SV Zweckel

Appelt zieht Bilanz

Zweckel-Trainer Günter Appelt zieht eine zufriedene Hinrunden-Bilanz, im RS-Interview lässt SVZ-Trainer Günter Appelt aber auch kritische Zwischentöne zu.

Günter Appelt, nach kleineren Startschwierigkeiten hat der SV Zweckel in der Oberliga erstaunlich gut Fuß gefasst. Stimmt der Eindruck? Das glaube ich schon. Wir hatten nach sieben Spielen ja nur drei Punkte, das war nicht so schön. Aber ich habe immer daran geglaubt, dass sich die Mannschaft entwickeln und auch in der Liga ankommen wird. Ich wusste, dass die Truppe, die den Oberliga-Aufstieg geschafft hat, über Qualität verfügt und das konnten wir auch gut umsetzen. Wir haben unser taktisches Konzept nochmal geändert und immer weiter an uns gearbeitet. Das hat sich ausgezahlt, denn wir haben dann auch sehr gut gepunktet.

Vor allem in den Heimspielen. Genau das war doch eine Forderung von Ihnen, oder? Das ist gut gelungen, wir sind zuhause eine richtige Macht geworden. Mittlerweile fahren die gegnerischen Mannschaften auch mit ein wenig Respekt nach Zweckel. Allerdings haben wir zu Beginn auch große Probleme gehabt, auswärts in Tritt zu kommen. Mittlerweile haben wir aber jetzt auch zwei Auswärtsspiele gewonnen. Das ist auch wichtig, denn nur mit Erfolgen in den Heimspielen reicht es zum Klassenerhalt nicht.

Wie erklären Sie sich, dass Zweckel die zwischenzeitlichen, erheblichen Personalprobleme so gut wegstecken konnte? Wir haben natürlich auch einen sehr großen Kader, das kam uns zu Gute. Aber zuletzt sind wir wirklich auf dem Zahnfleisch gekrochen. Gegen Ahlen hatten wir insgesamt 15 Ausfälle, das ist normalerweise für keine Mannschaft zu kompensieren. Irgendwie haben wir es aber immer wieder hingekriegt. Aber jetzt bin ich froh, dass wir in die Winterpause gehen, wir haben genug Spiele gehabt.

Anders als die meisten Konkurrenten, die am Wochenende noch mal ranmüssen, ist Ihre Mannschaft schon in der Pause. Oder steht noch was auf dem Programm? Nein, die Spieler durften jetzt die Füße hochlegen. Wir treffen uns am Sonntag noch mal, machen eine kleine Weihnachtsfeier und sprechen noch mal ein wenig. Dann können wirklich alle ein bisschen abschalten. Im Januar geht es dann wieder los, so lang ist die Winterpause dann ja auch nicht.

Gibt es so etwas wie einen Shootingstar in ihrem Team? Meist tun sich die Trainer ja schwer damit, bestimmte Spieler hervorzuheben. An Bünyamin Karagülmez kommt man aber kaum vorbei, oder? Ich glaube, dass Bünyamin Karagülmez seitdem er mit mir arbeitet, sehr gute Fortschritte gemacht hat. Darauf bin auch ich stolz. Erfreut bin ich auch über Jan Trampe, der in der Oberliga ebenfalls den nächsten Schritt gemacht hat. Diese beiden Spieler haben vielleicht die größten Fortschritte gemacht, auch Jonas Schmidt sollte man noch erwähnen. Insgesamt bin ich aber sehr stolz auf die ganze Mannschaft. Was sie erreicht hat, ist schon aller Ehren wert.

„Entscheidend ist, wie es im Verein überhaupt weitergeht“

Bei allen positiven Aspekten gibt es aber auch ein Haar in der Suppe. So konnte Marko Onucka, der von der SSVg Velbert nach Zweckel gewechselt ist, die in ihn gesetzten Erwartungen noch nicht einmal ansatzweise erfüllen, oder? Das muss man so sehen. Menschlich habe ich keinerlei Probleme mit Marko, was übrigens auch für Sebastian Freyni gilt (beide wurden zwischenzeitlich in die zweite Mannschaft versetzt, Anm. d. Red.). Sportlich war es aber einfach zu wenig, vor allem angesichts seiner Vita. Er hat lange Jahre in der Oberliga gespielt, in Velbert sogar Regionalliga. Deshalb darf ich dann auch ein größeres Engagement und eine höhere Qualität erwarten. Nun werden wir uns im Winter aber von ihm trennen.

Wird es noch weitere Personalentscheidungen im Winter geben? Und wie geht es mit Ihnen persönlich weiter? Das muss ich alles noch abwarten. Entscheidend ist, wie es im Verein überhaupt weitergeht. Ich bin ein Trainer, der gern mit Perspektive arbeitet. Was nützt es mir, wenn wir die Oberliga sportlich halten, dann aber finanziell nicht mehr stemmen können? Wir haben ohnehin schon den geringsten Etat der Liga. Aber maßgeblich ist für mich, dass sich der Verein breiter aufstellt. Das habe ich immer wieder angedeutet und das wird auch Inhalt der Gespräche im Winter sein. Ich muss gucken, wie die Perspektive für die neue Saison ist. Entwickelt sich der Verein weiter? Können wir den einen oder anderen Sponsor hinzugewinnen? Wenn nicht, hat das alles wenig Sinn.

Geht es dabei nur um Geld? Nein, es geht auch darum, neue Leute einzubinden, die im Verein helfen. Nur mit ein, zwei Leuten im Vorstand kann ein Oberligist nicht funktionieren. Sportlich ist der Verein sehr schnell gewachsen, das Drumherum aber nicht. Bei der Gelegenheit muss ich aber mal Ulrich Stienen hervorheben, der im Hintergund sehr viel gearbeitet hat. Trotzdem geht es als Ein- oder Drei-Mann-Show nicht. Der Verein muss weiter wachsen, wenn er nachhaltig Erfolg haben will. Nur eine junge, leistungswillige Mannschaft allein reicht nicht. Wir haben ganz schlechte Trainingsmöglichkeiten, gerade jetzt im Winter. Manchmal steht der halbe Platz unter Wasser. Unsere Bedingungen sind schlichtweg nicht Oberliga-tauglich. Umso mehr ziehe ich vor der Mannschaft den Hut, dass sie sich gegen alle Widrigkeiten immer behauptet hat. Dabei sollte ein Oberligist für eine 80.000-Einwohner-Stadt wie Gladbeck doch absolut tragbar sein.