Ein Tor mit links, ein Treffer mit rechts und ein Kopfballtor. Der Arbeitsnachweis von Yannick Reiners konnte sich am vergangenen Spieltag mehr als sehen lassen. Beim 5:0-Heimsieg von Adler Union Frintrop gegen den ESC Rellinghausen war Reiners mit einem Dreierpack der Matchwinner.
Seine Saisontore Nummer 23, 24 und 25 im 23. Spiel. Damit führt der 2,04-Meter große Angreifer souverän die Torschützenliste der Landesliga Gruppe 3 an.
Und nicht nur das: Adler Union steht drei Spieltage vor Saisonende mit sechs Punkten Vorsprung vor den Sportfreunden Niederwenigern an der Tabellenspitze und hat tatsächlich den Durchmarsch in die Oberliga in der eigenen Hand. Dass dieser historische Coup mit einer Mannschaft gelingen könnte, die nicht zusammengekauft wurde, sondern größtenteils schon seit der Jugend zusammenspielt, macht diese Erfolgsgeschichte noch ein Stück besonderer.
Top-Torjäger Reiners ist eines der Gesichter von Adler Union Frintrop. Seit dem 09. Mai 2001 spielt er am Wasserturm und seit 2016 bei den Senioren. In 164 Liga-Partien für seinen Heimatverein schoss der Mittelstürmer 119 Treffer – eine starke Bilanz.
Nach RevierSport-Informationen lehnte der 26-jährige Feuerwehrmann in der Vergangenheit mehrere höherklassige Angebote ab – auch vom Oberligisten FC Kray. Es gab generell kaum einen Essener Verein, der in den letzten Jahren nicht am Top-Torjäger der Frintroper interessiert war.
Jetzt hat er die Chance, mit seinem Klub Geschichte zu schreiben. Vor dem Saisonendspurt in der Landesliga haben wir mit Yannick Reiners (26) gesprochen:
Yannick Reiners über …
Es gab sowohl zu Bezirksliga-Zeiten, aber auch jetzt in der Landesliga Angebote aus höheren Ligen, aber für mich steht Loyalität einfach sehr weit oben. Ich spiele mit vielen meiner besten Kumpels zusammen und dann auch noch so erfolgreich in den letzten zwei Jahren. Davon träumen, glaube ich, viele Amateurfußballer.
Yannick Reiners.
seine Verbundenheit zu Adler Union Frintrop: "Mittlerweile sind es 22 von 26 Lebensjahren, die ich bei Adler und Adler Union bin. Immer wenn ich auf die Anlage komme, ist es einfach ein Gefühl von Heimat. Wenn man selbst bei der Wohnungssuche darauf besinnt ist, dass der Platz weiter mit dem Fahrrad erreichbar ist, dann ist das sicher ein wenig bekloppt, aber bei mir war es halt so. In der aktuellen Situation ist es natürlich leicht zu sagen, aber ein Leben lang den Adler auf der Brust ist für mich schon sehr gut vorstellbar. Ich habe die schlechteren Zeiten ja auch alle mitgemacht."
das Zusammenspiel mit seinem fast vier Jahre jüngeren Bruder Nils, der die Nummer eins im Tor ist: "Früher hätte ich mir es wahrscheinlich nie vorstellen können, mit meinem Bruder zusammen zu spielen – so oft wie man sich in den Haaren hatte. Mittlerweile ist das schon was Besonderes und wir können uns gegenseitig pushen. Für unsere Eltern ist es natürlich auch leichter, weil die dann nicht immer auf mehreren Hochzeiten tanzen müssen. Dass er in den ersten Seniorenjahren so eine gute Entwicklung macht, hat uns natürlich alle gefreut und mittlerweile ist er zwischen den Pfosten auch kaum noch weg zu denken."
die mögliche Torjägerkanone und sein persönliches Ziel: "Nachdem ich die Torjägerkanone letztes Jahr um ein Tor verpasst habe, ist der Ansporn groß, es dieses Jahr "besser" zu machen. Hätte man mir das vor der Saison gesagt, hätte ich denjenigen vermutlich für bekloppt erklärt, aber als es in den ersten Wochen so gut lief und wir auch als Mannschaft sehr erfolgreich weiter unseren Offensivfußball zeigen konnten, kam mir das natürlich gelegen. In der Rückrunde lief es für mich persönlich dann etwas schleppender, aber in diesen Spielen waren die anderen Jungs da. Für die freue ich mich genauso. Der Dreierpack am letzten Wochenende war dann auch für mich eine Premiere in dieser Saison, denn bis jetzt hat es immer "nur" zum Doppelpack gereicht. Was die Torjägerkanone angeht, habe ich jetzt ein kleines Polster, aber die Kontrahenten sind stark und die eine oder andere Bude werde ich sicher noch benötigen. Mein persönliches Ziel am Ende der Saison ist ein Tor pro Spiel, aber eventuell sind auch die 30 möglich."
seine Treue zum Verein und den Grund, warum er Anfragen immer ablehnte: "Es gab sowohl zu Bezirksliga-Zeiten, aber auch jetzt in der Landesliga Angebote aus höheren Ligen, aber für mich steht Loyalität einfach sehr weit oben. Ich spiele mit vielen meiner besten Kumpels zusammen und dann auch noch so erfolgreich in den letzten zwei Jahren. Davon träumen, glaube ich, viele Amateurfußballer. Trotz der Angebote habe ich eigentlich nie einen Gedanken daran verschwendet, dass ich Adler den Rücken zukehre. Wie gesagt: für immer am Wasserturm kann ich mir durchaus vorstellen. Sich mit den Jungs jetzt in den nächsten Wochen den Oberliga-Traum erfüllen zu können, ist einfach nur Wahnsinn und immer noch ein wenig surreal."
den großen Oberliga-Traum: "Wir sind auch nach Rückschlägen immer wieder aufgestanden und haben scheinbar auch recht konstant gute Leistungen zeigen können. Die Oberliga wäre ein Abenteuer für alle: Spieler, Trainer, Staff, Fans und den ganzen Verein. Sollte es klappen, werden wir nächstes Jahr 34 oder mehr Pokalspiele haben und es jedem Gegner versuchen, so schwer wie möglich zu machen. Unser Pokalspiel gegen Straelen 2021 war das Highlight der Vereinsgeschichte, wovon wir unseren Kindern noch erzählen werden und jetzt sollen wir nächstes Jahr in einer Liga spielen? Wirklich unglaublich. In der Oberliga würden mit Sicherheit einige unvergessliche Erlebnisse auf uns warten, wie beispielsweise ein Auswärtsspiel in der Grotenburg gegen den KFC Uerdingen. Für diesen Traum müssen wir jetzt noch 3x 90 Minuten alles geben und dürfen keinen Prozent nachlassen."