Zunächst verfärbte sich nach einem Tritt auf den Fuß der Zehnnagel, dann wurde eine Nagelbettentzündung diagnostiziert. Die Schmerzen, die Benjamin Wingerter hatte, waren so stark, dass er das Leder seines Fußballschuhs einschneiden musste, um ihn zu tragen. 14 Jahre sind seitdem vergangenen, seit der Mittelfeldspieler beim damaligen Regionalligisten Union Berlin unter Vertrag stand. Seitdem ist er regelmäßig bei der Fußpflege zu Besuch. Regelmäßig heißt: mindestens einmal im Monat.
„Als Fußballspieler sind meine Füße ja quasi mein Werkzeug. Ein Handwerker achtet doch auch darauf, dass sein Werkzeug im bestmöglichen Zustand ist“, sagt der 34-Jährige, der seit Sommer 2015 beim SV Horst 08 kickt und in dieser Saison maßgeblichen Anteil an der Rückkehr im defensiven Mittelfeld hatte.
Seine bevorzugte Adresse in Gelsenkirchen ist die Medizinische Fußpflege Kovac, die kleine Praxis inmitten des Medical Centers im Bergmannsheil in Buer ist nicht zu verfehlen. Immer geradeaus. Benjamin Wingerter ist nicht der einzige Sportler, der hier oder in der Praxis auf der Schalker Straße auf dem Behandlungsstuhl sitzt. Handballer, Tänzer, Ballett-Künstler, Leichtathleten, Extrem-Wanderer, sogar Boxer kommen regelmäßig. „Sportler, die ihre Füße überbelasten, nehmen unsere Hilfe in Anspruch“, sagt Vukica Kovac. Die Gelsenkirchenerin ist seit über 30 Jahren als ärztlich geprüfte medizinische Fußpflegerin in Gelsenkirchen tätig. Schuhe aus, Socken aus – dann legt sie los. Es wird geschnitten, gefeilt und gesalbt. Eine gute halbe Stunde Zeit müssen die Sportler schon mitbringen. Zum Einsatz kommen Nagelfalz-Instrumente, Nagelzange und Schleifgerät.
„Die meisten Sportler sind ständig Tritten oder Stößen ausgeliefert. Da ist es schnell passiert, dass sich Blutergüsse unter dem Fußnagel bilden“, sagt die Spezialistin für medizinische Fußpflege und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Wenn es weh tut, geht’s ganz schnell.“ Weil viele Kabinen, in denen sich die Sportler umziehen, nicht gerade als die sterilsten gelten, sich Sportler nach dem Duschen die Zehen-Zwischenräume nicht ausreichend trocknen, leiden viele Kunden unter Nagel- oder Fußpilzen. „Das ist ganz normal, schämen muss man sich deshalb nicht“, sagt Vukica Kovac. Die 65-Jährige empfiehlt allerdings eine Behandlung vom Fachmann. Ebenso wie bei „Hühneraugen“ , eingewachsenen Zehennägeln, Nagelpilz oder Hornhaut.
Unter Maik Walpurgis war die Fußpflege ein Muss
Benjamin Wingerter hat es erlebt, dass er wegen eines eingewachsenen Zehnnagels pausieren musste. Als er bei Regionalliga-Spitzenteam Sportfreunden Lotte spielte, stoppte ihn diese bei Fußballern nicht unübliche Verletzung. „Wenn du auf einem solchen Niveau nicht auf deine 100 Prozent kommst, wird es schwierig. Da kann man sich keine Nachlässigkeiten erlauben. Sonst ist der Stammplatz futsch“, sagt der ehemalige Junioren-Nationalspieler. Maik Walpurgis, Wingerters Trainer bei den Sportfreunden Lotte, verordnete seinen Spielern sogar, zur Fußpflege zu gehen.
Hühneraugen kontrollieren lassen
Marjan Kovac, der mittlerweile Geschäftsführer des Gelsenkirchen Familienunternehmens ist, rät: „Wer sich die Fußnägel selbst schneidet, soll sie gerade schneiden und es vermeiden, ‘Ecken’ zu schneiden.“ Bei „Hühneraugen“, nichts anderes als ein chronischer Druck auf knochennaher Haut, sollte eine Deformität der Füße ausgeschlossen werden. Darüber hinaus macht der 39-Jährige auf die Auswahl des Schuhwerks aufmerksam. Druckstellen seien zwingend zu vermeiden. Das gelte nicht nur für Sportler. „Wer das nicht beachtet, landet normalerweise irgendwann sowieso bei der medizinischen Fußpflege“, sagt er.