Richter Dr. Axel Deutscher sprach von "völliger, kaum mehr nachvollziehbarer Brutalität" auf dem Fußballplatz. Der Fußballer hatte am 20. April 2008 während des Punktspiels zwischen seiner damaligen Mannschaft von Inter Bochum II und Langendreer 04 einem am Boden liegenden Gegenspieler nach zehn Meter Anlauf wuchtig gegen den Kopf getreten - wie vor einen Ball nach einem Abschlag. Er rächte damit ein vorheriges Foul des 28-Jährigen an einem seiner Mitspieler (23).
Lebenslange Sperre
Das Opfer, ein Elektriker, erlitt mehrere Knochenbrüche im Gesicht. Er musste sich eine Platte implantieren lassen. Außerdem muss er seitdem eine Brille tragen. Bis heute leidet er unter Sehstörungen. Auch Zähne waren damals abgebrochen. Er will jetzt noch auf dem zivilrechtlichen Wege weiteres Schmerzensgeld.
Der Fußball-Straftäter, ein Klein-Unternehmer, war bisher nicht vorbestraft. Ein Sportgericht hat ihm damals bereits eine lebenslange Sperre verpasst.
"Gewisse Kriegserklärung"
Selbst der Verteidiger sagte über die Attacke: "Das war eine gewisse Kriegserklärung. Er ist durchgedreht." Der Staatsanwalt: "Der Angeklagte scheint etwas verwechselt zu haben: Sportlicher Wettkampfist kein Krieg." Durch den Tritt hätte das Genick brechen können. Dann wäre es wohl eine Körperverletzung mit Todesfolge geworden.
Der Richter sagte im Urteil: "Fußball ist kein Schach. Und der Fußballplatz ist kein Mädchenpensionat." Es sei klar, dass bei diesem Sport schon mal die Emotionen hochgingen. Das mache ja auch den "Charakter" und die "Faszination" dieses Sports aus. Trotzdem stellte er klar: "Der Fußballplatz ist kein rechtsfreier Raum."
80 Sozialstunden für Schlag ins Gesicht
Büßen muss auch jener damals gefoulte Mitspieler, Neffe des Täters: Der 23-Jährige, der jetzt ebenfalls angeklagt war, hatte damals dem 28-Jährigen für dessen Foul ins Gesicht geschlagen und ihn damit zu Boden gestreckt. Dafür muss er 80 Sozialstunden leisten. Im Gegenzug stellt das Gericht das Strafverfahren gegen ihn ein. Er war für ein Jahr für alle Fußballspiele gesperrt worden.
Das Spiel war damals wegen der Tat beim Spielstand von 2:1 für Inter II abgebrochen worden und mit 2:0 für Langendreer gewertet worden. Die damalige Inter-Mannschaft soll personell mit der heutigen Inter-Bochum-Mannschaft nichts mehr zu tun haben.