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Mülheim: Großprojekt Stadionumbau
Der Traum vom großen Fußball

Mülheim: Großprojekt Stadionumbau

Gelsenkirchen hat Schalke, Duisburg den MSV, Bochum den VfL und Essen RWE. Um Mülheim macht der große Fußball seit Jahrzehnten einen großen Bogen. Das soll sich ab 2009 ändern. Die Stadt gab grünes Licht für ein Großprojekt. Das altehrwürdige Ruhrstadion soll zu einer Fußballarena werden, die Sportanlage Saarner Straße zu einem modernen Trainingszentrum des aktuellen Oberligisten VfB Speldorf. Doch das Projekt hat nicht nur Befürworter.

Nach dem Aufstieg des VfB Speldorf in die Oberliga Nordrhein im Mai 2005 freute sich die ganze Stadt. Der Mülheimer Fußball-Dornröschenschlaf war nach 22 Jahren endlich vorbei. Die Zuschauer strömten – knapp 900 im Schnitt in der ersten Saison – ins Stadion am Blötter Weg. Doch mit den Spitzenspielen kamen die Probleme: Bei den Spielen gegen den KFC Uerdingen (1300 Zuschauer) und Rot-Weiß Oberhausen (2500) kam es zu Ausschreitungen. Die Sicherheitslage im Wohngebiet rund ums Stadion ist eine Katastrophe, vom Komfort an der „Blötte“ selbst ganz zu schweigen.

Der VfB führte ein Gespräch mit dem Mülheimer Sport-Service (MSS) über die Zukunft des Fußballs in der Stadt, Hauptsponsor „Telba“ forderte eine Perspektive. Auf Dauer im Mittelfeld der Oberliga herumzudümpeln – das ist dem Düsseldorfer Unternehmen nicht gut genug. Sprecher Ulrich Döring setzte den Mitgliedern bei der letzten Jahreshauptversammlung die Pistole auf die Brust: Entweder es wird gebaut – oder „Telba“ zieht sich bald zurück. Doch das Stadion am Blötter Weg ist aus verschiedenen Gründen nicht ausbaufähig. Größe des Grundstücks, die Bausubstanz und Rechtsgutachten sprechen dagegen. Die heikle Aufgabe: Der VfB braucht eine Alternative, die Stadt will aber kein Geld ausgeben. „Es muss ein Nullsummenspiel werden“, sagt MSS-Leiter Heinz Moseler. Monatelang beschäftigten sich VfB und MSS mit verschiedensten Ideen – und präsentierten nun ein Modell, das Folgen für den kompletten Mülheimer Fußball hätte.

Das Ruhrstadion: Die Haupttribüne wird modernisiert, es entstehen 2280 überdachte Sitzplätze. Auf der Gegenseite entsteht direkt an der Seitenlinie eine nicht überdachte Stehplatztribüne für 2.000 Zuschauer – eine Fantrennung ist möglich.

Der Ist-Zustand

Blötter Weg

Das Stadion an der „Blötte“ gehört dem VfB – außer der Oberligamannschaft benutzt niemand den Rasenplatz. Alle Kosten zur Instandhaltung muss der VfB selbst tragen. Die Kapazität ist auf 2500 Zuschauer begrenzt. Einen VIP-Raum gibt es nicht, Umkleidekabinen für Schiedsrichter und Mannschaften sind viel zu klein, die Sanitäranlagen für Zuschauer unzumutbar, die Beleuchtung viel zu schwach. „Das Stadion ist nicht ligatauglich“, sagt Heinz Moseler.

Hochfelder Straße

An der Hochfelder Straße fünf Fußminuten entfernt spielen die zweite Seniorenmannschaft und alle Jugendmannschaften des VfB. Außerdem werden Aschenplatz und die zugehörige kleine Turnhalle von zwei Grundschulen genutzt. Die Anlage steht auf der Liste der sanierungsbedürftigen Plätze in Mülheim ganz oben. In den vier Herbst- und Wintermonaten ist die „Hochfelder“ schon bei kleinsten Regenschauern unbespielbar.

Ruhrstadion

Im Stadtteil Styrum, direkt an der A40-Abfahrt „Mülheim an der Ruhr“ und an der Fernbahnstrecke von Essen nach Duisburg, liegt das 1920 gebaute Ruhrstadion. Jahrzehntelang war es die Heimat des 1. FC Mülheim. Der FC – „Styrumer Löwen genannt“ – spielte unter anderem von 1974 bis 1976 in der 2. Bundesliga Nord, damals zugelassen für 21.000 Zuschauer. Doch dann stürzte der FC bis in die Kreisliga A ab, und zog sich aus dem Ruhrstadion zurück. Jetzt spielt der FC auf seiner „Heimatanlage“ an der Moritzstraße. 1994 übernahm Vatan Spor – heute Galatasaray – die Anlage, mietete das Vereinslokal und drei Arbeitsräume. Die Spiele der Landesligamannschaft finden im Ruhrstadion statt. Der Zuschauerschnitt von Gala beträgt 100. Highlight in der Vereinsgeschichte war das Testspiel gegen den „großen Bruder“ Galatasaray Istanbul im Juni 2004 vor 6000 Zuschauern (aktuelle Kapazität: 8.000). Einige Leichtathletikklubs benutzen die Laufbahn, nebenan steht ein im Sommer gut frequentiertes Freibad.

Saarner Straße

Die Bezirkssportanlage im Stadtteil Speldorf wird von einer Grundschule, Betriebssportmannschaften und den kleineren Fußballklubs Mülheimer FC 97 (eine Senioren- und zehn Jugendteams) und TV Holthausen (zwei Seniorenteams) genutzt. Die Anlage hat einen großen Ascheplatz, eine Leichtathletik-Laufbahn und eine Turnhalle.

Fazit

Von den Folgen eines Umbaus wären drei Fußballvereine, drei Grundschulen und Leichtathletikvereine betroffen.

Auf Seite 2: Die Planungen, die Gegner der Konzepte und Stimmen zum Umbau

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