Am Samstag startet die Schalker U23 ins Abenteuer Oberliga. Die Mannschaft von Trainer Onur Cinel ist um 17 Uhr beim SC Hassel zu Gast. Alles andere als der direkte Wiederaufstieg wäre eine Enttäuschung. Die WAZ sprach mit dem 32-jährigen Cinel über die hohe Erwartungshaltung, die Atmosphäre innerhalb des Teams und einen Königstransfer.
Herr Cinel, gut, dass es endlich losgeht? Ja, die Vorfreude steigt von Tag zu Tag. Wir hatten eine lange Vorbereitung, sind schon seit sechs Wochen fast täglich zusammen. Entsprechend freuen wir uns, dass es endlich losgeht.
Es ist uns bewusst, dass wir zu den Favoriten gehören. Wir sind aber sicher nicht die einzige Mannschaft, die aufsteigen will.
Onur Cinel (Schalke 04)
Haben Sie schon nachgesehen, wo die Sportanlagen von Kaan-Marienborn oder Brünninghausen liegen? Groß auf die Suche gehen muss ich da nicht. Als ich Trainer beim TuS Heven war, habe ich schon einige Oberliga-Stadien gesehen. Auch als Co-Trainer der U19 bin ich viel herumgekommen. Bei Eintracht Rheine war ich noch nicht – sonst müsste ich bei allen Klubs schon mindestens einmal gewesen sein. Da sind tolle Stadien dabei.
Wie fühlt es sich an, als großer Aufstiegsfavorit in die Saison zu gehen? Es ist uns bewusst, dass wir zu den Favoriten gehören. Wir sind aber sicher nicht die einzige Mannschaft, die aufsteigen will. Jeder Verein, der aus der Regionalliga abgestiegen ist, wird den Anspruch haben, oben mitzuspielen. Das sind mit Siegen, Ahlen, Sprockhövel und Schalke ja schon vier Mannschaften. Dazu kommen ambitionierte Vereine wie Haltern und Hamm. Auch Lippstadt schätze ich sehr stark ein.
Haben Sie sich mit Ihrer Mannschaft denn auf ein Saisonziel verständigt? Wir wollen schnellstmöglich wieder hoch in die Regionalliga, das ist in den Köpfen der Spieler drin. Das Wort Aufstieg müssen wir deshalb nicht an irgendeine Tafel malen. Alle Spieler haben den Anspruch, zurück in die Regionalliga zu kommen, auch der Verein hat den Anspruch. Neben dem Aufstieg haben wir aber auch andere Ziele. Wir wollen eine bestimmte Art von Fußball spielen, wir wollen leidenschaftlich verteidigen und variabel spielen.
Könnte ein Nicht-Aufstieg das Ende der U23 auf Schalke bedeuten? Gab es diesbezüglich Signale? Nein, Signale hat es nicht gegeben. Wieso sollte man das jetzt auch entscheiden? Entscheidungen werden getroffen, wenn sie getroffen werden müssen. Wir sollten jetzt erstmal abwarten. Wir gehen auf jeden Fall sehr optimistisch in die Saison.
Was macht Sie so optimistisch? Wir haben eine gute Mischung im Team. Wir haben zwar viele Neuzugänge, aber auch einige Spieler, die schon im letzten Jahr dabei waren. Außerdem sind gute Jungs aus der U19 hochgekommen. Insgesamt haben wir sehr viele Spieler, die eine hohe Affinität zu Schalke haben. Viele spielen schon lange bei uns, andere sind Fan oder Mitglied des S04 und haben deshalb einen Draht zum Verein. Finn Heiserholt kam aus Sprockhövel, ist aber Schalke-Mitglied, seitdem er geboren ist. Richard Weber, den wir von RW Essen geholt haben, hat in der Jugend schon auf Schalke gespielt, er wohnt in Gelsenkirchen. Joshua Bitter spielt schon seit der U9 auf Schalke – jeder hat auf seine Art eine besondere Bindung zum Klub.
In der letzten Saison hat definitiv auch Qualität gefehlt. Ein Grund, warum wir abgestiegen sind, war aber auch die Mentalität der Mannschaft.
Onur Cinel (Schalke 04)
Wird es noch Veränderungen geben? Ich bin glücklich mit der Zusammenstellung des Kaders, aber ein paar Fragzeichen gibt es noch. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir noch einen Angreifer holen. Mit Muhamed Alawie und Benedikt Zahn haben wir nur zwei Vollblutstürmer.
Hätten Sie mit dieser Mannschaft in der vergangenen Saison den Klassenerhalt in der Regionalliga geschafft? Sportlich kann ich mir das durchaus vorstellen. Allerdings müssen wir abwarten, wie diese Saison verläuft. In der letzten Saison hat definitiv auch Qualität gefehlt. Ein Grund, warum wir abgestiegen sind, war aber auch die Mentalität der Mannschaft. Zudem hatten wir Spieler, die dem Druck nicht standgehalten haben. Ich hoffe, dass es in der neuen Saison anders sein wird. Ob das so ist, kann ich aber erst nach einigen Spieltagen sagen.
Muhamed Alawie ist als Torschützenkönig der Regionalliga Südwest gekommen. Was erwarten Sie von ihm? Drei Tore pro Spiel? Nein, ich messe ihn nicht an seinen Toren, sondern an seiner Leistung. Er soll uns nicht nur mit seinen Toren, sondern mit seiner ganzen Art und Weise helfen. Er bringt Führungsqualitäten mit, er wird seinen Mitspielern auch Tore vorlegen. Als Sahnehäubchen gibt’s sicher auch ein paar Tore von ihm (lacht).
Alawie ist mit 29 Jahren der älteste Spieler im Kader. Wir waren auf der Suche nach erfahrenen Spielern, haben dabei aber nicht in erster Linie auf das Geburtsdatum geschaut, sondern darauf, ob der Spieler uns helfen kann – sportlich und menschlich.
Wird Alawie Ihr Kapitän? Ich gehe nicht davon aus, dass wir einen einzelnen Kapitän haben werden. Muhamed Alawie, Richard Weber, Jonas Strifler und auch René Klingenburg haben alle auf ihre eigene Art und Weise große Führungsqualitäten. Nach der Vorbereitung sticht keiner gewaltig heraus, sodass ich mir auch eine Art Rotationsprinzip gut vorstellen kann. Jeder hat den Anspruch Kapitän zu sein, jeder würde das gerne machen, alle können es auch.
Was mich überrascht hat, ist, dass wir von Anfang an eine super Atmosphäre innerhalb der Mannschaft hatten.
Onur Cinel (Schalke 04)
Alper Ademoglu, Erdinc Karakas, Phil Halbauer und Niclas Fiedler sind aus der U19 gekommen. Hat einer von ihnen auf Anhieb Chancen auf einen Stammplatz? Alper Ademoglu wird sicher viele Spielanteile bekommen. Er hat im Training und in den Testspielen extrem gute Leistungen gezeigt. Alper ist ein Spieler mit großen Begabungen, aber nach wie vor ausbaufähigem Potenzial. Erdinc Karakas hat sich erst später dazu entschlossen, bei uns zu bleiben. Seitdem hat er einen freien Kopf und macht seine Sache auch sehr gut. Phil Halbauer ist ein Spieler mit Waffen. Bei ihm müssen wir schauen, dass er sie zielgerichtet einsetzen kann. Niclas Fiedler wird es schwer haben, er hat in der U19 schon kaum Spielzeit gehabt. Er ist ein Spieler, der aber in jedem Training Gas gibt.
Ist das Torwart-Duell schon entschieden? Sowohl Denis Wieszolek als auch Sören Ahlers machen ihre Sache sehr gut. Denis hatte die Möglichkeit, mit den Profis nach China zu reisen und auch das Trainingslager in Mittersill zu absolvieren. Er sprüht vor Selbstbewusstsein und hat bei einem Duell, das wir auf Augenhöhe sehen, aufgrund seiner Erfahrung leichte Vorteile.
Wer ist der Gewinner der Vorbereitung? Ein einzelner Spieler hat mich nicht überrascht, weil alle über ein großes Potenzial verfügen. Was mich überrascht hat, ist, dass wir von Anfang an eine super Atmosphäre innerhalb der Mannschaft hatten. Normalerweise gehen viele Spieler im Trainingslager nach dem Abendessen auf ihr Zimmer. Bei uns saßen sie fast immer geschlossen zusammen. Genauso am freien Nachmittag. Wir hatten den Spielern freigestellt, wie sie den Tag verbringen. Alle zusammen haben einen Ausflug nach Hannover gemacht. Das habe ich so in der Form noch nicht erlebt.
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