„Wir haben uns schweren Herzens von ihm getrennt“, berichtet Ahlens „Boss“ Dirk Neuhaus. „Aber der Druck der Fans und Sponsoren ist schon gewaltig gewesen.“ Kein Wunder, denn Ahlen rangiert nach 13 Pleiten in Folge auf dem letzten Tabellenplatz. Außerdem ist der ehemalige Zweitligist mit 43 Gegentreffern die Schießbude der Liga und hat mit nur elf erzielten Toren gerade einmal den zweitschlechtesten Angriff (nur Westfalia Herne ist mit vier Treffern schlechter). „Wir wussten, dass es eine sehr schwere Saison werden würde, weil wir die Spieler aus niederklassigen Ligen zusammengebettelt haben“, ist Neuhaus nicht blauäugig. „Doch den Jungs fehlte das Selbstvertrauen, deshalb mussten wir die Notbremse ziehen und das schwächste Glied aus der Kette nehmen.“
Schließlich warten nun mit dem Kreispokalspiel sowie den kommenden beiden Heimpartien drei wichtige Matches auf die Rot-Weissen. „Wir wollen in diesen Begegnungen ein Zeichen setzen, damit wir vernünftig aus dem Winterschlaf kommen werden“, hofft Neuhaus, den Tiefflug des Traditionsvereins mit einem Trainerwechsel abfedern zu können. Als Interims-Coaches werden der bisherige Assistent Björn Lerbs sowie „Co“ Michael Ross einspringen. „Ob sie auch eine längerfristigere Alternative sind, müssen wir abwarten, aber nichts ist unmöglich“, hängt die Zukunft des Duos in Neuhaus‘ Augen natürlich vom sportlichen Erfolg in den nächsten Wochen ab.
Große finanzielle Sprünge können die Ahlener sicherlich nicht unternehmen, schließlich befinden sie sich nach wie vor in der Insolvenz. „Wir können uns kaum bewegen“, runzelt Neuhaus die Stirn. „Rot-Weiss Essen weiß, was da bedeutet, aber bei uns auf dem Dorf ist die Lage selbstverständlich noch ungleich schwerer als in einer Großstadt.“
Berndsen nimmt Rücksicht auf die laufende Insolvenz
Deshalb ist der Funktionär seinem Ex-Trainer auch dankbar. „Thomas ist uns sehr entgegen gekommen. Wir werden in den nächsten Tagen den Aufhebungsvertrag aufsetzen und dann ist wirtschaftlich alles erledigt. Er hätte sich auch ganz anders verhalten können.“ Für Berndsen selbst ist das selbstverständlich. „Ich habe immer gesagt, dass ich auf einer sachlichen und keiner emotionalen Ebene bin. Ich kenne die schwierige Situation des Vereins. Weil ich mich mit allen Beteiligten gut verstanden habe und die Sache vernünftig zu Ende gegangen ist, hat sich für mich auch nie die Frage gestellt, Ahlen ausnehmen zu wollen.“
Warum es bei den Rot-Weissen nicht geklappt hat, erklärt der Verbandsfunktionär wie folgt: „Ich konnte meine Philosophie leider nicht umsetzen. Wir haben sehr viele junge Spieler gehabt, die Zeit benötigen, sich an das Klima zu gewöhnen. Aus der A-Jugend, die ebenfalls Letzter in der Bundesliga ist, konnte ich auch niemanden hochziehen, weil ich das Team ansonsten weiter geschwächt hätte. Es sollte einfach nicht sein.“ Dass Neuhaus und Co. nun die Reißleine gezogen haben, kann Berndsen verstehen. „Der Druck auf den Vorstand so groß geworden ist, dass eine Veränderung her musste.“ Ob diese nun auch den gewünschten Effekt haben wird, bleibt angesichts der Qualität des Kaders allerdings zweifelhaft.