Mit einem ganzen Schwung neuer, junger Spieler sollte der Abstieg umgehend korrigiert werden, wenn das so auch niemand formulieren wollte, offiziell sollte es natürlich „nur“ ein Platz unter den ersten Drei werden. Frei nach der Direktive „Alles kann, nichts muss“ also.
Speziell Teil zwei dieses Statuts gilt dann aber doch irgendwie nur bedingt. Nach 13 Spieltagen in der Landesliga beginnen die Gelsenkirchener langsam, ihre Gelassenheit zu verlieren. Denn die Bilanz liest sich ernüchternd, der SSV ist Fünfter - von unten. Vor allem die Auswärts hapert es bedenklich. Einen lumpigen Zähler ergatterte der Absteiger auf fremden Plätzen, die nächsten beiden Partien stehen binnen einer Woche ebenfalls in der Fremde an. „Sollten wir da nicht mindestens drei Punkte holen, geht es gegen den Abstieg“, unkt Trainer Hansi Herget. Die Tabelle spricht eine deutliche Sprache, die Gründe sind vielfältig.
Da wäre zum Beispiel die verfehlte Transferpolitik. André Krischak etwa kam mit der Empfehlung von 28 Bezirksliga-Treffern vom Bezirksligisten Horst 08. Aktueller Trefferstand für die „Rothosen“: 1. André Koch wechselte ebenfalls mit großen Erwartungen zum Liga-Neuling und konnte noch nicht ein Spiel absolvieren, Volker Meßmann wurde als Nummer eins verpflichtet, ließ sich aber von einem A-Jugendlichen aus dem Kasten verdrängen.
Überhaupt lastet große Verantwortung auf den Schultern der Nachwuchs-Akteure. „Wir haben sieben A-Jugendliche eingebunden, uns aber vor der Saison vorgestellt, sie langsam heranzuführen.“ Daraus wurde jedoch herzlich wenig. „Jetzt spielen die die letzten fünf, sechs Wochen fast alle über 90 Minuten“, schüttelt der Coach mit dem Kopf. Denn, wie sollte es anders sein, zu allem Überfluss ereilte den Absteiger auch noch massiv das Verletzungspech.
„Manfred Wischmann etwa hat ein Spiel für uns gemacht und sich sofort an der Leiste verletzt, das trifft uns hart, zudem schwächen wir und dann auch noch durch Undiszipliniertheiten und Rote Karten.“ Und die Nachwuchs-Akteure sind offenbar noch nicht weit genug, um die Ausfälle aufzufangen. „Das ist einfach eine Frage der Erfahrung und der mentalen Stärke“, weiß Herget.
Warum es daran vor allem auswärts so eklatant mangelt, kann er allerdings nicht erklären. Denn vor heimischem Publikum stellt sich die Truppe eigentlich sehr manierlich an, ist Dritter in der Heimtabelle. „Wir haben zu Hause auch nicht wesentlich mehr Publikum und Unterstützung, dennoch laufen die Jungs da einfach viel befreiter auf.“
Herget tappt im Dunkeln. Dennoch macht er sich um seinen Posten derzeit keine Gedanken: „Ich habe nichts davon gespürt, dass Kritk an meiner Person geübt wird, der Verein steht voll hinter mir. Und wenn man irgendwann der Meinung sein sollte, dass es jemand besser macht, dann muss man sich zusammensetzen und darüber reden, da stelle ich mich nicht quer.“
So weit soll es natürlich gar nicht erst kommen. Denn die nächsten beiden Partien haben zwar richtungweisenden Charakter, diese Richtung kann aber eben auch aufwärts weisen. „Die anderen sind ja noch nicht weit weg, es sind nur fünf Punkte bis zum Fünften und ich glaube nach wie vor, dass wir dort am Ende landen können“, beteuert Herget.