Seit zwei Wochen können die Teams des VfL gesammelt werden. Jeder Trainer, Spieler und jedes Vorstandsmitlgied hat sein eigenes Klebebildchen. „Insgesamt wurden 400 Hefte an die Mitglieder verteilt“, ist Wolfgang Giebken, Geschäftsführer des VfL, stolz: „Davon 300 im Jugend- und 100 im Seniorenbereich. 80.000 Bildertüten wurden produziert, das heißt rund 400.000 Einzelbilder sind erstellt worden.“
„Einer hatte letztens seinen Papa in der Tüte“
Laut Verein ist der VfL das erste Amateurteam, über das es ein Sammelalbum in diesem Ausmaß gibt. „Es ist schön zu merken, wie die Wirkung im Klub ist“, sieht Manuel Jara, Trainer der Ersten, vor allem bei den Junioren einen bislang noch nicht da gewesenen Zusammenhalt. „Nach dem Training trifft sich die E-Jugend, um Bilder auszutauschen. Auch die F-Junioren kommen einmal in der Woche zusammen, um das Album schnell zu vervollständigen.“ Zudem sieht er einen weiteren Nebeneffekt: „Die Kids können nun auch die Spieler aus den anderen Mannschaften zuordnen, wenn sie sich auf dem Trainingsplatz begegnen.“
Jara hat selbst Hefte für seine Söhne Joaquin (10 Jahre), Emilio (6) und Santiago (10 Wochen) geordert. „Die Jungs haben ihren Spaß mit dem Heft. Sie sind auch stolz, ihren Papa in der Tüte zu haben“, erzählt der Familienvater. Ganz anders Giebken: „Ich mache natürlich auch mit, aber mein Bild fehlt mir noch. Ich hoffe, dass ich es noch bekomme.“
Peter Radojewski (Trainer Wuppertaler SV II): „Das ist eine coole Sache und schön, dass das möglich ist. Es ist eine tolle Idee für die Fans und vor allem die Kinder. Ich könnte mir das für unseren Verein gut vorstellen.“
Günter Abel (Coach VfB Homberg): „Ich sehe da nicht den Sinn. Wenn es um die Präsentation des Vereins als Gemeinschaft geht, dann ist das eine gute Sache. Aber für Nachahmer habe ich kein Verständnis. Da hat sich jemand Gedanken gemacht und wir sollten das auch mal tun. Dann aber in einer anderen Weise. Ich finde es dumm, wenn wir es nachmachen würden.“
Thomas Geist (Trainer SF Hamborn): „Das ist definitiv eine gute Sache, aber ich weiß nicht, ob das für Hamborn umsetzbar ist.“
Alfonso del Cueto (Coach Ratingen 04/19): „Das ist ein guter Werbegag, aber wer kauft das schon? Wenn der Verein einen Gewinn einfährt, okay. Aber in der Oberliga sollten wir den Ball flach halten. Für so etwas spielen wir ein bis zwei Klassen zu niedrig.“
Markus Dönninghaus (Trainer Cronenberer SC): „Das ist eine tolle Idee, die sicherlich auf viele Vereine in einer ähnlichen Form übertragbar ist. Bei uns ist die erste Mannschaft das Aushängeschild, die von unserer Jugend eine gewisse Wertschätzung genießt. Bei uns würde das auf Zuspruch stoßen.“
Joachim Hopp (Trainer 1. FC Wülfrath): „Bei uns kann ich mir das nicht vorstellen. Aber es ist keine schlechte Idee, jeder versucht doch, an mehr Geld zu kommen und sich für Sponsoren attraktiver zu machen.“
Christoph Schlebach (Coach TV Jahn Hiesfeld): „Das ist natürlich ein enormer Aufwand, den die Rheder betrieben haben, und der für Aufsehen sorgt. Ich kann so etwas bei uns im Verein aber definitiv ausschließen.“
Josef Cherfi (Coach VfR Fischeln): „Wir können uns das auch sehr gut vorstellen, weil es für die Jugend etwas Besonderes ist. Allerdings scheitert es bei uns am Etat.“
Thomas Thiel (Trainer RWO II): „Die Aktion ist ein Unikum im Amateurfußball. Wenn sie dafür einen Sponsor gefunden haben, ist das ja schön und gut, aber allgemein halte ich davon bei kleinen Vereinen, nichts. Das ist ja keine Weltmeisterschaft.“
Wenn der Funktionär sich selbst nicht im Tütchen hat, kann er eine der unzähligen Plattformen nutzen. „Wir haben sofort eine Tauschbörse auf facebook eingerichtet“, schmunzelt Giebken. Denn auch für die Erwachsenen ist es ein Ereignis, schließlich konnten sie bisher „nur“ Bundesliga- oder Nationalspieler sammeln. „Diese Aktion stärkt das Wir-Gefühl und die Identifikation mit dem Verein“, ist sich Giebken sicher.
Imagegewinn für den Verein, der sich auszahlen soll
Doch nicht nur die Mitglieder des VfL sammeln fleißig. Der REWE-Markt in Rhede, der die gesamten Kosten für das Projekt übernommen hat, freut sich über einen enormen Kundenzuwachs. „Mir wurde berichtet, dass einige Leute sogar aus dem Nachbarort Bocholt kommen“, erzählt Giebken, der davon ausgeht, dass es sich um die „Verwandtschaft von außerhalb handelt, immerhin kommen einige Spieler aus den umliegenden Städten“.
Giebken und Jara sind sich indes einig, dass diese Aktion ein Imagegewinn für den Verein ist. Schließlich hat nicht nur die Lokalpresse darüber berichtet. „Auch das überregionale Fernsehen war schon bei uns“, freut sich Giebken. Er hofft jetzt auch auf neue Sponsoren: „Wir müssen wirtschaftlich mit anderen Oberligisten mithalten.“
Ob das Sammelalbum am Ende für einen wirtschaftlichen Erfolg sorgt, bleibt abzuwarten. Fest steht aber schon, dass es für alle, die ihr Album nicht vollständig haben, am Samstag, 24. Novebver, eine große Tauschbörse im REWE-Markt gibt. Damit ist die Aktion aber nicht vorbei, sondern sie läuft weiter, sofern noch Tüten im Handel sind. Eine Wiederholung kann sich Giebken gut vorstellen. „In ein paar Jahren könnten wir das noch einmal machen. Dann sind die jetzigen E-Jugendspieler in der B- oder A-Jugend, wir hätten einen komplett neuen Nachwuchsbereich und auch bei den Senioren hätte sich einiges getan.“
Essen und Speldorf haben bereits Interesse signalisiert
Doch auch ohne ein neues Heft haben die Verantwortlichen einiges zu tun. „Wir haben Anfragen von Vereinen aus ganz Deutschland, die diese Aktion auch gerne durchführen möchten“, ist Giebken vom Feedback überwältigt: „Die Interessenten fragen per E-Mail oder auch telefonisch, wie wir das gemacht haben, oder wie hoch der Aufwand für ein solches Projekt ist. Natürlich beantworten wir alle Fragen gerne, aber das braucht auch seine Zeit.“ Unter den Interessenten sind auch direkte Konkurrenten aus der Oberliga Niederrhein. So gibt es beispielsweise Anfragen vom ETB Schwarz-Weiß Essen und dem VfB Speldorf. Vielleicht entwickelt sich aus der Idee des VfL eine Eigendynamik, die dazu führt, dass es in Zukunft die gesamte Oberliga als Sammelalbum gibt...