Rückblick: Vor genau zehn Jahren startete der Klub noch als sein Vorgängerverein TuS Bösinghoven in der Kreisliga B. Nachdem Christoph Peters das Amt des Managers übernahm, ging es steil bergauf. Vier Aufstiege in fünf Jahren folgten, danach die Qualifikation für die heutige Oberliga Niederrhein. Dort konnten sich die Meerbuscher, zumindest was die Tabellenposition angeht, immer wieder steigern.
Doch das Oberliga-Mittelfeld soll noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. Weil der TSV, der im Vorjahr im zweiten Versuch aus der Fusion des TuS Bösinghoven mit dem ASV Lank entstanden ist, trotz zahlreicher namhafter Spieler und Verantwortliche und den dadurch entstehenden Gerüchten, nicht einfach mit Geld um sich schmeißen kann, setzt die Familie Peters - Christophs Vater Johannes ist der Vorsitzende des Klubs, sein Bruder Daniel kümmert sich um die medialen Belange im Verein - auf immer neue Wege, den Verein für Spieler und neutrale Beobachter interessant zu machen.
Live-Übertragungen der Heimspiele im Internet
Der aktuellste Clou: Live-Übertragungen im Internet. Die Heimspiele des TSV sind sowohl über youtube, als auch über die vereinseigene App abrufbar. Drei GoPro-Kameras, angebracht an den Flutlichtmasten, zwei an den äußeren, eine auf Höhe der Mittellinie, zeichnen die Spiele auf und senden das Live-Bild ins Netz. Eine Regie muss nicht übernommen werden, da die eigenprogrammierte Software in der Lage ist, den Ball zu erkennen und zu verfolgen. Die Idee dazu hatte Ex-Fortuna Düsseldorf-Profi und jetzige TSV-Trainer Robert Palikuca. „Er sagt immer, dass wir uns professionalisieren müssen“, berichtet Peters, dessen gute Kontakte zum Zweitligisten seit seiner Übernahme vieles möglich gemacht haben.
Die reine Live-Übertragung ist aber längst noch nicht alles. Die Meerbuscher erhalten von ihrem Publikum viel Feedback, was noch verbessert werden könnte. So werden derzeit Möglichkeiten gesucht, wie die Übertragung der Partien noch interessanter gestaltet werden könnten. So sucht der TSV noch Kommentatoren: „Das müssten wir noch einfügen, damit das Ganze noch unterhaltsamer wird. Vielleicht finden sich ja Spieler aus dem Jugendbereich dafür.“ Dort sind sie schließlich bereits für die Entwicklung des Programms fündig geworden, die hat der Vater eines B-Jugendspielers übernommen. Das nächste Ziel ist, damit auf den Markt zu gehen. Für einen erschwinglichen Preis, im Raum stehen etwa 500 Euro, soll das Ganze Amateurvereinen angeboten werden.
Palikuca nutzt dieses System derweil auch für das eigene Training. Die Akteure erhalten nach den Spielen von ihrem Coach Hausaufgaben und müssen eine Dreiviertel DIN-A4-Seite Bericht erstatten, warum es zu welchen Fehlern gekommen ist. Peters: „Die Jungs müssen sich mit ihren jeweiligen Fehlern beschäftigen und können so besser reflektieren. Beim Training können die Trainer so besser auf die Mannschaft eingehen.“ Auch Palikuca sieht in dieser Art des Coachings einige Vorteile: „Es macht einen als Trainer einfach glaubwürdiger, weil man die Fehler visualisieren und statistisch belegen kann. Damit kann man die Jungs gezielter verbessern, als wenn sie nur gefragt werden: 'Weißt du noch das eine Mal, da in dieser Szene, als du das und das gemacht hast.'“ Zudem sollen zwecks Leistungsdiagnostik noch die Laufwege der Spieler auf dem Feld aufgezeichnet werden.
Trainingsbetrieb mit Brustgurten
Die Leistungsdiagnostik ist ohnehin ein Bereich, auf den Palikuca großen Wert legt. Seit eineinhalb Jahren trainieren und absolvieren die Meerbuscher ihre Testspiele mit Brustgurten. Diese zeichnen kontinuierlich die Herzfrequenz auf und schicken die Daten per Bluetooth auf eine Handy-App. So konnten die Trainer die Trainingsintensität auf die einzelnen Akteure individuell zuschneiden und die Einheiten besser steuern, ohne dass es zu Überlastungen und daraus resultierenden Verletzungen kommt. Größter Profiteur dessen ist laut Peters Schlüsselspieler Kevin Dauser: „Wir hatten bei ihm damals gesehen, dass er schlechte Werte hatte. Mittlerweile spielt er eher im Mittelfeld, anstatt nur noch vorne zu stehen und die Tore zu schießen und läuft am meisten.“ Zudem arbeitet Palikuca mit Coaching auf neuronaler Ebene, um besser auf die einzelnen Charaktere eingehen zu können.
Das alles hilft uns aber ein paar Prozent mehr herauszubekommen und wie man vor allem in dieser Saison sieht, kann ein Prozent bereits entscheidend sein
Robert Palikuca, Trainer TSV Meerbusch
Bei allen inhaltlichen und für Amateurverhältnisse ungewöhnlichen Trainingsangeboten hält der Kroate eine Sache noch fest: „Das macht uns alles in den Grundtugenden nicht besser. Also Lauf- und Zweikampfstärke, technische Begabung oder einfach nur einen sauberen Pass zu spielen. Das alles hilft uns aber ein paar Prozent mehr herauszubekommen und wie man vor allem in dieser Saison sieht, kann ein Prozent bereits entscheidend sein.“ Und ein Erfolg ist ebenfalls klar abzusehen: Nachdem der TSV in den letzten Jahren immer erst in der Endphase der Saison den Klassenerhalt eintüten konnte, hatten sie in diesem Jahr eine komplett sorgenfreie Spielzeit. Mit Platz sechs winkt aktuell die beste Tabellenposition der Vereinsgeschichte.
Und irgendwann einmal soll dann auch die Regionalliga angegriffen werden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber wer weiß? Vor zehn Jahren in der Kreisliga B hätte wahrscheinlich auch niemand daran geglaubt, dass sich der Verein in der Oberliga zu einer festen Größe entwickeln könnte.