Ein schöner Tag war das am 14. Mai 1994. Damals stand Jörg Lipinski als Spieler mit dem Zweitligisten Rot-Weiss Essen im DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen, das von Otto Rehagel betreut wurde und mit Mario Basler und Andreas Herzog antrat. Das Spiel ging 1:3 verloren, trotzdem markierte dieser Samstag in Berlin den Höhepunkt der Karriere des ehemaligen Mittelfeldspielers und Zweitliga-Profis.
Sechzehn Jahre später, am 19. September 2010, tritt Jörg Lipinski als Trainer an und verliert 0:4 – gegen den ESC Rellinghausen in der Landesliga Niederrhein. Für sein jetziges Team von der SG Essen-Schönebeck bedeutet das die dritte Niederlage in Folge ohne eigenes Tor und den Absturz auf den vorletzten Tabellenplatz.
Erste Trainerstation
Für Lipinski stellt das Engagement bei der SG die erste Trainerstation seiner Karriere dar. Bis zum Sommer 2010 war der 42-Jährige noch Sportlicher Leiter in Schönebeck und während seiner Amtszeit gelang dem Klub der Durchmarsch von der Kreis- in die Landesliga. Dort sollen die Essener auch noch mindestens ein weiteres Jahr bleiben.
Der ehemalige Spieler von Fortuna Köln und Rot-Weiß Oberhausen weiß, dass es „bis zum Ende eine schwierige Saison“ wird, war sich aber schon vor Beginn der Spielzeit der heiklen Aufgabe bewusst. Bis auf einen Mann haben nämlich alle Stammspieler des Vorjahres den Verein verlassen, nachdem man zuvor als Aufsteiger einen beachtlichen 7. Platz in der Abschlusstabelle belegen konnte.
Die neue Saison fing auch ganz anständig an, und die SG hatte nach den ersten drei Partien vier Punkte auf der Habenseite. Seitdem kamen aber keine weiteren dazu. „In den letzten Wochen haben wir uns durch Disziplinlosigkeiten immer selbst geschwächt“, kennt Lipinski einen der Gründe für die Erfolglosigkeit der letzten Spiele. So gab es im Match gegen den damaligen Tabellenführer FC Kray zwei Platzverweise binnen einer Minute, nachdem man zuvor „eine Bomben-Erste-Halbzeit“ gespielt hatte, am Ende aber mit 0:2 unterlag. Zudem sind momentan einige Akteure verletzt, die normalerweise zum Stamm gehören, und „so führt eins zum anderen.“ In den ersten Partien konnte man außerdem noch davon profitieren, dass die Gegner nicht eingespielt waren und sich erst finden mussten. Diesen kleinen Vorteil hat die junge und unerfahrene Schönebecker Truppe nun jedoch verloren.
Lipinski hofft aber auf die Lernfähigkeit seiner Schützlinge. Mit der Erfahrung aus 237 Zweitliga-Spielen glaubt er, der Mannschaft einiges mit auf den Weg geben zu können. Nichtsdestotrotz ist man auf der Suche nach Verstärkungen. „Wir brauchen noch einen Mittelfeldspieler, der die nötige Coolness reinbringt, und einen Knipser, der auf Anhieb 15 Tore machen kann. Leider sind wir nicht die einzigen, die solche Leute suchen“, weiß der gebürtige Herner um das schwierige Unterfangen, neue Leute an die Ardelhütte zu bekommen. Dementsprechend fällt auch seine Zielsetzung für die weitere Saison aus: „Alles andere, als den Klassenerhalt anzupeilen, wäre utopisch.“ Bleibt also abzuwarten, wo man die Schönebecker nach dem 30. Spieltag wiederfindet.