Als Fußballstadt kann man Düsseldorf heutzutage nicht mehr bezeichnen. Abgesehen von der Fortuna findet sich kein einziger Verein aus der Landeshauptstadt in den ersten fünf (!) Ligen.
Die aktuelle Nummer zwei der Stadt spielt in der Landesliga - und fristete bis vor zwei Jahren noch ein Dasein in der Kreisliga. Doch seither ging es rapide aufwärts für den FC Kosova.
Inzwischen ist der Klub in der Landesliga unterwegs. Ein völlig unrealistisches Szenario ist der Durchmarsch in die Oberliga nicht. Nach 15 Spieltagen mischt Kosova im Aufstiegsrennen mit. Der Rückstand auf das Top-Duo VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler und FC Remscheid beträgt nur einen Zähler.
Schicken sich die Düsseldorfer nun an, sich als dauerhafte Nummer zwei der Stadt zu etablieren? "Wir müssen demütig bleiben und in kleinen Schritten denken", betont Trainer Mohamed El Mimouni. "Aktuell stehen wir sehr gut da. Aber die Saison ist noch lang."
Dabei ist die Euphorie rund um den kosovarisch geführten Klub aktuell riesig. Am vergangenen Wochenende richtete der FC den kosovarischen Supercup aus. Dafür hatte er sich qualifiziert, in dem er sich gegen andere europäische Klubs mit kosovarischem Hintergrund durchgesetzt hatte. Der Lohn: ein Duell mit dem Profiklub FK Ballkani.
Eigentlich findet der Supercup in dem Balkan-Staat statt, doch die Düsseldorfer luden den Champions-League-Qualifikanten nach Düsseldorf ein. Das Event entpuppte sich trotz 0:1-Niederlage als voller Erfolg. Um die 4000 Zuschauer kamen Vereinsangaben zufolge am Sonntag auf das gemietete Stadion des VfL Benrath.
Darunter Schaulustige aus ganz Europa und kosovarische Spitzenpolitiker wie der Parlamentsvorsitzende. Die Partie wurde live übertragen, es gab eine Pressekonferenz und einen Online-Ticketvorverkauf. "Der organisatorische Aufwand war enorm. Das habe ich in vielen Jahren als Trainer auch noch nicht erlebt", schwärmt El Mimouni. "Überragend."
Der wohl größte Tag der bisherigen Vereinsgeschichte zeigt, dass der FC Kosova kein gewöhnlicher Landesligist ist. Verantwortliche und die über 100 Sponsoren verfolgen große Ambitionen, in der Landesliga soll auf Dauer noch nicht Schluss sein.
Ohne diese Infrastruktur haben wir in höheren Ligen auf Dauer nichts zu suchen
Mohamed El Mimouni
Für dieses Vorhaben dürfte El Mimouni ein geeigneter Coach sein. Bei seiner letzten Station führte der 41-Jährige den MSV Düsseldorf in die Oberliga. Doch nach dem knapp verpassten Klassenerhalt im Jahr 2023 und El Mimounis Abschied stürzte der Stadtnachbar wieder ab, spielt inzwischen nur noch Bezirksliga.
Ein warnendes Beispiel, das weiß auch El Mimouni. Er mahnt vor einem zu großen Erfolgswahn. "Die Saison ist noch lang. Sollten wir bis zum Ende oben mit dabei bleiben, würden wir uns sicher nicht vor der Oberliga verschließen."
Die größte Herausforderung sei schließlich nicht die sportliche Qualifikation für höhere Ligen - sondern gesunder Wachstum neben dem Rasen. Die größte Herausforderung sei es, so der Trainer, eine angemessene Infrastruktur zu schaffen. Denn aktuell besitzt der Verein nicht mal eine eigene Platzanlage.
"Wir sind dabei, den Verein auf vielen Ebenen weiterzuentwickeln. Wir wollen eine Jugendabteilung an den Start bringen. Wir brauchen eine eigene Anlage, eine Tribüne, ein Klubhaus, Parkplätze. Ohne diese Infrastruktur haben wir in höheren Ligen auf Dauer nichts zu suchen."