„Mach’ doch bitte noch ein Jahr weiter.“ – So oder so ähnlich heißt es Jahr für Jahr beim Fußball-B-Kreisligisten SuS Concordia Flaesheim aus dem Kreis Recklinghausen, wenn es um die Planung und den Trainerposten für die folgende Saison geht. In Frage kommt für diese Position dort allerdings nur ein Mann: Michael Onnebrink. Als Coach und Torjäger befindet sich der 38-Jährige mittlerweile schon im zehnten Jahr in Flaesheim und fühlt sich dementsprechend pudelwohl: „Der Verein ist wie eine große Familie. Das Verhältnis untereinander, die Kameradschaft, das ist unglaublich“, schwärmt Onnebrink, dessen Arbeit in der Haardkampfbahn natürlich auch mit Höhen und Tiefen verbunden ist.
Das Highlight und damit der größte Erfolg in Flaesheim war der Aufstieg in die Kreisliga A im Jahr 2009, an dem Onnebrink nicht nur als Trainer, sondern auch als Torschützenkönig mit 47 Treffern maßgeblichen Anteil hatte. „Das war die Krönung. Ein absolutes Gänsehauterlebnis“, beschreibt „Onne“, wie er gerufen wird, das Ereignis.
Nur ein einziger Zähler fehlte zum Klassenerhalt
Den darauffolgenden direkten Abstieg will der Spielertrainer gar nicht als Tief ansehen. Dann schon eher die schwere Verletzung, die den Mittelstürmer für ein halbes Jahr außer Gefecht setzte: Ein Knöchelbruch verhinderte einen Einsatz in der Rückrunde, sodass er in der auch speziell für ihn „nicht einfachen Situation“ nur am Rande helfen konnte. Mit 30 Punkten fehlte am Ende nach großer Aufholjagd nur ein einziger Zähler zum Klassenerhalt. „Wir haben den Aufstieg sicherlich nicht bereut und alles versucht. Leider hat es am Ende nicht ganz gereicht. Aber es war trotzdem eine geile Sache“, sagt Onnebrink. Jetzt gelte es eben die B-Liga zu akzeptieren, den Neuaufbau in die Wege zu leiten und sich zu etablieren.
Dass Onnebrink überhaupt die nächste Ära einläuten soll, ist dem Charakter der Mannschaft zu verdanken und dem Rückhalt des Vorstands. Eigentlich sollte im Sommer der Schlussstrich gezogen werden – wieder einmal – doch „Onne“ konnte es – wieder einmal – nicht sein lassen: „Es wäre mir ohnehin sehr schwer gefallen, mich nach neun Jahren zu verabschieden. Wenn dann noch die komplette Mannschaft vor einem steht und sagt ‚mach’ doch bitte noch ein Jahr weiter’, dann ist es unmöglich aufzuhören.“
Mittlerweile ist „Onne“ auch selbst wieder fit. Mit seinen 38 Jahren ist er zwar der Älteste, aber „so lange ich den Jüngeren immer noch weg laufe und weiterhin Spaß habe, werde ich auch weiter auf dem Platz stehen.“ Nach einem eigentlich akzeptablen Saisonstart läuft es aber noch nicht rund beim Absteiger, was der Trainer am großen Verletzungspech festmacht. Mit elf Punkten findet man sich zur Zeit eher im Niemandsland der Liga wieder. Im Schatten der erfolgreichen Flaesheimer Frauenmannschaft, die derzeit die Westfalenliga anführt, lässt es sich dabei dennoch ruhig arbeiten. Schon 359 Tore für "seine" Concordia
Für den Torjäger Onnebrink läuft es hingegen so wie immer. Nach acht Spielen stehen acht Tore auf seinem Konto. Seine eigene inoffizielle Rechnung scheint dabei fast unglaublich: Nach neuneinhalb Spielzeiten hat „Onne“ 359 Tore für seine Concordia erzielt. Die Torjägerkanone hat er dabei fast wie selbstverständlich abonniert. Unfassbare Werte, die Onnebrink zum Großteil seiner Mannschaft zu verdanken hat: „Auf so eine Quote bin ich natürlich stolz, allerdings wäre das ohne dieses Team auch nicht möglich.“ Bezeichnend, dass Flaesheims Spielertrainer in Haltern den Ruf einer Lebensversicherung für die Concordia genießt.
Für Michael Onnebrink stehen allerdings nicht nur seine Tore. Zehn Jahre verantwortlich bei einem Verein zu sein, spricht für Kontinuität und ist in der heutigen Zeit sicherlich nur noch selten zu finden. Onnebrink verrät das Geheimnis dieser langen und innigen Beziehung: „Ich habe zu eigentlich allen Spielern ein sehr gutes Verhältnis, was teilweise auch mit großer Freundschaft verbunden ist. Dennoch, und daher Kompliment an die Mannschaft, sind Respekt und Grenzen weiterhin vorhanden.“ Onnebrinks Vertrag endet wieder einmal im nächsten Sommer. Eine weitere Fortsetzung dieser Ehe scheint nicht ausgeschlossen, ein Abschied allerdings auch nicht. Ohne Fußball geht es schon mal gar nicht. Bietet die Concordia ihm und der Mannschaft eine Perspektive könnte es im Winter daher durchaus heißen: „Ich bleibe noch ein Jahr.“ – Wieder einmal.