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Mülheim: Großprojekt Stadionumbau
Der Traum vom großen Fußball

Mülheim: Großprojekt Stadionumbau
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Gelsenkirchen hat Schalke, Duisburg den MSV, Bochum den VfL und Essen RWE. Um Mülheim macht der große Fußball seit Jahrzehnten einen großen Bogen. Das soll sich ab 2009 ändern. Die Stadt gab grünes Licht für ein Großprojekt. Das altehrwürdige Ruhrstadion soll zu einer Fußballarena werden, die Sportanlage Saarner Straße zu einem modernen Trainingszentrum des aktuellen Oberligisten VfB Speldorf. Doch das Projekt hat nicht nur Befürworter.

Die Planungen

Blötter Weg und Hochfelder Straße

Beide Anlagen werden verkauft und für Grundstücke erschlossen. Die „Hochfelder“ umfasst etwa 8.000 Quadratmeter, die „Blötte“ 16.000. Welche Summe dabei erzielt werden soll, verrieten Heinz Moseler und Sportdezernent Wilfried Cleven nicht. „Im Bieterverfahren würden wir ein Eigentor schießen, wenn wir schon vorher sagen, was wir für einen Ertrag erwarten“, sagt Cleven. Das erwirtschaftete Geld wird dann in den Um- und Ausbau der beiden übrigen Anlagen investiert. Für den Grundschulsport entsteht ein Ersatzgebäude auf dem Gelände einer Schule.

Ruhrstadion

Die Laufbahn um den Rasenplatz verschwindet. Die schon vorhandene Haupttribüne wird modernisiert. Es entstehen 2280 überdachte Sitzplätze. Auf der Gegenseite entsteht direkt an der Seitenlinie eine nicht überdachte Stehplatztribüne. Kapazität: 2.000 – Fantrennung möglich.

Das "neue" Ruhrstadion - eine reine Fußballerena - auf dem Papier.

Um das Gefühl einer „reinen“ Fußballarena zu erzeugen, werden die im Moment schon bestehenden Wälle hinter die Tore direkt an den Spielfeldrand vorgezogen. Macht insgesamt erst einmal 4.280 Plätze. Sollte der VfB irgendwann sogar die 3. Bundesliga anpeilen, ist ein weiterer Ausbau hinter dem Tor nach dem Prinzip „Playmobilstadion Fürth“ möglich. Platz: 10.000 Zuschauer plus x. Das Stadion wäre also bis auf etwa 15.000 Plätze „aufrüstbar“. 700 Parkplätze halten VfB und MSS für ausreichend, das Flutlicht wird eine 400-Lux-Anlage. Doch Vorsicht: Exklusiv steht das Ruhrstadion dem VfB nicht zur Verfügung. „Der jeweils ranghöchste Mülheimer Verein bekommt die Möglichkeit, im Ruhrstadion zu spielen“, sagt Heinz Moseler. Bitter für Galatasaray: Der Landesligist muss seine Heimat räumen. Wohin Gala gehen muss? Soweit haben Cleven und Moseler nicht gedacht. Denn der Trainingsplatz an der Von-der-Tann-Straße ist ein besserer Bolzplatz.

Saarner Straße

Die gravierendste Änderung entsteht an der Saarner Straße. Aus einem Ascheplatz werden drei Kunstrasenplätze – außerdem entsteht ein neues Klubhaus. Auf dem größten Platz trainieren die zwei Seniorenteams sowie die A- bis D-Jugend. Bis auf die „Erste“ tragen alle dort ihre Meisterschaftsspiele aus. Eine Tribüne bietet hier maximal 480 Zuschauern Platz. Der erste Nebenplatz entspricht dem Spielfeld der E- und F-Jugendlichen (40x80 Meter) und das kleinste bekommen exklusiv die Bambini-Mannschaften (22x44 Meter). Den Grundschulen stehen Sprunggrube, Volleyballfeld und 100-Meter-Laufbahnen zur Verfügung. Die Turnhalle neben dem Platz bleibt unverändert bestehen.

Die Stimmen

Stadt und VfB klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. Sie sind zufrieden mit dem erarbeiteten Projekt. In der Sportausschuss-Sitzung würdigten alle Fraktionen die Idee.

Heinz Moseler (MSS-Leiter): „Der Blötter Weg ist kein oberligataugliches Stadion. Unser Ziel bei der Planung war es, mit beiden Beinen auf der Erde zu bleiben. Natürlich werden nicht alle Vereine ,Hurra’ rufen, aber sportfachliche Lösungen sind unserer Meinung nach denkbar.“

Wilfried Cleven (Sportdezernent): „Das ist eine sportfachlich zukunftsweisende Planung. Aufgabe der Stadt ist es, diesen Prozess zu begleiten. Eine Stadt, die sich nicht bewegt, stagniert.“

Klaus Wörsdörfer (1. Vorsitzender VfB Speldorf): „Zwei Punkte haben beim VfB diese Gedanken ausgelöst. Erstens ist uns durch die Spiele gegen Uerdingen und Oberhausen bewusst geworden, dass wir in Zukunft solche Spiele wohl nicht mehr an der Blötte austragen können. Zweitens findet bei uns kein Vereinsleben statt. An der Hochfelder Straße gibt es kein Klubhaus, unsere Erste trainiert nur am Blötter Weg. Wir begrüßen deshalb die neue Idee. Durch den Umbau der Anlage Saarner Straße bleibt die Keimzelle des Vereins in Speldorf. Im Ruhrstadion stimmt das Ambiente, und es ist nicht weit entfernt – nur ein Sprung über die Ruhr. Wir wollen die Sportart Nummer eins in Mülheim nach vorn bringen und sehen mit diesem Projekt die Chance, weitere Sponsoren ins Boot zu holen.“

Michael Klauß (Manager des VfB Speldorf, angestellt bei „Telba“) äußerte sich im Fanforum (speldorf-fans.de): „Ein wesentlicher Punkt aus meiner Sicht ist auch der Etat der Blötte, der den Verein um circa 30.000 bis 40.000 Euro Jahr für Jahr belastet. Dies ist ein enormer Standortnachteil gegenüber anderen Oberligisten. Die neuen Sportanlagen würden wieder in städtische Hand übergeben. Telba hat mit der Umsetzung dieser Pläne rein gar nichts zu tun – auch wenn das gerne mal behauptet wird. Alte Tradition zu bewahren ist sicherlich wichtig, allerdings neue Traditionen zu schaffen ist die Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen. Bleibt alles, wie es ist, spielt die Jugend in fünf Jahren immer noch auf Asche an der Hochfelder Straße, der VfB spielt Landesliga, da ja kein Sponsor in naher Zukunft zu sehen ist. Und der Verein sitzt auf einem Kostenblock von bis zu 40.000 Euro für die Platzanlage Blötter Weg. Die Mülheimer Wirtschaft hat sich jahrelang nicht für den VfB interessiert. Und sie wird es auch nie, wenn wir nicht die Rahmenbedingungen ändern. Die Hoffnung auf Besserung mit den neuen Vermarktungsmöglichkeiten Ruhrstadion und Saarner Straße sowie die Möglichkeit im Ruhrstadion oder auch an der Saarner Straße Sponsoringräume zu haben, ist doch nicht unbegründet. Unsere Jugendabteilung kann einen Umzug gar nicht mehr erwarten.“

Die Gegner

Galatasaray, der MFC 97 und Holthausen sind sauer, dass sie über den Stand der Planungen lediglich aus den Zeitungen erfahren. Sie fordern passable Alternativen und Galatasaray wäre der größte Verlierer. Gala hat schließlich zurzeit die zweitbeste Mannschaft Mülheims und womöglich bald ein A-Jugend-Niederrheinligateam. Auch Mitglieder des VfB Speldorf wollen sich dagegen zur Wehr setzen. Der VfB würde schließlich seine Heimat an der „Blötte“ verlassen.

Turgut Karadag (Vorstand Galatasaray Mülheim): „Wir lassen uns nicht so leicht unterkriegen und fühlen uns abgeschoben. Über die Informationspolitik des MSS und von Herrn Moseler bin ich enttäuscht. Nach unserer Wahl vor drei Monaten habe ich einen Brief geschickt – keine Reaktion. Nun gibt es die Pläne – wir haben nichts Schriftliches vorliegen. Wir sind in Mülheim kein XY-Verein.

Galatasarays Vorstandsmitglied Turgut Karadag.

Wir haben die zweitbeste Senioren- und die beste Jugendmannschaft, die wahrscheinlich in die A-Jugend-Niederrheinliga aufsteigt. Wir würden unsere Heimat verlieren. Das Lokal und die drei Arbeitsräume haben wir aus Eigenmitteln erst kürzlich renoviert. Unser Ziel ist es, jährlich Galatasaray Istanbul und andere Erstligisten nach Mülheim zu holen. Verlieren wir das Ruhrstadion, müssten wir eventuell sogar unseren Namen wieder abgeben. Galatasaray Istanbul hat damals auch zugestimmt, weil sie das Stadion und unsere Umgebung gesehen und für gut befunden haben. Sollte uns die Stadt nur den Platz an der Von-der-Tann-Straße geben, wäre ich damit nicht einverstanden. Dieser Platz ist sehr schlecht und für unsere acht Mannschaften oft unbespielbar. Er ist nicht landes- und für unsere A-Jugend nicht niederrheinligatauglich. Es gibt keine Zuschauerränge. Nur wenn wir dort ein Klubhaus und einen Kunstrasenplatz kriegen, wäre ich mit einem Umzug einverstanden.“

Auf der letzten Seite: Weitere Stimmen und wie es nun weitergehen wird

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