Wie es um den Integrationswillen, der von Ausländern gerne verlangt wird, bestellt ist, stellt Hasan Yildirim, ehemaliger MSV Duisburg-Akteur und nun Trainer des TSV Bruckhausen seine Sicht der Dinge dar. Dabei zitiert er den 1. Vorsitzenden des Vereins, Mehmet Yagiz, der stets sagt: "Wir leben in Deutschland und müssen auch so denken." Und dann ergänzt der gebürtige Türke: "Diese Aussage finde ich gut. Darüber sind wir uns hier einig beim TSV."
Der 50-Jährige hat seit dem Ende der Abstiegssaison eine doppelte Aufgabe zu erfüllen. Zum einen möchte der Verein schnellstmöglich wieder einen Bezirksligisten stellen, zum anderen kann er zeigen, dass ein türkischer Sportklub nicht die totale Isolation von der Außenwelt bedeutet. Denn der Sport, der ja bekannterweise mehr als eine gesundheitsfördernde Wirkung haben kann, hat im Duisburger Norden eine besondere Bedeutung. Schließlich ist Bruckhausen der erste Stadtteil in Nordrhein-Westfalen gewesen, der mehr Ausländer als Deutsche beherbergte. Inzwischen wohnen in dem einstigen Arbeiterviertel, das bis heute durch Schwerindustrie gekennzeichnet ist, ausschließlich Leute mit sogenannten Migrationshintergrund. In einer seit längerem ohnehin strukturschwachen Region zählt dieser Teil des Ruhrgebiets zu den Benachteiligten. Dennoch oder gerade deshalb herrscht ein großer Zusammenhalt. Das zeigt die Aussage des Spielers und Urgesteins im Verein, Adem Gümüs: "Ich bin hier schon mal weggezogen und zurückgekehrt. Ich lebe gerne in Bruckhausen. Das ist meine Heimat."
Und dass es dort und auch in Duisburg gar nicht so schlimm ist, beweist die alljährlich veröffentlichte Kriminalitätsstatistik. Da zählt die Stadt, die durch Schimanski eben erst ihr Schmuddel-Image erlangte, zu den sichersten Gebieten des Landes.
Die allgemeine Sorge vor einer Abkehr von den Grundwerten der Republik in eine Parallelgeselschaft ist stets vorhanden. Yildirim leistet seinen eigenen Beitrag zu dem Thema: „Wir leben hier, also müssen wir uns anpassen.“ Doch all zu viel braucht man sich damit nicht zu befassen, denn er
betont: "So schlimm ist es gar nicht. Außerdem bin ich ein Disziplin-Fanatiker und akzeptiere keine Verfehlungen. Und ich achte darauf, dass untereinander deutsch geredet wird." In der abgelaufenen Saison war die erste Mannschaft noch an zwei Spielabbrüchen beteiligt. Das soll sich nicht wiederholen.
Dass es der Klub mit der Integration und dem sozialen Engagement ernst meint, beweist die Tatsache, dass mit Naci Akyazi ein Mann verpflichtet wurde, der die Jugendarbeit voranbringen soll. Eine Sache, die er bereits beim Nachbarn FSV Duisburg erfolgreich praktizierte. Auch dass der Klub Spielern bei der Vermittlung von Ausbildungsplätzen hilft und das intensivieren möchte, spricht für sich.
Der Blick gilt nun eindeutig dem direkten Wiederaufstieg. Insgesamt 13 Zugänge sind dabei, drei vom Landesligisten Galatasaray, um dieses Ziel zu erreichen. Auch auf der maroden Platzanlage wird etwas geschehen, neue Kabinen sind endlich in Sicht. "Da war letztens eine Delegation rund um den Oberbürgermeister bei uns und hat im Namen der Stadt versprochen, dass da bald einiges geschehen wird", freut sich Geschäftsführer Mustafa Boztoprak.
So wirkt es als ob es tatsächlich im Kleinen ein Aufeinanderzugehen im oftmals vernachlässigten Teil der Stadt gibt. Weitere Schritte müssen folgen.
