Wenn Frank Schulz sonntags am Waldstadion, der Heimspielstätte des VfB Waltrop, vorfährt, dann ist es für ihn immer noch ungewohnt. Die Mannschaftsaufstellung, die taktische Marschroute, die richtige Ansprache – all das kennt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Eine Situation, die für den 51-Jährigen Neuland ist, denn in den letzten 15 Jahren arbeitete er durchweg in der Oberliga. „Wenn ich zum Platz komme und nicht weiß, welche Spieler kommen, ist das schon schwierig für mich“, gesteht Schulz. „Da musste ich mich sehr dran gewöhnen.“
Mit Ruhe und Selbstbewusstsein
Seit Mitte Januar trainiert der ehemalige Profi, der unter anderem für den VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach die Schuhe schnürte, nun schon den VfB. Der Aufsteiger müht sich durch die Saison und hatte gegen Ende der Hinrunde mit viel Unruhe wegen der Trennung von Ex-Coach Martin Backwinkler zu kämpfen. Unter Schulz‘ Regie holte der VfB in elf Partien nur neun Punkte – auch eine Folge der anhaltenden Personalprobleme. Beim jüngsten 3:1-Sieg gegen Weitmar 45 waren gleich sechs A-Jugendliche im Kader, vier davon in der Startelf. „Ohne die könnte ich gar keine Mannschaft mehr auf den Platz bringen“, weiß Schulz. „Damit muss ich eben kämpfen. Die Mannschaft kann sich nicht einspielen, wir müssen jede Woche improvisieren. Das bin ich natürlich anders gewöhnt.“
"Ich kann jederzeit gehen" Trotz allem sieht es im Abstiegskampf gar nicht schlecht aus, denn das rettende Ufer ist nur zwei Punkte entfernt. Bis zum Relegationsplatz fehlt gar nur ein Zähler und in den nächsten drei Wochen stehen ausschließlich Duelle gegen direkte Konkurrenten an. „Wir haben es selbst in der Hand“, sagt Schulz. „Wir müssen ruhig bleiben. Ich glaube an die Mannschaft.“ Ruhe und Selbstbewusstsein – Eigenschaften, die Schulz während seiner langen Trainer-Laufbahn immer begleitet haben. Wie seine Zukunft aussieht, das weiß er noch nicht. Solang kein interessantes Angebot kommt, das hat er dem Verein versichert, wird er in Waltrop weitermachen – auch in der Bezirksliga. Dass er allerdings ganz andere Ambitionen hat, daraus macht er keinen Hehl. „Ich kann jederzeit gehen, wenn ich ein passendes höherklassiges Angebot annehmen möchte. Am liebsten wäre ich natürlich im Sommer mit Velbert in die Regionalliga aufgestiegen.“ Daraus ist nichts geworden. Aber wenn er den VfB zum Ligaverbleib führt, wird er auch Grund haben zu feiern.