“, erzählt Bertram. Zumindest am Samstag wird sein Sohn ihm trotz seiner Leidenschaft für den S04 die Daumen gedrückt haben.
Trotz 0:4-Niederlage zufrieden
Gebracht hat es Daniel Bertram und dem SC Hassel nichts. 0:4 hieß es am Ende, das war aber auch zu erwarten. „Wir haben das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht“, sagte Bertram: „Man hat gesehen, was Schalke für eine enorme Qualität hat, die sind nicht umsonst Aufstiegsfavorit Nummer eins. Wenn ich René Klingenburg und Muhamed Alawie da vorne sehe, die werden zusammen wahrscheinlich 100 Tore schießen“, sagt Bertram.
Sein Fazit fällt trotzdem positiv aus: „Mit der Leistung bin ich zufrieden, und gegen Schalke zu spielen, ist natürlich ein Highlight. Super war es auch, dass wir schon Samstag spielen konnten.“ Da die Schalker Bundesliga-Kicker erst am Montag im Pokal ranmussten, kamen über 1000 Zuschauern an den Lüttinghof, einschließlich stimmungsgewaltiger Schalker Fans. „Die Kulisse war extrem schön. Die haben da drüben ordentlich Palaver gemacht, das hat man nicht alle Tage“, schwärmte Bertram von den Fans des Gegners, zu denen er ja auch selbst zählt.
Trotzdem standen am Ende natürlich null Hasseler Tore und eben auch null Punkte. Das soll sich am kommenden Wochenende ändern, dann hat der SC Hassel wieder ein Derby: Am Sonntagnachmittag geht’s zu Westfalia Herne. „Auf das Spiel können wir uns jetzt freuen“, sagt Bertram. Beim Aufsteiger aus der Westfalenliga sollen die ersten Punkte für den Klassenerhalt eingefahren werden. Und trotz der kurzen Anfahrt zu diesem Spiel ist der Weg für Daniel Bertram deutlich weiter als bei seinem Wechsel im Sommer – eine Tür weiter.