Nach dem Aufstieg vor einem Jahr startet der SC Hassel im Grunde ein zweites Mal in Folge als Neuling in eine Saison der Fußball-Oberliga. Die vergangene Spielzeit haben die Grün-Weißen unter Trainer Thomas Falkowski als Tabellenneunter mit Bravour abgeschlossen. Ernsthafte Abstiegsgefahr bestand zu keinem Zeitpunkt.
Trotz des guten Abschneidens haben der Coach und fast alle Spieler den Lüttinghof verlassen. Die Verantwortlichen des Sport-Clubs haben Vereinbarungen aus finanziellen Gründen nicht einhalten können. Deshalb kam es nach dem letzten Spieltag der Saison 2016/17 zur Massenflucht. Aus dem Kader des Vorjahres sind nur noch die Ersatz-Torhüter Niko Wollny und Bünyamin Ertürk sowie die Ergänzungsspieler Mikail Birbir, Tim Heitbreder, Bünyamin Karagülmez, Ramazan Enes Colak und Eugene Ofosu-Ayeh übrig.
Die Hasseler sahen sich somit gezwungen, eine völlig neue Mannschaft auf die Beine zu stellen. Deshalb sind sie eigentlich auch diesmal wieder als Neuling anzusehen. Für die meisten Zugänge ist die fünfthöchste deutsche Spielklasse Neuland, auch wenn sie im Nachwuchsbereich durchaus höherklassige Luft schnuppern durften. Der neue SC Hassel - er ist im Grunde eine U23. Es liegt jetzt hauptsächlich am neuen Trainer Sascha Erbe, daraus eine Truppe zu formen, die in der Oberliga mithalten kann. „Bei der Auswahl der Zugänge haben wir unser Augenmerk auf das fußballerische Können gelegt“, sagt der 44-Jährige, der zuletzt im Nachwuchsbereich der Hasseler tätig war.
Für Sascha Erbe ist die Herausforderung in der Oberliga eine Chance und ein Risiko zugleich. „Ich habe zwar noch nicht im Seniorenbereich gearbeitet, aber ich habe keine Angst vor dieser Aufgabe“, sagt er. „Ich gebe Schulungen, führe Lehrgänge durch, komme also aus der Ausbildungsschiene. Auch unsere jungen neuen Spieler sind noch nicht am Ende ihrer Entwicklung. Das Wichtigste ist, dass sie als Mannschaft funktionieren.“
Das „Rohmaterial“ an Talenten hat er, jetzt geht es um die Veredelung. Dass die Neuen kicken können, hat man vor allem bei der Stadtmeisterschaft sehen können. Zwei von ihnen dürfen sich sogar Deutscher Meister nennen. Burak Yerli errang den Titel vor drei Jahren mit Borussia Dortmund bei den B-Junioren (2:1-Sieg im Finale bei RB Leipzig). Und Kadir Gökyar stand vor fünf Jahren mit dem FC Schalke 04 im Finale der A-Junioren (2:1 gegen Bayern München).
Aber es fehlt natürlich die Erfahrung, die insbesondere in der Oberliga gegen die alten Hasen vonnöten ist. Deshalb ist man sich im Stadtnorden darüber im Klaren, dass es für den Klub in den kommenden Monaten nur um den Klassenerhalt gehen wird. „Alles andere ist nicht realistisch“, sagt Abteilungsleiter Jörg Böving. „Aber ich bin optimistisch, dass wir den Abstieg vermeiden können.“ Das Konzept seines Klubs betrachtet er ohnehin als ein langfristiges. „Mit der jungen Truppe wollen wir in zwei oder drei Jahren so weit sein, um wieder höhere Ziele in Angriff nehmen zu können“, ergänzt Jörg Böving.
Bis dahin werden sich die Fans der SC Hassel auch an die neuen Namen wie Birtan Kizilgedik, Nazzareno Ciccarelli und Arianit Nebihi gewöhnt haben. Klaus Wahl, der Stadionsprecher, ist am wenigsten zu beneiden. Er muss alle Namen bereits bis zum Saisonstart, bis zum Derby gegen die Schalker U23, richtig aussprechen können. Aber als beständigster Hasseler der vergangenen Jahre wird er auch das sicherlich hinkriegen.