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ESC Preußen Essen: Pressesprecher Andreas Bierkandt im Interview
"Man muss die Selbstaufgabe nicht so exzessiv betreiben"

ESC Preußen Essen: "Man muss die Selbstaufgabe nicht so exzessiv betreiben"
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Die sportliche Bilanz des ESC Preußen Essen nimmt langsam erschreckende Formen an. Auf den Tag genau vor einem Jahr, am 12. November 2006, gewann die Truppe von Trainer Klaus Wuschka mit 2:1 gegen den VfB Frohnhausen. Ein Erfolgserlebnis, von dem die Preußen noch lange zehren mussten. Nach Problemen mir Hauptsponsor Kabelcom und der Steuer brach die Mannschaft auseinander. Neben zwei mickrigen Unentschieden sollte ein ganzes Jahr lang nur ein einziger "Dreier" folgen. Doch auch nach dem Abstieg in die Kreisliga A scheint der ESC-Fahrstuhl unaufhaltsam auf dem Weg nach unten.

Nach 13 Spieltagen steht noch immer eine große "Null" auf dem Punktekonto der Preußen. RevierSport sprach mit Pressesprecher Andreas Bierkandt über Arbeits-Motivation, Zukunftsperspektiven und eine mögliche Vereins-Fusion.

Erinnern Sie sich an den letzten Pflichtispiel-Sieg des ESC Preußen Essen?

Oh, da muss ich überlegen. Ist auf jeden Fall lange her. Das müsste so im März, April gewesen sein.

Der 22. April 2006 - 1:0 beim SC Steele.

Da lag ich ja gar nicht so schlecht. Ist kurioserweise sogar mein Geburtstag.

Seitdem gab es gar nichts Zählbares mehr zu verbuchen. Auch in der Kreisliga A scheint die Mannschaft nicht konkurrenzfähig. 13 Spiele, noch nicht ein Punkt. Hand aufs Herz! Macht die Arbeit so noch Spaß?

Nein. Es bricht im Verein langsam alles auseinander. Dabei muss man sagen, dass die Leute eigentlich noch immer zusammenstehen. Auch von der Mannschaft her, zumindest bis zum ersten Gegentor versuchen sie sich natürlich immer gegen die Niederlage zu stemmen, auch wenn danach oft die Gegenwehr zusammenbricht. Aber zum Beispiel Trainer Klaus Wuschka hat schon angekündigt, zur nächsten Saison den Verein zu verlassen.

Wie soll es im nächsten Jahr weitergehen? Der Abstieg scheint ja besiegelt.

Wir haben im Prinzip eine Kreisliga B-Mannschaft in der A-Liga. Wenn wir mit der Truppe absteigen, kann man in der nächsten Saison vielleicht um Platz sechs bis zehn mitspielen, das ist dann aber das höchste der Gefühle. Wobei man natürlich sagen muss, dass das nicht der Anspruch eines Vereins sein kann, der lange Jahre immer mindestens in der A-Liga gespielt hat.

Also, was wollen Sie tun, um die Chancen des Klubs zu verbessern?

Man bekommt eigentlich keine vernünftigen Spieler für die Kreisliga A, wenn man nicht zumindest eine Fahrtkostenpauschale oder Aufwandsentschädigung zahlt. Aber wir haben kein Geld. Daher müssen wir unseren ganzen Ansatz ändern, mehr auf eigene Faust versuchen. Statt eines Großssponsors gehen wir über Förderkreise und Kleinsponsoren, wo der eine oder andere auch mal einfach einen Zwanziger gibt.

Also keine großen Sponsoren mehr, was wohl auch mit den schlechten Erfahrungen nach dem Kabelcom-Rückzug zusammenhängt. Würden Sie rückblickend etwas anders machen?

Ja, auf jeden Fall. Dabei wissen wir eigentlich noch immer nicht genau, was wir falsch gemacht haben. Im Prinzip kann ich nur sagen: Es wurden Fehler von Laien gemacht, denn wir hatten ja nicht nur das Problem mit dem Sponsor. Plötzlich waren auch Steuerschulden da, von denen keiner was wusste. Das hing dann zum Beispiel auch damit zusammen, dass Fehler bei Berechnungen von Sponsoring-Einnahmen oder der Versteurung von Zuschauer-Erlösen beim Kabelcom-Cup aufgetreten sind. Einem Einzelnen will ich dafür auch gar nicht die Schuld geben. Im Nachhinein würde ich eigentlich nur sagen, dass wir den Vorstand viel breitgefächerter hätten aufbauen müssen, ich würde die ganzen Einnahmen nicht mehr in eine Hand legen. Aber es wird immer schwerer, Leute ehrenamtlich zur Mitarbeit zu bewegen. Ansonsten haben wir objektiv keine Fehler gemacht.

Wie sehen Sie ihre persönlichen und die Perspektiven des Klubs?

Ich selber werde mir am Saisonende natürlich auch überlegen, ob ich weitermache. Zunächst läuft aber alles so weiter, an eine Vereins-Insolvenz oder den Rückzug glaube erstmal ich nicht. Wir haben alle Schulden bezahlt, stehen bei Null, haben aber nunmal kein Geld. Sicherlich, die sportliche Selbstaufgabe muss man nicht so exzessiv betreiben, wie wir es zur Zeit tun. Langfristig muss man sehen, dass man den Klub wieder in der Kreisliga A etabliert. Parallel laufen aber auch erste Vorgespräche über eine Fusion mit TuS Helene Essen. Das haben wir schon immer angestrebt. Ob jetzt mit VfB Essen Nord oder BV Altenessen. Bestes Beispiel ist doch Rellinghausen. Die Perspektive kann nur darin liegen, sportliches Potenzial zu bündeln.

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