Viktoria Resse ist ein recht junger Verein im Fußballkreis Gelsenkirchen. Die Oststädter wurden 1975 gegründet, sie spielten zunächst eine Saison lang als Kneipen-Mannschaft, bevor sie sich dem Deutschen Fußball-Bund anschlossen. In den vergangenen Jahren legten die Resser einen beeindruckenden Höhenflug hin, der in diesem Sommer mit dem Aufstieg in die Westfalenliga gipfelte. Die WAZ unterhielt sich vor dem ersten Heimspiel in der neuen sportlichen Umgebung mit Peter Colmsee, dem Sportlichen Leiter und „Macher“ der Viktoria.
Herr Colmsee, müssen Sie sich manchmal kneifen, wenn Sie an den Erfolgsweg von Viktoria Resse in den vergangenen Jahren denken? Peter Colmsee: Ja, definitiv. Der Aufschwung der vergangenen Jahre ist einfach enorm. In der Saison 2003/04 konnten wir nur ganz knapp die Kreisliga A halten. Zwei Jahre später haben wir den Sprung in den überkreislichen Fußball geschafft. Damals schien die Bezirksliga das Maß aller Dinge für uns zu sein.
Was ist das Geheimnis des Erfolges, welche Philosophie hat der Klub? Wir verfolgen den kontinuierlichen Weg, auf junge und hungrige Spieler zu setzen. Spieler, die nicht des Geldes wegen für Viktoria Resse spielen. Selbst jetzt in der Westfalenliga spielen die Jungs für wenig Geld.
Die Jugendabteilung ist nicht mitgewachsen, keine Nachwuchsmannschaft spielt überkreislich. Das ist leider richtig. Wir haben in diesem Jahr ein Konzept entwickelt, um das zu ändern. Wir haben einen Leitfaden für die Nachwuchsabteilung erstellt und zwei Koordinatoren eingesetzt, einen für den Bereich von den A- bis zu den C-Junioren und einen von den D- bis zu den G-Junioren. Wir wollen langfristig auch mit dem Nachwuchs überkreislich spielen.
Warum hat das bisher nicht geklappt? Wir wollen nicht alles auf den fehlenden großen Kunstrasenplatz schieben, aber Fakt ist auch, dass die Jugend von heute nicht mehr gerne auf Asche spielen will. Uns blieb früher nichts anderes übrig. Aber vielleicht waren wir auch etwas weniger wehleidig.
Gibt es noch andere Gründe? Um ganz nach oben zu kommen, braucht man auch qualifizierte Trainer. Wir sind auf einem guten Weg, unsere Jugend-Trainer mit den entsprechenden Lizenzen auszustatten.
Wer an Viktoria Resse denkt, denkt spätestens im übernächsten Moment auch an Sie. Welchen Stellenwert hat der Verein in Ihrem Leben? Das ist mein Baby. Ich habe für Viktoria selbst aktiv Fußball gespielt und war dort nicht nur Trainer, bei den Junioren und im Herren-Bereich, sondern auch in anderen Funktionen tätig. Wobei ich betonen möchte: Viktoria Resse ist nicht nur Peter Colmsee. Wir sind stolz auf unsere zahlreichen ehrenamtlichen Helfern.
Wäre für Sie ein Wechsel zu einem anderen Verein vorstellbar? Nein, das geht nicht mehr. Viktoria Resse ist das Ding, das ich mit aufgebaut habe. Da steckt so viel Herzblut von mir drin. Hier konnte ich das umsetzen, was ich mir unter Fußball vorstelle.
Den Aufschwung hat der Verein ohne großen Einzelsponsor geschafft. Würde ein Geldgeber bei Ihnen offene Türen einlaufen oder sind Sie froh, dass Ihr Klub alles aus eigener Kraft schafft? Wenn einer vorbeikommt und uns 400 000 Euro für die Errichtung eines großen Kunstrasenplatzes geben würde, wäre uns schon sehr geholfen. Geld hat sicherlich seinen Stellenwert, ist aber nicht alles im Fußball. Im Vordergrund sollte der Spaß stehen. Man darf nicht vergessen: Resse ist ein Dorf. Wir sind umzingelt von vielen größeren Vereinen. Es ist sehr schwierig, Sponsoren zu gewinnen.
Wie groß ist die Vorfreude auf das erste Heimspiel am Sonntag gegen den SV Brackel 06? Die Vorfreude ist sehr groß, erst recht nach dem Spiel in Holzwickede, in dem wir uns trotz zahlreicher Ausfälle gut aus der Affäre gezogen haben.
Schafft Ihre Mannschaft den Klassenerhalt? Nach der guten Leistung in der zweiten Halbzeit in Holzwickede glaube ich fest daran.
Und wenn es nicht klappen sollte? Dann spielen wir in der kommenden Saison eben wieder in der Landesliga. Damit haben wir kein Problem. Wir haben der Vereinsfamilie zu verstehen gegeben, dass uns in der Westfalenliga ein schwerer Gang bevorsteht und dass wir gerade dann, wenn es mal nicht wie gewünscht laufen sollte, Unterstützung brauchen. Aber das eine Jahr in dieser Spielklasse, das nimmt uns keiner weg.