"Manchmal braucht es einfach eine Halbzeit, bis sich eine neu formierte Mannschaft gefunden hat", wies Rhynerns Trainer Björn Mehnert auf die zahlreichen verletzten Akteure seiner Mannschaft hin. Denn in der ersten Halbzeit war das deutliche Endergebnis noch gar nicht abzusehen. Mit einem 1:1-Unentschieden gingen beide Mannschaften in die Pause. "Die erste Halbzeit hat mir auch überhaupt nicht gefallen", sagt Mehnert, der sein Team noch einmal ins Gebet nehmen musste: "Da schlug das Pendel sogar eher nach Schermbecker Seite aus."
Schermbeck-Angreifer Tim Dosedal hatte die Gäste nach einer Viertelstunde in Führung gebracht. Nach einem Freistoß für die Hammer Vorstädter konterte der Abstiegskandidat den Favoriten eiskalt aus, über Serdar Bastürk kam der Ball zu Tim Dosedal, der zwar SVW-Keeper Alexander Hahnemann anschoss, aber Glück hatte, dass der Abpraller im Tor landete - 1:0 Schermbeck. Zu dem Zeitpunkt war die Führung für die Gäste nicht einmal unverdient, denn Schermbeck attackierte die Hausherren früh und kam immer wieder zu schnellen Ballgewinnen. Allerdings kamen die Gastgeber nur zehn Minuten später zurück in die Partie. Salvatore Gambino hob einen Freistoß butterweich vor das Tor, wo Lucas Arenz mit dem Kopf den Ausgleich erzielte.
Christoph Schlebach, Trainer des SV Schermbeck, wurde in der zweiten Halbzeit bitter enttäuscht: "In der ersten Halbzeit war es ein offenes Spiel. Beide Mannschaften hatten ungefähr gleich viele Spielanteile, ein gerechtes 1:1. Wir haben uns in der Pause aus der einen oder anderen Kontersituation einiges erhofft, aber haben dann sehr viele individuelle Fehler gemacht."
Nach Wiederanpfiff dauerte es nur wenige Sekunden, da lagen die Gäste auch schon hinten. Torschütze Dosedal verlor den Ball in der Nähe des eigenen Strafraums, den Kopfball nach der anschließenden Flanke parierte SV-Torhüter Tim Krückemeier noch glänzend, hatte beim Nachschuss von Arenz allerdings keine Abwehrmöglichkeit mehr. Einen kurzen Moment später war es dann Krückemeier, der bei einem Diagonalball deutlich zu spät kam und Arenz im Strafraum zu Fall brachte. Den fälligen Strafstoß verwandelte der starke Gambino sicher. Zwar hatte Schermbeck in der zweiten Halbzeit ebenfalls Torchancen, aber spätestens Hahnemann machte diese zu nichte. Stattdessen erhöhten Kapitän Alexander Schmidt mit einem sehenswerten Flugkopfball und Gambino nach einem Fehler von Evans Ankomah-Kissi, ehe Jannick Kastner in den Schlussminuten per Doppelschlag den Kantersieg perfekt machte. "Die zweite Halbzeit war sehr frustrierend", sagte ein niedergeschlagener Schlebach im Anschluss: "Mit den ganzen Fehlern kannst du hier kein Spiel gewinnen."
Damit bleibt Schermbeck zunächst auf einem Abstiegsplatz, aber der Trainer hofft, dass sich die Situation schnellstmöglich ändert. "Wir müssen jetzt Punkte holen", so Schlebach: "Wir haben zu Beginn der Saison über unsere Verhältnisse gespielt. Die Tendenz ist jetzt sehr mager, deswegen stehen wir auch so schlecht dar. Letztendlich haben wir noch neun Spiele vor der Brust, zwei mehr als andere Mannschaften."
Rhynern betrieb Wiedergutmachung, nachdem die Siegesserie in der letzten Woche gegen Roland Beckum gerissen ist. Mehnert lobte seine Mannschaft über den grünen Klee: "Die Jungs haben gelernt, dass man bei allen Dingen in Leben mit Begeisterung dabei sein muss. Die Mannschaft hat im Moment einfach Spaß und das sieht man ihr auch an. Wir sind so gut aufgestellt, da mache ich mir gar keine Sorgen." Die Hammer haben durchaus noch Chancen auf die Meisterschaft, auch wenn der Aufstieg, aufgrund des Verzichts auf Einreichung der Lizenzunterlagen, kein Thema ist.