So auch die Geschehnisse beim jüngsten 3:1-Sieg gegen Hilden, als einige Zuschauer gezielt Spieler des ETB verbal attackierten. Im RS-Interview verbittet sich das Essener Urgestein Beleidigungen gegen seine Mannschaft und fordert die Anhänger zum Dialog auf.
Stefan Janßen, was hat Sie beim Spiel gegen Hilden gestört? Mir ist aufgefallen, dass über mehrere Minuten einige Zuschauer die Auswechslung eines Spielers gefordert haben. Das gehört sich aber nicht. Wenn ich den Wechsel bereits im Kopf habe, ist es schlecht, ihn dann auch zu vollziehen, weil es so aussieht, dass ich auf die Leute hören würde. Außerdem erwarte ich gerade von unseren Fans Verständnis für unser junges Team.
Was meinen Sie damit genau? Der ETB hat finanziell eine schwere Phase hinter sich, eine komplett neue Mannschaft, die zudem sehr günstig ist. Die jungen Spieler sind nicht des Geldes wegen bei uns, sondern weil sie beim ETB spielen wollen. Also sollten die Besucher die Jungs aufbauen, nicht fertig machen. Den Leuten, die das nicht verstehen, biete ich die Stirn.
Werden die Akteure systematisch angegriffen? Nein, aber um genau dieser Entwicklung entgegen zu treten, spreche ich das schon mal an. Ich bin nicht gegen Emotionen. Natürlich gelingt uns nicht alles, aber die Jungs kämpfen. Dass sich dann trotzdem auf Einzelne eingeschossen wird, gehört sich nicht. Bei unserem überschaubaren Publikum muss man sich zurücknehmen.
Besteht nicht die Gefahr, dass Sie die wenigen Zuschauer damit vergraulen? Nein. Wenn sich Fehler wiederholen, kann ich verstehen, dass ein Fan mault. Schließlich jubelt er ja auch, wenn was gelingt. Die Leute leiden einfach mit und wir müssen mit kritischen wie positiven Kommentaren leben. Mir geht es ausschließlich um Beschimpfungen einzelner Personen. Bevor sich die Leute auf bestimmte Spieler einschießen, wie sie es auf Schalke mit Joel Matip oder in Düsseldorf mit Tobias Levels gemacht haben, wirke ich entgegen. Wenn es darum geht, dass die eigenen Spieler aus Angst, attackiert zu werden, keine Leistung mehr bringen, sage ich diesen Personen: Bleibt lieber zu Hause. Wenn es Kerle sind, sprechen sie mich einfach drauf an und ich erkläre es ihnen auch gerne noch einmal persönlich.
Diese Entwicklung, dass Fans Einfluss nehmen wollen, hat sich in den letzten Jahren verstärkt, oder? Ja. Sicherlich suchen sich manche Spieler auch schlechte Beispiele im Fernsehen aus, wenn es beispielsweise um das übertriebene Jubeln geht. Aber auch viele Zuschauer lassen sich beeinflussen. Sie nehmen sich einfach zu wichtig. Das gilt allerdings nicht für die echten Fans, sondern für bestimmte Gruppierungen.
Zum Sportlichen: Am Sonntag kehren Sie zu Ihrem Ex-Verein nach Hiesfeld zurück. Ist das ein besonderes Spiel für Sie? Auf jeden Fall. Dort sind mit Michael Ohnesorge, Oliver Rademacher und Stephan Schneider noch drei Spieler, die ich geholt habe. Damals haben wir einen Weg eingeschlagen, den der Klub noch heute verfolgt. Jetzt zählt der TV Jahn zu den Top Fünf der Oberliga. Das freut mich. Ich habe auch noch viele Freunde dort, aber sie wissen, dass ich keine Geschenke mitbringen werde.