Landesliga

Ein koreanisches Abenteuer beim DSV 1900

Hyun-Soo Kim sagt gerade heraus, was sein Wechsel nach Deutschland für ihn bedeutet. „Das ist ein Abenteuer“, sagt der 19-jährige Koreaner. Bislang gingen er und sein Landsmann Dong-jin Lee zur High School – und mussten sich nun entscheiden. Entweder geht es zur Uni oder die beiden versuchen, im Fußball etwas zu erreichen. „Ich würde gerne Nationalspieler in Südkorea werden“, sagt Lee. Etwas, das beiden gefallen würde, immerhin waren sie daheim schon in regionalen Auswahlen am Ball. Nun wechselten sie vom Bucheon Lee-Gigeun FC zum Landesligisten Duisburger SV 1900.

Die Wanheimerorter haben Erfahrung damit, Spieler aus Asien in ihr Team einzubauen – und ihre neuen Mannschaftskameraden erst einmal nicht zu verstehen. Über viele Jahre spielten zuletzt zahlreiche japanische Spieler an der Düsseldorfer Straße – nun sind die ersten Koreaner der Vereinsgeschichte für die Schwarz-Roten tätig. „Ein bisschen Englisch, ein bisschen Deutsch – und viel mit den Händen“, berichtet Kim, wie sich seine neuen Kollegen und Trainer mit ihm verständigen. „Ich finde es toll, wie sehr sich unsere Mitspieler und die Trainer darum bemühen, dass wir alles verstehen“, sagt er. Ohnehin fühlen sie sich ausgesprochen wohl. „In Korea“, berichtet Lee, „bedeutet der Erfolg des einen den Misserfolg des anderen. Dort gibt es nicht einen solchen Zusammenhalt wie hier. Das ist etwas ganz Neues für uns.“

Und wenn Englisch, Deutsch und die Hände nicht ausreichen, dann ist da ja noch Soo Yeon Ahn. Bei ihr wohnen die beiden – und sie hat auch geholfen, sie zum DSV 1900 zu vermitteln. „Der Kontakt kam über einen meiner Söhne zustande“, berichtet die Düsseldorferin. Und auch vom Fußball versteht die Koreanerin eine ganze Menge. Ein weiterer Sohn, Jens Castrop, spielt im U-16-Team des 1. FC Köln; dessen jüngerer Bruder Lenni Castrop kickt bei den Junioren von Borussia Dortmund.

Zunächst ohne Verein

Als Kim und Lee vor wenigen Monaten nach Deutschland kamen, hatten sie noch keinen Verein. In Düsseldorf gingen sie zunächst zum Zentrum für angewandte Fußballlehre, einer Fußballschule. Wieder vermittelt von Ahn versuchten sie es dann zunächst beim Düsseldorfer SC 99 und SC Düsseldorf-West. Bei den Westlern ist Julien Schneider der Trainer – ein ehemalige Torhüter des DSV 1900. „Er hat den beiden geraten, erst einmal in der Landesliga anzufangen und auch die Sprache zu lernen“, so Ahn.

So jung in einem fremden Land – das kann eine Herausforderung sein. Doch die beiden fühlen sich gut aufgenommen. „Ich mag auch das Essen hier“, sagt Lee. „Ich mag das koreanische Essen schon sehr, aber das deutsche Esse ist auch gut“, verrät Kim. Und Soo Yeon Ahn übersetzt die sprichwörtlich asiatische Höflichkeit lächelnd: „Er meint, dass er das koreanische Essen schon deutlich bevorzugt.“ Die Ziele von Kim und Lee – was die Familiennamen sind, die im Koreanischen im Regelfall zuerst genannt werden – sind ehrgeizig. „Ich würde es gerne in die 2. Liga schaffen“, sagt Lee. Kim geht einen Schritt weiter: „Die 1. Liga wäre toll.“ Und die Ziele beim DSV? „Ich denke, die Mannschaft ist stark genug, um aufzusteigen. Das Team ist toll.“ Der DSV selbst freilich wäre schon mit einem früh gesicherten Klassenerhalt sehr zufrieden.

Autor: Friedhelm Thelen